Ein neuer Trend macht sich breit: statt Socializing ist Sofalizing derzeit en vogue. Denn immer mehr Menschen verlagern ihre Kommunikation im echten Leben ins virtuelle Leben und kommunizieren lieber per Twitter, Facebook und Instant Messenger von dem Sofa aus. Bequem ist das ohne Frage – aber auch unproblematisch?
Nehmt mich als Beispiel: bei Twitter folgen mir über eintausend Menschen, von denen ich nur eine Handvoll persönlich kennen gelernt habe. Und auch bei Facebook bin ich mit mehr als 330 Frauen und Männer “befreundet”. Befreundet ist das falsche Adjektiv und auch “bekannt” trifft den Nagel nicht wirklich auf den Kopf.
Einige von diesen Menschen kenne ich aus der Kindheit und Schulzeit, andere sind mir aus dem Berufsleben und anderen geschäftlichen Kontakt bekannt und wieder andere sind bei Facebook meine Freunde weil wir uns bei Twitter “über den Weg gelaufen sind” – zumindest in virtueller Hinsicht.
Mein reales Leben ist weniger reich an Freundschaften und Bekanntschaften. Das hängt zum einen mit meiner persönlichen (Vater von zwei Kindern, Ehemann) und zum anderen mit meiner beruflichen (Vollzeitjob, der nicht zwangsläufig ein nine-to-five-Job ist) Lebenssituation zusammen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich niemals so viele Freundschaften pflegen.
Aber es ist ja auch so bequem: um die virtuellen Freundschaften zu pflegen, muss ich mich nicht aufbrezeln, sondern kann in Jogginghose und Schlabberlook am Smartphone oder PC sitzen und Neuigkeiten austauschen, Ratschläge einholen oder erteilen und chatten.
Doch es gibt auch die andere Seite. Wie oft habe ich mich dabei ertappt, das ich abends auf der Couch dem Krimi im Fernsehen nur halbherzig folge, weil nebenbei getwittert wird. Und je mehr Zeit ich im virtuellen Leben verbringe, desto weniger Zeit bleibt mir für die Pflege der Kontakte im echten Leben. Wie bei so vielen Dingen kommt es hier auf das rechte Maß an.
Ich bin gespannt, ob der Terminus “sofalizing” den Weg in den deutschen Sprachgebrauch findet.