Die deutsche Bloggerszene ist seit ein paar Tagen in Aufregung. “Schuld” daran ist Sascha Pallenberg, der via Twitter das Aufdecken eines Skandals angekündigt hatte.
Es war nur ein Tweet, der vor einigen Tagen die Bloggerszene in Deutschland in Aufruhr versetzt hat. In dem Tweet war die Rede von Schleichwerbung, Skandal und anderen bösen Anschuldigungen:
Rasch sprangen die Online-Medien auf den Zug auf, nachdem Sascha einige erste Details auf seinem Blog veröffentlicht hatte. Meedia informierte, dass es sich in erster Linie um Blogs aus der zweiten und dritten Reihe handeln solle, die betroffen sind und denen zwischen 25 und 65 Euro monatlich für einen Artikel mit Verlinkung spezieller Keywords geboten worden sind.
Sascha hat inzwischen auch Ross und Reiter hinter den Kulissen genannt. Es handelt sich bei dem Auftraggeber um die Onlinekosten GmbH. Diese Firma wurde unter anderem bekannt, weil sie vor einem Jahr ein Weblog gekauft hat: Basic Thinking. Und zwar genau das Blog, das zuvor von Robert Basic aufgebaut und als Marke etabliert worden war. Ein Schelm, der Böses dabei denkt und Parallelen zu dem nüchternen Resümee nach einem Jahr in fremder Hand zieht.
Ich war nicht dabei. Ich habe kein unmoralisches Angebot bekommen, einen Blogbeitrag mit mindestens 200 Wörtern und fest definierten Keywords zu veröffentlichen und eine dafür vergleichsweise nicht kleine Summe an Geld zu erhalten. Dafür war mein Weblog anscheinend zu uninteressant und zu gewöhnlich.
Ich erinnere mich aber, dass ich im Herbst via Twitter mehrere Direktnachrichten mit einem meiner Follower ausgetauscht habe, der von einer Kontaktaufnahme eines Unbekannten gesprochen hat, die in das von Sascha beschriebene Raster passt. Auch hier ging es darum, dass für vergleichsweise wenig Arbeit für einen Blogbeitrag eine vergleichsweise hohe Vergütung gezahlt werden sollte. Weitere Details habe ich nicht erfahren.
Mein Respekt gilt Sascha, der von der vorab angedachten Idee abgerückt ist, die betroffenen Blogs zu nennen, die auf das unseriöse Angebot eingegangen sind. Denn deren Reputation wäre zumindest kurzfristig beschädigt worden. Denn hinter jedem Blog, egal wie klein es ist, steckt ein Mensch, der mit Enthusiasmus und Freude schreibt. Und dass jemand dem schnöden Mammon erliegt, kann passieren. Es bleibt zu hoffen, dass die in die Affäre verwickelten Blogs aus der Geschichte lernen und zukünftig wachsamer sind. Inzwischen schätzt Sascha die Affäre übrigens auch differenzierter ein.
Bemerkenswert oder besser beschämend sind die Kommentare, die Sascha Pallenberg über sich ergehen lassen muss, seitdem er Ross und Reiter genannt hat. Erstaunlich, aber umso bezeichnender, dass der Berichterstatter eines skandalösen Vorgehens Beschimpfungen und Verunglimpfungen über sich ergehen lassen muss. Wer den wahren Shitstorm aushalten muss, wird sich also noch zeigen.
28. Januar 2011 um 11:14
Es ging in diesem Fall nicht um bezahlte Blogbeiträge sondern um Links in diesen 😉
28. Januar 2011 um 12:11
hmmm… die ganze Sache sieht so aus als wäre es der Start für viele, diese Werbeform zu nutzen. Im professionellen Vermarktungsumfeld nennt man das übrigens Textlink und da werden millionenfach PageImpressions eingekauft. Eigentlich gibt es diese Werbeform auch bei Google Adsense, wenn man die Links geschickt platziert.
Trotzdem mag Google es ja anscheinend nicht… oder vielleicht genau deshalb, weil sie die Werbeform in grossem Stil verkaufen?
28. Januar 2011 um 22:11
Hey!
Ich sehe das mit den Bloggern nicht ganz so wie du – wie ich auch schon geschrieben habe. Wer ein solches Angebot bekommt, gibt sein Gehirn nicht ab, sobald im Betreff oder der Adresse basicthinking.de steht, sondern spielt mit – obwohl er/sie am längeren Hebel sitzt und immer noch "Nein!" sagen kann.
Sascha nennt eben nicht Ross und Reiter, sondern im Prinzip nur das Ross, auf dem diverse Blogger reiten durften. Die reflektieren jetzt hoffentlich, warum es nicht ok war, ein solches Angebot anzunehmen. Letztendlich eine dumme Aktion, von beiden Seiten.
Ist jedenfalls ein willkommener Anlass, das Thema für sich selbst zu reflektieren.