Als wir kürzlich einen Ausflug zum Tagebau Garzweiler in Jackerath und Jüchen (mehr Infos hier!) gemacht haben, sind wir auch durch Immerath und Pesch gefahren.
Diese beiden Ortschaften sind unmittelbar vom Braunkohleabbau betroffen. Und schon seit einiger Zeit steht fest: In wenigen Monaten werden beide Dörfer nicht mehr existieren.
Dann werden die riesengroßen Schaufeln mit jedem Kubikmeter Erde auch viele Erinnerungen ganzer Generationen ausgelöscht haben. Fröhliche Stunden, traurige Stunden, gemeinsame Erlebnisse und vieles mehr wird dann in einem tiefen Abbauloch verschwunden sein.
Viele Dorfbewohner haben schon vor einiger Zeit das Angebot zur Umsiedlung in neu aus dem Boden gestampfte Häuser angenommen und ihre alte Heimat hinter sich gelassen. Doch es gibt noch einige Widerständler, die bis zum bitteren Ende ausharren und erst die Häuser verlassen, wenn die Baggerschaufel schon an der Haustür kratzt.
Mit diesem Wissen ist es ein besonders mulmiges Gefühl, im Schritttempo durch die verlassenen Straßen der beiden Ortschaften zu fahren.
Insbesondere in Pesch wird der unstillbare Hunger der großen Braunkohle-Maschinen deutlich. Als wir vor zweidreiviertel Jahren das letzte Mal hier gewesen sind (siehe auch:Lost Place mal anders: Pesch und Immerath – Opfer vom Tagebau Garzweiler), waren noch viele Häuser vorhanden, die heute längst in Schutt und Asche gelegt und deren Fassaden und Dächer zermalmt worden sind.
Als wir uns Pesch, oder besser gesagt, was von Pesch übrig geblieben ist genähert haben, wurde es plötzlich spannend, als ein silber-blauer Mercedes vorfährt. Die Polizei kam kurz bei uns vorbei, um zu überprüfen, dass sich keine Plünderer oder Randalierer an den verlassenen Gebäude zu schaffen machen oder wertvolle Metalle stehlen.
Doch wir sind harmlos, wir sind nur einige der Sensations-Touristen, die weniger auf Sensationen aus sind, sondern vielmehr geschockt und betroffen in die marode Landschaft blicken.
Allerdings spüre ich alles andere als Sensationslust, als ich meine Augen über die marode Landschaft und die abrissreifen Häuser streifen lasse.
Obwohl ich hier nie gewohnt habe, fühle ich Traurigkeit und Bitterkeit. Mein Mitgefühl gilt den Menschen, die ihr altes Leben hinter sich lassen mussten und nun in Pesch (neu) einen Neuanfang starten.
Tagebau Garzweiler und die Folgen bei Planetopia
In diesem Zusammenhang empfehle ich auch die Planetopia-Sendung vom 3. März 2014.
Einen Tag nach unserem Besuch im Tagebau beleuchtet die Reportage das Schicksal der Menschen am Niederrhein.
Nach einem Klick geht es direkt zu der Sendung in der Mediathek von Sat1: Rückkehr der Riesenbagger – Wenn das Zuhause der Braunkohle weicht.
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