Hilfe, sind wir nackt? 70 Minuten täglich verbringen die Deutschen im Internet. Und hinterlassen permanent digitale Spuren im Netz.
Welche Auswirkungen das leichtfertige Hinterlassen und Freigeben von Informationen im Internet hat, geht die Dokumentation “Hilfe, ich bin nackt”, die Mitte Juni 2011 im ZDF gelaufen ist, auf den Grund. Ich bin erst jetzt auf den Film gestoßen und kann und will darüber nicht schweigen.
Digitales Profiling leicht gemacht
Prof. Hendrik Speck, Daten-Profiler, beweist, wie leicht Daten und Informationen bei Facebook für jedermann zugänglich sind. Dank Google wird ein Freund eines Freundes (der natürlich auch bloggt) von Autorin Sabrina Hermsen in diversen sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook, Flickr, Foursquare und und und entdeckt und “ausspioniert”. Alles ganz einfach. Vermeintlich zumindest.
Professor Speck gibt allerdings zu bedenken, dass sich die Flut an preisgegebenen Informationen in diversen Kontextsituationen negativ bemerkbar machen kann.
Nackt im Netz – wieso machen wir das?
Wieso geben wir so viel in sozialen Netzwerken preis? Dieser Frage geht die Redakteurin mit Psychologe Michael Thiel nach. Und die Erläuterung des Experten überraschen nicht.
Viele Menschen vertrauen Facebook, weil sie dabei sein möchten, weil alle dabei sind (“Solidarität”). Außerdem gilt Facebook aus seiner Sicht als die Showbühne für Selbstdarsteller. Und zum Dritten fühlt sich der Einzelne nicht so einsam, wenn er seine digitalen Freundschaften pflegt und digitale Streicheleinheiten für’s Ego empfängt, wenn seine Beiträge und Postings “geliked” werden.
Social Media Analyse
Martina Tomaschowski von Attensity Europe gibt Auskunft über ihr Produkt, das sich mit der Social Media Analyse befasst. Sie nennt beispielhaft die 20 Millionen existierenden Blogs, die unter anderem über Produkte berichten.
Dank Social Media Analyse können Firmen zielgruppengerecht Bedürfnisse der Onliner ermitteln. Meinungen werden also zu Handelsgütern und gewinnen immer mehr an Bedeutung.
Mein Fazit
Wenn ich Paniker wäre, würde ich panisch werden, nachdem ich die halbstündige Dokumentation gesehen habe. Denn genau wie der Protagonist Thomas bewege ich mich ähnlich intensiv in den sozialen Netzwerken. Aber: who cares? Für mich sind Social Media ein Teil meines digitalen Lebens geworden, den ich nicht mehr missen möchte. Und ICH bestimme, was ich preisgebe. Darüber hinaus hat der eben genannte Thomas nicht den Eindruck erweckt, dass er verantwortungslos mit seiner digitalen Identiät umgeht.
Die Dokumentation des ZDF macht für meinen Geschmack viel Wind um Nichts. Technisch weniger versierte Menschen werden wieder den Tenor der Datenkrake Google und Facebook anstimmen – für mich ist das viel heiße Luft. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, was er im Netz über sich preis gibt – und was er unterlässt. Es geht um den vertrauensvollen Umgang mit den eigenen Daten.
Oder um es wie Olaf zu sagen: “Das Bild von der Privatheit war eben schon immer eine Schimäre. Was wir eigentlich meinten, war unsere Intimsphäre. Doch die ist keine Frage des Datenschutzes.”
Weitere Meinungen zu der Doku gibt es bei unter anderem bei Herr Kronen, Caschy, Jürgen und Patrick.
Der Beitrag ist in der ZDF mediathek online verfügbar. Außerdem kann die Doku auch bei YouTube verfolgt werden.