Borussia Dortmund wollte das Endspiel und hat das Endspiel bekommen. Am sechsten und letzten Spieltag der Gruppenphase in der Europa League ging es für die junge Mannschaft aus dem Ruhrgebiet um alles oder nichts.
Nur mit einem Sieg beim FC Sevilla konnte das Überwintern im europäischen Wettbewerb gelingen.
Der Tabellenelfte der spanischen Liga trat mit der wenig schmeichelhaften Empfehlung von fünf Niederlagen in Folge gegen die Überflieger aus Westfalen an. Die Dortmunder indes überzeugten bislang noch mehr in der Fremde als daheim, konnten also ohne Furcht bei den Spaniern auflaufen.
Borussia Dortmund lief mit der gleichen Mannschaft auf, die Bremen am Samstag mit 2:0 in die Schranken weisen konnte, also mit Lucas Barrios und Nuri Sahin, deren Einsatz vor der Partie fraglich war.
Schon nach vier Minuten die Führung für Borussia: eine Flanke von Marcel Schmelzer konnte nur halbherzig von den Spaniern abgewehrt werden, und der kleine Japaner fast sich ein Herz und zieht von halblinks aus gut 14 Metern trocken ins recht Eck ab: 1:0!
Eine Glanztat von Roman Weidenfeller rettete in der 14. Minute die knappe Führung für die Gäste. Nur eine Minute später musste der Routinier erneut eingreifen und bekam die Lederkugel erst im Nachfassen aus der Gefahrenzone. Der FC zeigte schon früh, dass er sich nicht so leicht geschlagen geben wollte.
War in der ersten Viertelstunde wenig oder sogar gar nichts von Sevilla zu sehen, so wendete sich das Blatt umgehend. Die Dortmunder waren nur noch defensiv beschäftigt und konnten nur selten mit Entlastungsangriffen überzeugen, die allerdings zu überhastet vorgetragen wurden. Die Quittung gab es nach 31 Minuten, als Romaric einen Fehler von Lukas Pisczek nutzen und zum 1:1 einnetzen konnte.
Und es kam noch übler: in der 35. Minute ging der FC Sevilla sogar in Führung, als Frederic Kanouté erfolgreich war. Das Erreichen der nächsten Runde war nach diesem verheißungsvollen Auftakt in weite, weite Ferne gerückt. Einen Pause-Rückstand der Deutschen gab es das letzte Mal am ersten Spieltag in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen. Das Spiel endete bekanntlich mit einer Niederlage. Ein schlechtes Omen?
Duplizität der Ereignisse nach dem Seitenwechsel. Wie in der ersten Halbzeit dauerte es in der zweiten Halbzeit ebenfalls nur vier Minuten, ehe ein Dortmunder Treffer fiel. Nach einem Eckstoß von Nuri Sahin traf Neven Subotic zum wertvollen 2:2-Ausgleich (49.). Um die Offensive weiter zu stärken, wechselte Jürgen Klopp in der 67. Minute Joker Robert Lewandowski für Kuba ein. Offensive total also für den BVB.
Die zweiten 45 Minuten gingen ganz klar an den Spitzenreiter aus Deutschland, der wie verändert aus der Kabine gekommen war und Sevilla gar nicht mehr zur Entfaltung kommen ließ. Antonio da Silva wurde in der 78. Minute für Sven Bender aufgestellt und es blieben zwölf Minuten Restspielzeit, um das ersehnte 3:2 für den BVB zu erzielen. Drei Minuten vor dem Ende wurde Damien le Tallec für Flügelflitzer Marcel Schmelzer eingewechselt. Spannend wurde es in der Schlussphase, als der Unparteiische nach 90 Minuten sage und schreibe fünf (!) Minuten Nachspielzeit angekündigt hat.
Das Powerplay und das wütende Anrennen der Gäste wurde aber nicht belohnt. Die wenig sportlichen Spanier, die mehr mit Unfairness und Zeitschinden nervte, brachten so gut wie nichts mehr zustande, retteten aber das Ergebnis über die Zeit.
Borussia Dortmund verlässt die europäische Bühne erhobenen Hauptes. Die unglückliche Niederlage im Hinspiel in Dortmund gegen Sevilla, übrigens die einzige Pleite in diesem Wettbewerb, hat letztlich das Ausscheiden in der Europa League bedingt. Was das Ausscheiden “wert” ist, wissen wir erst im Frühjahr 2011.
Hilft es wirklich, sich nun ausschließlich auf die Meisterschaft konzentrieren zu können oder bekommt die Moral der Mannschaft einen Knacks nach diesem unglücklichen Ausscheiden?
16. Dezember 2010 um 00:23
Echt schade. Sevillia reichen starke 20min und den Rest zu schauspielern und auf Zeit zu spielen. Jetzt heißt es, sich voll und ganz auf die Meisterschaft zu konzentrieren.
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16. Dezember 2010 um 16:29
“Die wenig sportlichen Spanier, die mehr mit Unfairness und Zeitschinden nervte, brachten so gut wie nichts mehr zustande, retteten aber das Ergebnis über die Zeit.”
Naja sowas finde ich schon lächerlich. Jede Mannschaft hätte in dieser Situation ähnlich agiert und sich den Ball nur selbst zugeschoben oder ähnliches. Auch die Sache mit dem Torwart kann ich verstehen, er hat jedes Recht der Welt zu warten, wenn Ihn ein Borusse derart umlagert.
Klar, dass es für Dortmund besser gewesen wären, wenn Sevilla das alles nicht gemacht hätte.
Aber sie hatten vorher auch 90 Minuten Zeit, die Sache zu klären. Da ist es lächerlich sich dann über diese 5 Minuten aufzuregen, wenn man vorher über 90 Minuten nicht in der Lage war das ganze ordentlich zu klären.
16. Dezember 2010 um 16:32
Das hast Du nicht unrecht. Diese Formulierung entsprang auch eher meiner Traurigkeit nach dem Spiel.
Die Spiele gegen Paris und Sevilla waren alle vier keine Glanzleistung.
16. Dezember 2010 um 20:11
Eben. Daher finde ich dieses Ausreden suchen, gerade auch von Herrn Klopp, eher peinlich.
Der Herr kann es halt einfach irgendwie nicht ab, wenn er auf seinem Höhenflug derzeit behindert wird.
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