In den heutigen Webmaster Friday hat der Freiherr von Knigge Einzug gehalten.
Es geht um die Frage, ob Blogs die Umgangsformen verändern und ob es weg vom förmlichen Sie zum vertrauten Du geht. Konkret:
Wie verändert das Bloggen unsere Umgangsweise insgesamt und die Sprache im Speziellen. Werden wir Deutschen das elende “Sie” bald abschaffen können? Bricht Bloggen alterhergebrachte Unterwürfigkeitsgesten auf? Oder ist die Unterscheidung zwischen “Du” und “Sie” letztlich eigentlich ganz sinnvoll? Hat Bloggen sowieso nur wenig mit dem “wirklichen” Leben zu tun? Sollte man den Chef besser doch noch Siezen?
Ich unterscheide zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort. Beim geschriebenen Wort, insbesondere bei mir im Blog, versuche ich die Sprache so nüchtern wie möglich zu halten. Das bedeutet, dass ich eine direkte Ansprache mit “Du” vermeide, mich aber gelegentlich dabei ertappe, von “Euch” (wie geht es Euch mit xy z.B.) zu schreiben.
Mir gefällt es nicht, wenn ich meine Leserinnen und Leser permanent duzen würde. In meinem Feed-Reader befindet sich das eine oder andere Blog, das die Leser konsequent siezt – eines davon ist die Karrierebibel von Jochen Mai. Das finde ich gut und das gefällt mir – weil sich die Ansprache immer nach der Zielgruppe richtet.
Anders ist es beispielsweise bei den Social Media-Aktivitäten bei Twitter und Facebook. Dort ist das Du beinahe Pflicht – auch wenn man sich untereinander nur virtuell kennt und der Altersunterschied teilweise bemerkenswert groß ist. Wenn einer meiner Follower oder Freunde bei Facebook dann bei mir im Blog kommentiert und wir in einen Dialog eintreten, versteht es sich von selbst, dass ich dann auch das Du als Anrede wähle.
Im Beruflichen bin ich froh, dass ich mich mit meinem Vorgesetzten sieze. Obwohl wir uns sowohl auf der fachlichen als auch der persönlichen Ebene aus meiner Sicht sehr gut verstehen, wahren wir seit mehr als zehn Jahren das Sie. Das ist insbesondere bemerkenswert, dass wir zum einen nur vier Jahre altersmäßig auseinandersind und beide (fast) noch nicht die Altersgrenze von 40 Jahren überschritten haben.