Am Freitag vor dem diesjährigen Rosenmontag hatte Tabellenführer Borussia Dortmund den Kölner Karnevalsverein zu Gast.
Die Kölner hatten in den vergangenen Wochen für Furore gesorgt und unter anderem den FC Bayern München geschlagen. Nicht umsonst standen die Domstädter vor dem Spiel auf dem dritten Rang der Rückrundentabelle – vom ersten Platz grüßt weiterhin die Borussia aus Dortmund. Und da war ja noch das spektakuläre Hinspiel, an dessen Ende Lukas Podolski und Nuri Sahin die Hauptrolle gespielt haben.
Der BVB war also gewarnt vor den Geissböcken. Erschwerend kam hinzu, dass Abwehrspieler Mats Hummels kurz vor dem Spiel mit einer Bauchmuskelverletzung passen musste. Für ihn kam Felipe Santana ins Spiel. Roman Weidenfeller, der beim 3:1-Triumph in München verletzungsbedingt pausieren musste, kehrte in die Anfangself zurück.
Ich schaute das Spiel gemeinsam mit Liam, der das Flutlichtspiel mit mir verfolgen durfte, weil morgen schulfrei ist. Vor dem Anpfiff musste ich schmunzeln, als im Dortmunder Fanblock haufenweise Plakate mit dem Spruch “Koan Klose” hochgehalten wurden – eine Remineszenz an das DFB-Pokal-Halbfinale unter der Woche, als die Bayern-Fans mit “Koan Neuer”-Plakaten deutlich gemacht haben, was sie von einem Wechsel des Schalker Nationaltorhüters an die Isar halten. Denn Miroslav Klose wurde von Boulevard-Medien mit dem souveränen Spitzenreiter in Verbindung gebracht.
Die erste vielversprechende Situation gab es bereits nach sieben Minuten. Marcel Schmelzer kämpfte sich auf links durch, doch die Flanke in den Strafraum konnte Lucas Barrios nicht verwerten. Neven Subotic prüfte anschließend Kölns Schlussmann Michael Rensing mit einem satten Distanzschuss aus 35 Metern (10.).
Das 1:0 hätte in der 18. Minute fallen müssen. Sven Bender hatte sich das runde Leder im Mittelfeld erobert, war bis in den Strafraum eingedrungen, doch weder Barrios noch Kevin Großkreutz konnten aus der Vorlage Kapital schlagen. Nach einem Eckball von Mario Götze wurde der Kopfball von Felipe Santana in letzter Sekunde gestoppt und der Rückstand des FC verhindert (30.).
Kurz vor der Pause dann endlich die verdiente Führung für Dortmund. Mario Götze legte gekonnt auf Robert Lewandowski ab und der Pole zog direkt ab – 1:0 (44.). Es war Lewandowskis sechstes Saisontor und sein erster Treffer in 2011 und zugleich der Halbzeitstand in einer kurzweiligen Bundesliga-Begegnung.
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Pause. Und die erste Torchance nach dem Wechsel gehörte dem 1. FC Köln, doch mit Glück konnte die brenzlige Situation entschärft werden (49.). In der 51. Minute legte Marcel Schmelzer für Großkreutz auf, doch Kölns Rensing war zur Stelle. Riesenglück anschließend für den BVB in der 56. Minute, als sich Novakovic erst in eine aussichtsreiche Schussposition gebracht hatte, aber dann knapp am Tor vorbei geschossen hatte.
Ab der 65. Minute gab es Chancen en masse für die Schwarz-Gelben im Minutentakt, doch der erlösende zweite Treffer wollte nicht fallen: weder Mario Götze, Felipe Santana noch Kevin Großkreutz oder Lucas Barrios waren erfolgreich. Es war zum Haareraufen und ich bekam Angst, dass diese Partie wie gegen den VfB Stuttgart endet. In der 73. Minute musste Großkreutz vom Platz und Kuba rückte in die Partie.
Lucas Barrios wurde seinem Ruf als Pechvogel auch in diesem Spiel gerecht. In der 79. Minute traf der Stürmer aus Paraguay zum achten Mal in dieser Spielzeit wieder nur das Aluminium und nicht das gegnerische Gehäuse. Und auch anschließend ging der BVB mehr als fahrlässig mit den Torchancen um.
In der 84. Minute konnte sich Robert Lewandowski nicht entscheiden, ob er direkt abzieht oder auf den besser positionierten Barrios abgibt – wieder nichts mit dem 2:0. Und als Nuri Sahin in der 85. Minute zum zweiten Mal nur die Latte getroffen hatte, war mir klar, dass Dortmund heute kein weiteres Tor gelingen sollte – und das trotz sagenhafter 21 Torschüsse.
Sebastian Kehl kam in der 90. Minute für Nuri Sahin ins Spiel und konnte auch im heimischen Westfalenstadion sein Comeback nach fünfeinhalb Monaten verletzungsbedingter Abstinenz von der Fußballbühne. Die Kölner hatten indes drei Minuten Nachspielzeit, um das knappe Ergebnis doch noch zu ihren Gunsten zu drehen. Mit der dritten Auswechslung – Mario Götze machte Antonio da Silva Platz – konnte Jürgen Klopp weitere wertvolle Sekunden gewinnen, um den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten.
Nach dem 19. Sieg im 25. Spiel kann Borussia Dortmund ganz entspannt ins Wochenende gehen und beobachten, wie sich die Konkurrenten aus Hannover und München gegenseitig die Punkte nehmen werden. Neun Spieltage vor dem Saisonende gibt es schlechtere Ausgangspositionen als zwölf Zähler Vorsprung auf den Zweitplatzierten aus Leverkusen.