Bekanntlich durfte ich im November und Dezember für drei Wochen das neue Flagschiff aus Finnland, das Smartphone Nokia N8, auf Herz und Nieren testen.
Nachdem ich bis vor einem Jahr ein überzeugter Nokia-Anhänger gewesen bin und davor bereits Ausflüge in Richtung SonyEricsson unternommen hatte, war ich gespannt, wie sich Nokias Betriebssystem Symbian 3 im Vergleich zu Googles Android entwickelt hat.
Technische Daten und Details
Die wichtigsten Fakten hinter der Fassade und in dem Mobiltelefon direkt zu Beginn:
- Größe: 113,5 x 59 x 12,9 mm
- Gewicht (inkl. Standard-Akku BL-4D): 135 g
- Display: Größe 8,9 cm Touchscreen-Diagonale (3,5 Zoll)
- Auflösung: 640 x 360 Pixel (nHD), 16:9-16,7 Mio. Farben
- Akku: BL-4D, Li-Ionen, 1.200 mAh
- Sprechzeit (max.): GSM: 720 Min., UMTS: 350 Min.
- Stand-by-Zeit (max.): GSM: 390 Std., UMTS: 400 Std.
- Interner Speicher für Nutzerdaten: 16 GByte
- Hot-Swap-Steckplatz: bis zu 32 GByte große microSD-Speicherkarten
- Unterstützte Netze: Quadband-Mobiltelefon für GSM 850/900/1800/1900-Netze (EDGE) UMTS/3G-Netze (WCDMA 850/900/1700/1900/2100) Automatischer Frequenzbandwechsel (UMTS/GSM) Flugmodus
- Betriebssystem: Symbian^3 für Nokia
- Screen: Kapazitiver AM-OLED-Touchscreen mit Multitouch-Funktion
- 12 Megapixel Carl-Zeiss Kamera mit Xenon Blitz
- HDMI-Anschluss
- Videoaufnahmen in HD-Qualität
- kostenlose Navigationssoftware – Ovi-Karten weltweit mit lebenslanger Lizenz
- Lieferumfang:
Nokia N8, Nokia Akku BL-4D, Nokia Micro-USB-Datenkabel CA-179, Nokia Stereo-Headset WH-701, Nokia Kompakt-Reiseladegerät AC-15E, Nokia HDMI-Adapter CA-156, Nokia Micro-USB auf USB-OTG-Adapter CA-157, Kurzanleitung
Das Unboxing
Das Auspacken des Testpakets habe ich natürlich wie schon beim Test des LG Optimus P500 One zelebriert und in einem Video zusammengefasst:
Der erste Eindruck
Das Smartphone aus Skandinavien macht mit seiner Oberfläche aus Aluminium einen hochwertigen Eindruck und ist ein regelrechter Handschmeichler.
Die ersten Schritte mit dem Nokia N8
Bevor es in die Welt der Social Media mit Twitter und Facebook geht, muss ich mich beim Nokia-eigenen Dienst Ovi anmelden. Weil ich bislang dort nicht registriert bin, muss ich die für meinen Geschmack zu langwierige Prozedur in drei Schritten über mich ergehen lassen: Benutzername und Passwort erfassen, mit E-Mail-Adresse und Mobilfunknummer validieren und zum Abschluss mit einem Anti-Spam-Captcha schlussendlich den Zugang erhalten.
Schon hier nervt mich die Tastatur auf dem Touchscreen, die wie in den frühen neunziger Jahren designt ist. Keine klassische QWERTZ-Tastatur, sondern eine Dreifach-Belegung jeder numerischen Taste, bei der ich beispielsweise für ein “S” viermal die Taste “7” auf dem Touchscreen drücken muss. Das kann besser gelöst werden!
Später im Verlauf des Tests habe ich eher durch Zufall herausgefunden, dass eine vollwertige Tastatur durch Kippen des Smartphones um 90 Grad nach links aktiviert werden kann. Hätte ich vorher doch mal die Anleitung studiert…
Nach der Registrierung für Ovi kann eine Anmeldung bei Twitter und/oder Facebook erledigt werden. Der Ablauf ist vergleichbar: Username oder E-Mail-Adresse mit Passwort angeben – fertig.
Die Einrichtigung für E-Mail & Co.
Nachdem ich der Social Media – Sucht nachgegeben habe und mit der Twitter- und Facebook-Applikation die ersten Schritte unternommen habe, geht es als nächstes an die Einrichtung des E-Mail-Kontos auf dem Nokia. Mit dem Nokia Mail-Assistenten können Postfächer der gängigen E-Mail-Anbieter eingerichtet werden:
- Ovi Mail
- Yahoo! Mail
- Google Mail
- Hotmail
- Mail for Exchange
- T-Online
- freenet.de
- andere
Im Nu habe ich meine Google Mail-Adresse und das Passwort erfasst und der Assistent schaufelt meine elektronische Post vom Server in mein Smartphone – einfach genial und genial einfach.
Die Navigation mit Ovi Karten
Als regelmäßiger Nutzer von Google Maps sind die Ovi Karten für mich erst einmal ein kleiner Kulturschock, weil die Navigation (sic!) durch die Karten gefühlt nicht so locker und flüssig wie bei der Konkurrenz des Suchmaschinen-Giganten von der Hand geht.
Sehr pfiffig gelöst ist allerdings die Integration von Zusatzdiensten bei Ovi Maps wie beispielsweise das aktuelle Wetter und dessen Vorhersage oder das Bewertungsportal Qype. Die Qype-App für Symbian ist übrigens um Längen besser als das Pendant auf Android Telefonen.
Der Ovi Store
Was der Android Market für Google-Fanboys ist, soll der Ovi Store für Nokia Jünger werden. In den vier Kategorien
- Programme
- Spiele
- Audio & Video
- Individualisieren
kann nach Herzenslust nach der passenden kostenfreien oder kostenpflichtigen App gestöbert werden.
Das Betriebssystem Symbian 3
Leider ist das Betriebssystem Symbian 3 aus meiner Sicht nicht die erhoffte Steigerung zum bisherigen OS. Und erst recht kein ernsthafter Konkurrent von Apples iOS oder Googles Android. Das fängt damit an, dass Symbian nicht so intuitiv bedienbar ist, wie ich es mir als (neuer) Anwender wünsche.
Beispiele? Noch heute suche ich die “Zurück”-Taste aus dem Nokia N8. Ebenso läuft das Scrollen auf dem Homescreen nicht so flüssig ab, wie ich es von meinem iPod touch oder meinem Motorola Milestone mit Android 2.1 gewohnt bin.
Die Kamera
Die Kamera des N8 ist die bisher beste, die ich jemals mit einem Smartphone verwendet habe. Die Fotos sind gestochen scharf und von den Farben her brillant. Der Blitz leuchtet die Umgebung gut aus.
Beispielhaft ein Foto:
Das Fazit
Mein Erfahrungen mit dem Smartphohne Nokia N8 kann ich kurz und knapp fassen: Hardware top – Software Betriebssystem flop.
Nokia hat ein ansprechendes Mobiltelefon entwickelt, das von der Hardware-Seite alles mitbringt, um eigentlich ein Bestseller zu werden. Eigentlich. Denn die Software, und damit meine ich insbesondere das OS Symbian 3, schwächt viele der positiven Eindrücke ab.
Nur die wenigsten Käufer möchten sich nach dem Erwerb eines Smartphones stundenlang mit der Bedienungsanleitung auseinandersetzen oder sich durch Foren im Internet wühlen. Das Telefon soll ausgepackt, angeschaltet und direkt benutzt werden. Besonders wichtig ist daher die intuitive Bedienung – und von dieser Bedienung kann ich im Zusammenhang mit Symbian 3 von keiner guten Erfahrung sprechen. Schade.
Das Google OS Android auf Nokia-Smartphones wären für mich ein klassischer Grund, wieder den Finnen eine Chance zu geben. Aber nur dann und nicht mit Symbian 3. Sehr, sehr bedauerlich, dass die Finnen immer noch an der Eigenentwicklung eines OS festhalten.
19. Januar 2011 um 17:37
Ein wirklich guter Bericht zu einem tollen Handy.
Ich finde die Ausführlichkeit in der Du das Handy schilderst sehr gelungen. So kann man sich ein richtig gutes Bild von dem Handy machen.