Schon vor dem heutigen Sonntagsspiel stand fest, dass der BVB am Ende des elften Spieltages zum dritten Mal in dieser Saison (nach dem 8. und 10. Spieltag grüßten die Dortmunder schon einmal vom Platz an der Sonne) Rang 1 innehaben werden. Denn der Verfolger aus Mainz, einen Zähler hinter Borussia, verlor bereits am Samstag Nachmittag 0:1 beim SC Freiburg.
Ich hatte vor dem Spiel kein gutes Gefühl, denn zu oft hatte Borussia Probleme mit Hannover 96. Das bestätigte auch die Statistik, die den letzten Sieg der Schwarz-Gelben an der Leine vor viereinhalb Jahren notiert hat. Oder sollte trotzdem der sechste Auswärtssieg in Folge für die Gäste gelingen? Andererseits sprach die Statistik für den BVB, denn ich guckte das Spiel daheim mit meinem Dad, der schon beim 3:2-Sieg in Köln ein guter Glücksbringer war. Meine Mum ließ es sich natürlich nicht entgehen, auch live dabei zu sein.
Borussia Dortmund startete mit der gleichen Aufstellung wie beim unzureichenden 0:0 in Paris. Von Beginn an dominierten die Gäste das Spiel und waren optisch überlegen. Nach elf Minuten wurde die Offensive belohnt. Shinji Kagawa tanzte vor dem 96-er Strafraum entlang und schloss die feine Einzelleistung mit der Führung für die Gäste ab. Nach 23 Minuten hatte Kagawa das 2:0 auf dem Fuß, der Ball strich jedoch über das Tor; nur eine Minute später verpasste der Japaner das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit.
Die Überlegenheit der Borussia drückte sich auch in 5:0 Torschüssen nach 25 Minuten aus. Nach 27 Minuten war es Lukas Pisczek, der aus aussichtsreicher Position eine gute Torgelegenheit nicht nutzen konnte. Der erste Torschuss von Hannover 96 konnte nach sage und schreibe 31 Minuten verzeichnet werden – zu diesem Zeitpunkt hatte Borussia bereits das halbe Dutzend an Torgelegenheiten voll. Aber die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig…
Die knappe, aber hochverdiente Führung des BVB bedeutete gleichzeitig das Halbzeitergebnis. Die Dortmunder Dominanz sollte sich auch in der zweiten Halbzeit fortsetzen, deshalb nahm Jürgen Klopp keinen Spielerwechsel während der Pause vor.
Die Hannoveraner kamen wie verwandelt aus der Kabine und setzten die Borussia unter Druck. Lucas Barrios kam nach 53 Minuten erstmals gefährlich vor das Hannoveraner Tor, doch Fromlowitz rettete gleich zweimal gegen den Torjäger. Im Gegenzug zeigte sich Roman Weidenfeller nervenstark bei einem 96er-Angriff.
Mit der Dortmunder Überlegenheit war es auch nach sechzig Minuten weit her, Hannover spielte deutlich verbessert nach dem Seitenwechsel. In der 64. Minute stellte Nuri Sahin seine Klasse als Freistoßspezialist unter Beweis, als sein Schuss nur knapp oben rechts vom Tor gelenkt werden konnte.
“Wer solche Spiele gewinnt, wird am Ende Deutscher Meister”, dieser Gedanke schoss mir nach 67 Minuten durch den Kopf, als Hannover immer besser ins Spiel kam und sich Dortmund mit Glück und Geschick aus der Affäre ziehen konnte.
Dank eines klasse Konters wurde die Drangphase der Gastgeber beendet. Mario Götze spielte einen Zuckerpass auf rechts zu Lukas Pisczek und Lucas Barrios musste nur noch seinen Fuß hinhalten, um das 2:0 und sein sechstes Saisontor zu erzielen (72.). Dass Lucas aufgrund seines Jubels mit den Dortmunder Fans dann noch die gelbe Karte kassiert hatte, war Makulatur.
Jürgen Klopp wechselte in der 75. Minute doppelt und brachte Robert Lewandowski und Kuba für Lucas Barrios und Mario Götze. Große Aufregung gab es in der 77. Minute, als es einen Elfmeter für den BVB und einen Platzverweis für Haggui gab. Der Hannoveraner hatte den am Boden liegenden Kuba im Strafraum an den Kopf getreten. Nuri Sahin trat an und verschoss den Elfmeter – das zweite Mal in dieser Saison, denn schon im Spiel gegen Hoffenheim scheiterte der Türke vom Punkt.
In der 81. Minute dann doch das 3:0 für Schwarz-Gelb. Kuba konnte das runde Leder nicht im Tor unterbringen, doch Robert Lewandowski machte es besser und ließ sich als Torschütze feiern. Antonio da Silva kam nach 83 Minuten zu einem Kurzeinsatz, als er für den glücklosen Sahin ins Spiel gebracht wurde. Und wie schon gegen Hoffenheim zeichnete sich da Silva als talentierter Freistoßschütze aus, doch Fromlowitz konnte parieren (87.). Nach 91 Minuten war es erneut da Silva, der einen Zauberpass auf den durchstartenden Kuba spielte und sich mit dem 4:0 für Borussia bedankte – traumhaft!
Das 19. Pflichtspiel seit August und die acht englische Woche in Folge beendete Borussia Dortmund mit dem sechsten Auswärtssieg in Folge und baute sogar noch die Tabellenführung auf vier Punkte Vorsprung aus.
Heute hat mich Borussia Dortmund mit seiner Kaltschnäuzigkeit überrascht und überzeugt. Trotz der Schwächeperiode in der zweiten Halbzeit ließ sich die Elf nicht beeindrucken und konterte sich eiskalt zum Sieg. So langsam mehren sich die Stimmen, die in Dortmund einen ernsthaften Meisterschaftskandidaten sehen und zum Topfavoriten küren. Und das Understatement der Führungsriege aus der Bierstadt wird auch nicht mehr ernst genommen.
Beim BVB habe ich etwas gelesen, das mich noch stolzer auf diese Youngster macht: “Die Fakten sind bekannt. 28 Punkte, Platz eins. Bester Start aller Zeiten. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel hatte keine Mannschaft zum gleichen Zeitpunkt der Saison mehr Punkte als der BVB. In den Meisterjahren 1995 (26), 1996 (24) und 2002 (22) waren es zwei, vier und sogar sechs weniger. “In Dortmund passt alles zusammen”, sagte sky-Chefreporter Marcel Reif: “In diesem Verein sind die Dinge richtig gut geregelt.”
So langsam wird es unheimlich… Wann kommt der Einbruch? Jürgen Klopp hat das so seine eigene Sicht der Dinge im Gespräch mit Arnd Zeigler:
8. November 2010 um 08:11
War mal wieder ein super geiles Spiel.
Nur just beim Elfmeter (direkt nach dem Schuss) schmierte meine Internet-Verbindung ab. Per Twitter Jubelte ich bereits bevor ich feststellen musste, das Sahin vergab. Egal. Bei einem 4:0 Sieg ist ein Elfmeter egal.
Jetzt kommt der HSV am Freitag und wenn der BVB weiterhin so souverän auftritt, …
Wir können ja schonmal träumen wie die Jungs vom Netradio (Wer wird deutscher Meister, BVB Borussia)…
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