Es gibt Dinge im Leben des Vater seins, die man sich am liebsten ersparen möchte. Insbesondere Operationen der eigenen Kinder zählen dazu.
Leider ließ es sich nicht verhindern, dass ich im April 2011 schon zum zweiten Mal vor diese väterliche Herausforderung gestellt worden bin. Den ersten operativen Eingriff bei Luke hatte ich im Sommer 2009 hinter mich gebracht, als der damals Zweieinhalbjährige an den Rachen-Polypen operiert worden ist. Mit allem Drum und Dran und stationärem Aufenthalt für fünf Tage in Viersen-Dülken.
Dieses Mal handelte es sich “nur” um einen ambulanten Eingriff unter Vollnarkose. Und wiederum waren die Ohren betroffen. Nachdem wir die gesamte homöopathische Klaviatur gespielt hatten und ohne Erfolg geblieben sind, blieb nur der Eingriff im Rahmen einer Operation. Es musste eine Paukendrainage, im Volksmund auch als “Paukenröhrchen” bekannt, bei dem kleinen Mann gelegt werden.
Wir versuchten im Vorfeld, das Thema Arzt und Operation möglichst lange nicht zu thematisieren, aber unser Jüngster scheint einen siebten Sinn zu haben. Auf seine Nachfrage führten wir ihn langsam an das Thema heran und erklärten ihm den Eingriff kindgerecht. Ebenfalls erläuterten wir, dass er ein wenig schlafen muss, damit der Arzt erfolgreich sein kann. So weit, so gut.
Am Vorabend des Eingriffs setzte ich mich mit der Narkose und dem Aufklärungsbogen auseinander. Außerdem lernte ich viel über ein Pflaster (Emla Pflaster), das die Körperstelle, an die der Katheter gelegt wird, betäubt und damit schmerzunsensibel macht. Das Pflaster kostet übrigens im Doppelpack mehr als sieben Euro, die die Krankenkasse seit kurzem nicht mehr übernimmt…
Am schwierigsten war es, dem Kleinen zu verdeutlichen, dass er am Tag des Eingriffs nichts essen durfte. Am Donnerstag Morgen gegen halb neun jammerte er demzufolge: “Papa, ich habe ganz dringend Hunger” – zwei Stunden vor dem geplanten Eingriff. Aber dank Ablenkung (Einkaufen fahren mit Papa) gelang es uns, das Hungergefühl zu besiegen.
Gegen 10:15 Uhr sind wir dann in der Praxis des Hals-Nasen- und Ohrenarztes angekommen. Während wir im Wartezimmer Platz genommen haben, konnten wir ein Kind beobachten, das frisch operiert und noch narkotisiert in den Aufwachraum getragen worden ist. Luke zeigte sich aber unbeeindruckt von diesem Schauspiel und verzog keine Miene. Ein tapferer, kleine Junge.
Mit etwas Verspätung begann um viertel vor elf das Aufklärungsgespräch mit dem Anästhesisten. Als wir den Raum betreten haben, bekam Luke doch Angst. Doch Herr Dr. Thyssen verstand es wunderbar, dem kleinen Patienten die Angst zu nehmen, indem er einfühlsam erklärte, dass das “Zauberpflaster” dafür verantwortlich sei, dass es keinen Pieks (eine Spritze) gibt. Und dass gleich an die Stelle, wo das Pflaster in der Armbeuge war, eine “Tankstelle” für die “Zaubermilch” kommt, damit er etwas Schönes träumen kann.
Diese Ausführungen des Arztes wirkten Wunder und Luke beruhigte sich schnell. Nach weiteren medizinischen Ausführungen musste ich Anne und Luke allein lassen und im Wartezimmer warten. Dort wollte ich einen Blick in die ausliegenden Zeitschriften werfen und musste doch schmunzeln, als ich diesen Hinweis gelesen habe – unglaublich, aber leider wahr:
Wenige Minuten später musste auch Anne das Behandlungszimmer verlassen, weil der Eingriff ohne Eltern erfolgt. Auch Anne war sichtlich angetan von dem Arzt und seinem Einfühlungsvermögen für kleine Patienten.
“Das ist der Fridolin, der macht es am Arm eng”, erklärte der sympathische Mediziner beispielsweise das Anlegen der Manschette, ehe die Narkose zu Annes Überraschung in Sekundenschnelle ihre Wirkung gezeigt hat. Nun hieß es für Anne und mich Warten. Weil wir aber jederzeit sicher waren, dass Luke bestens versorgt ist, verging die Zeit wie im Flug.
Ehe Luke aus dem Operationssaal in den Aufwachraum gebracht wurde, konnten Anne und ich dort bereits auf ihn warten. Die Wartezeit wurde uns sogar mit einem köstlichen Kaffee verkürzt. Service von seiner besten Seite! Kurze Zeit später kam auch Frau Dr. Heymann Hören zu uns und erläuterte den Eingriff. Neben dem Setzen der dauerhaften Paukenröhrchen hat sie auch nochmals nachgewachsene Rachenpolypen entfernt. Wie vermutet waren beide Ohren voller Flüssigkeit.
Als Luke aus der Narkose aufgewacht ist, war er weniger orientierungslos als mit Schmerzen. Er klagte über Schmerzen im Mund – eine Folge des Polypeneingriffs. Im Laufe des Nachmittages und nach dem Genuss von viel, viel Eis ging es dem kleinen Patienten am Abend schon wieder deutlich besser.
Gegen viertel nach sechs rief die HNO-Praxis übrigens auch bei uns an und erkundigte sich nach Lukes Befinden und ob es zu Auffälligkeiten gekommen sei. Ich konnte beides verneinen und bedankte mich für diese – insbesondere in der heutigen Zeit – serviceorientierte Geste des Ärzte-Teams.
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