Jedes Jahr befällt sie mich auf’s Neue: die Melancholie im Sommerurlaub. Und auch 2011 in Kühlungsborn war es so.
Es läuft jedes Jahr gleich ab: Nach der ersten Woche Sommerurlaub werde ich traurig. Ich habe mich im neuen Domizil eingelebt, die ersten Tage am Strand verbracht, Ausflüge unternommen und die heimische Küche genossen. Wenn wir dann abends an der Strandpromenade entlang spaziert sind und den Sonnenuntergang genossen habe, zog bei mir das melancholische Gefühl ein.
So auch am Samstag nach einer Woche Sommer, Sonne und Strand. Nach einem Tag am Meer haben wir nach dem Abendessen noch einen Spaziergang entlang der Promenade unternommen. Es war trotz später Stunde noch angenehm warm, das Meer war spiegelglatt und wir erfreuten uns an der blutrot untergehenden Sonne. Die Kinder vertilgten ihr drittes (oder war es das vierte?) Eis des Tages und tollten später auf dem Ostsee-Spielplatz herum.
Ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass der letzte Samstag des Urlaubs so gut wie hinter mir liegt und ich am kommenden Samstag bereits wieder daheim bin. Traurigkeit machte sich in mir breit. Wo waren die vergangenen sieben Tage geblieben? Wieso fliegt die Zeit so rasant? Und wie lange dauert es jetzt wieder bis zum nächsten Sommerurlaub? Mehr als zehn Monate mindestens. Meine Traurigkeit wuchs und wuchs und wurde mit jedem Schritt, den ich tat, größer.
Dann hielt ich inne und fragte mich: “Wieso so traurig sein? Ist es nicht besser, den Augenblick zu genießen und in ganz tiefen Zügen einzuatmen und das Gefühl von Erholung und Familie zu konservieren?” Mit diesen Gedanken gestärkt machte ich mich auf den Heimweg in die Ferienwohnung und bemerkte ein kleines, zufriedenes Lächeln in meinem Gesicht.
2. September 2011 um 09:34
Außerdem solltest du dir öfter ins Gedächtnis rufen, wie viele schöne Dinge man auch zwischen den Sommerurlauben erleben kann 😉
31. August 2022 um 21:54
Sehr schön geschrieben – das ist bei mir ähnlich. Ich kann genau nachfühlen was Sie erleben. Bei ist das seit einigen Jahren ebenfalls so – nach ca. der Hälfte habe ich ein Tief – sage mir aber immer, dass es eigentlich keinen Grund dafür geben dürfte. Das Wetter spielt bei mir aber eine Rolle – ist es grau und regnerisch verstärkt sich dieses melancholische Gefühl. Am nächsten Tage ist es dann jedoch wieder besser und meine Seele jubelt wieder.
Scheinbar muss es aber so sein. Wenn man nicht (mal) unglücklich ist, weiß man nicht das Gefühl des Glücklichseins zu schätzen.