Das Warten hat ein Ende: nach mehr als achteinhalb Jahren ist der BVB wieder zurück in der Beletage des europäischen Fußballs.
Der erste Gegner in der Gruppenphase der Champions League war heute Abend der namhafte FC Arsenal London, der in der englischen Premier League ähnlich mäßig wie die Borussia aus Dortmund gestartet ist.
Das Dortmunder Westfalenstadion war mit 65.590 Zuschauern restlos ausverkauft. Mario Götze konnte erstmals seit der roten Karte in Leverkusen für den BVB auflaufen, weil seine Sperre nur für die Bundesliga und nicht die Königsklasse galt. Für ihn musste Jakub Blasczykowski auf der Bank Platz nehmen – genauso wie Ilkay Gündogan, der für Sebastian Kehl eingesetzt worden ist. Kehl war auf Dortmunder Seite der einzige Spieler mit Champions League – Erfahrung und kurioserweise absolvierte Kehl sein CL-Debüt vor neun Jahren ausgerechnet gegen – Arsenal London.
Bevor es mit der offiziellen Eröffnung der Begegnung los ging, sorgten die Dortmunder Fans für den ersten Gänsehaut-Moment. Vor dem Anpfiff begeisterte die Südtribune mit einer kreativ-königlichen Choreografie, die sicherlich nicht nur bei mir für Gänsehaut gesorgt hat:
Und dann kam der Moment, auf den so viele Menschen mit schwarz-gelbem Herzen so lange gewartet haben – die Hymne der Champions League:
Liam durfte zur Feier des Tages mit mir das Spiel schauen – obwohl morgen früh wieder Schule war. Und er wurde Augenzeuge, wie Mario Götze von Beginn an unter Beweis stellte, wie wichtig er für das Dortmunder Spiel ist. Nutznießer hätte Kevin Großkreutz sein können. Dieser hatte schon in der fünften Minute die Riesenchance zum 1:0, als Götze gekonnt auf Robert Lewandowski abgelegt hat, der wiederum zu Großkreutz gepasst hat. Kevins Schuss war allerdings zu ungenau und segelte deutlich über den gegnerischen Kasten.
Nur vier Minuten später ermöglichte ein böser Schnitzer in der Londoner Defensive Shinji Kagawa einen Paradeauftritt, der aber nicht mit dem Führungstreffer gekrönt werden konnte. Und weiter ging es. In der elften Minute versiebte Robert Lewandowski die dritte Großchance. Der BVB war im Vergleich zum 1:2 gegen Berlin nicht wiederzuerkennen und sprühte vor Spiefreude.
Jürgen Klopp konnte in seinem ersten Champions League-Spiel seiner (Trainer-)Karriere zufrieden sein, haderte aber nach dreißig Minuten Spielzeit mit den Nachlässigkeiten im Abschluss vor dem Tor. Wenn es einen Spieler gab, der dem Spiel deutlich seinen Stempel bislang aufgesetzt hat, dann war das Mario Götze. Unglaublich, wie der 19-jährige durch die englische Defensive dribbelte, passte und schießen konnte – ein Augenschmaus.
Doch vor der Pause gab es die große Überraschung: ausgerechnet der Routinier Sebastian Kehl leitete mit einem Fehlpass in der eigenen Hälfte das 1:0 von Robbie van Persie für Arsenal ein (42.) – der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt. Ein bitterer, ganz bitterer Abschluss einer fußballerisch feinen ersten Hälfte, in der London über weite Strecken Enttäuschendes ablieferte.
Das Fazit nach der ersten Halbzeit im ersten Champions League-Spiel der Saison 2011/12 fiel eindeutig aus: Eine ganz starke Halbzeit des BVB beim Debüt in der Königsklasse – aber statt 3:0 für Dortmund stand es 0:1. Das Spiel der Schwarz-Gelben weckte wohlige Erinnerungen an die meisterlichen Leistungen in der vergangenen Spielzeit. Aufgrund der drei glasklaren Einschussgelegenheiten war das definitiv zu wenig für Borussia und es blieb zu hoffen, dass sich diese Verschwendungssucht vor dem gegnerischen Tor in Halbzeit zwei nicht weiter böse rächen sollte.
Ohne einen Wechsel kehrten beide Mannschaften aus der Kabine zurück. Dortmund begann beherzt und setzte sich wieder gekonnt in Szene – leider mit den bekannten Schwächen im Abschluss vor dem Tor. Shinji Kagawa und Mario Götze wirbelten vor dem und durch den Strafraum, Neven Subotic und Mats Hummels hatten ihre Gegner im Griff und nur Kevin Großkreutz und Sebastian Kehl (nach dem Fehlpass zum 0:1) gelang wenig bis nichts in der Partie.
Die fehlende Kreativität im Spiel und die überraschenden Angriffe setzten sich auch in der zweiten Halbzeit fort. Das Spiel wurde ideenlos überwiegend über links von Marcel Schmelzer angetrieben, doch Arsenal stand kompakt in der Abwehr. Jürgen Klopp wechselte in der 69. Minute doppelt und brachte Kuba und Ivan Perisic für Sebastian Kehl und Kevin Großkreutz in die Partie.
Arsenal beschränkte sich auch nach 75 Minuten auf das Kontern und das Sichern des knappen Torevorsprungs. Dortmund war bis zum gegnerischen Strafraum spielbestimmend, doch wie von Zauberhand davongewischt fehlten die kreativen Ideen, um das Londoner Bollwerk zu durchbrechen. Neven Subotic hatte das 1:1 auf dem Fuß, doch im Gestochere im Strafraum landete der Ball in den Armen des FC-Schlussmannes (83.). Mario Götzes Schuss eine Minute später flog auch nur knapp am linken Außenpfosten vorbei.
Mo Zidan durfte die letzen sechs Minuten sein Glück in der Offensive versuchen, für ihn ging Kagawa unter die Dusche. Doch auch der Ägypter konnte das Spiel des Deutschen Meisters nicht nachhaltig beeinflussen. Aber dafür Ivan Perisic: mit einem kraftvollen Volleykracher in den rechten oberen Winkel gelang dem Neuzugang vom FC Brügge in der 88. Minute der mehr als hochverdiente Ausgleich. Das Stadion kochte und wollte auch noch das 2:1 für Schwarz-Gelb.
Vier Minuten Nachspielzeit gab es als Bonus – und Lewandowski hätte in der 91. Minute alles klar machen können. Doch erneut hat es nicht sollen sein und die Chance war passé. Das Spiel endete 1:1 und wird damit Arsenal London glücklicher gestimmt haben als den BVB, der locker mehr Ernte hätte einfahren können. So etwas nennt man dann wohl internationales Lehrgeld.
Und täglich grüßt das Murmeltier – oftmals musste ich heute Abend an den Filmklassiker und die Begegnungen aus der letzten Europa League-Saison denken, als Borussia Dortmund in allen Spielen dominierte, aber zu häufig nicht in Form von drei Punkten belohnt worden ist. Schade, dass sich der BVB nicht selbst für sein beeindruckendes Spiel belohnt hat und stattdessen aufgrund des Kehl-Fehlers diese Begegnung hergeschenkt hat. Zumindest hat es für einen mehr als verdient Punktgewinn gereicht. Der Anfang ist gemacht.
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