Die erste Auswärtspartie in der Gruppenphase der Champions League führte Borussia Dortmund heute nach Frankreich: Olympique Marseille forderte den Deutschen Meister heraus.
Die Franzosen haben derzeit mit ähnlichen Problemen in der Liga zu kämpfen wie der BVB und finden sich sogar im unteren Drittel der Tabelle wieder. Die Dortmunder hingegen hofften, an den Aufwärtstrend aus dem Spiel in Mainz anzuknüpfen und die gute Leistung gegen Arsenal vor zwei Wochen mit deutlich mehr Sicherheit beim Torabschluss zu garnieren.
Jürgen Klopp konnte auf die wieder einsatzbereiten Marcel Schmelzer und Sven Bender zurückgreifen. Dafür mussten Ivan Perisic und Ilkay Gündogan auf der Bank Platz nehmen, während Sebastian Kehl und Kevin Großkreutz in die erste Elf befördert worden sind. Somit lief exakt die gleiche Mannschaft wie gegen Arsenal auf das Feld.
Es war ein sommerlicher Abend in der südfranzösischen Hafenstadt, als die erste Auswärtspartie des BVB in dieser Saison angepfiffen worden ist. Die erste Chance hatten die Hausherren, als die Offensivreihe gleich mehrfach am Ball vorbeigesegelt ist. Die anschließende Ecke blieb ohne Folgen für Schwarz-Gelb (7. Minute). Im Gegenzug hatte Mario Götze die Gelegenheit zum Führungstreffer, doch der OM-Schlussmann pflückte das runde Leder in letzter Sekunde aus der Gefahrenzone.
Mit der Erfahrung von insgesamt sage und schreibe 23 Champions League-Spielen (von denen allein Sebastian Kehl 13 absolviert hat), präsentierte sich die junge Dortmunder Mannschaft nicht wie ein Greenhorn – im Gegenteil. Insbesondere Mario Götze sorgte auf der linken und auf der rechten Seite immer wieder für gefährliche Spielzüge, wurde aber oftmals von zwei oder sogar drei Olympiquern gestoppt. In der 19. Minute hatte der Youngster die Riesenchance zum Führungstreffer, als er im Strafraum mehrere Gegner aussteigen ließ und am Schlussmann gescheitert ist.
Und wie schon mehrmals in dieser noch jungen Saison fiel der Gegentreffer postwendend im Gegenzug: Andrew Ayew nutzte eine Unkonzentriertheit in der Dortmunder Defensive – Neven Subotic rutschte aus – zum 1:0 für Marseille (20.). Der BVB steckte allerdings nicht auf, lief aber auch nach einer halben Stunde dem unnötigen 0:1-Rückstand hinterher. Anschließend kamen die Dortmunder in der Abwehr aus unerklärlichen Gründen ins Schwitzen und leisteten sich bisher nicht gekannte Schnitzer und Unzulänglichkeiten.
Mein Fazit zur Halbzeit: Dortmund spielte überlegen und hatte mehr Ballbesitz. Wie schon öfter in der Liga ging aber nicht Borussia, sondern der Gegner in Führung. Nach einer halben Stunde Spielzeit schlichen sich zudem Nachlässigkeiten in der Abwehr ein, gepaart mit den nicht unbekannten Unzuverlässigkeiten beim Torabschluss. Die Hereinnahme von Kevin Großkreutz anstelle von Ivan Perisic hatte sich bislang nicht ausgezahlt.
Nach dem Seitenwechsel wurde eine feine Gemeinschaftsproduktion von Robert Lewandowski und Shinji Kagawa in letzter Sekunde von einem französischen Abwehrbein gestoppt. Die anschließende Ecke von Götze landete aber ungefährdet in den Armen des gegnerischen Keepers. Und es war erneut Mario Götze, der nach feinem Zuspiel von Kevin Großkreutz nur vom gegnerischen Pfosten am Ausgleich gehindert worden ist (50.). Eine weitere Minute später hatte der junge Mittelfeldakteur erneut die große Gelegenheit zum 1:1, doch der OM-Schlussmann behielt die Oberhand.
Die Abwehrschnitzer setzten sich leider auch in der zweiten Hälfte fort. Wie aus dem Nichts kam Marseille nach einem bösen Patzer von Mats Hummels zum 2:0. Erstaunlich, dass beide Tore nach Fehlern der sonst so sattelfesten Defensive gefallen sind. Jürgen Klopp reagierte. Ivan Perisic kam für Kevin Großkreutz in die Partie und Jakub Kuba Blasczykowski ersetzte Shinji Kagawa (62.). Aber es kam noch richtig knüppeldick für die junge Mannschaft aus dem Ruhrpott. Nach Foul von Sebastian Kehl gab es Strafstoß und Ayew markierte das 3:0 (69.). Fußball kann manchmal grausam sein.
Der Wechsel von Robert Lewandowski gegen Lucas Barrios nach 72 Minuten kam viel zu spät, um dieses Ergebnis noch positiv aus BVB-Sicht zu beeinflussen. Und genauso symptomatisch, dass Barrios in der 88. Minute ebenfalls mit einem Lattenknaller scheiterten musste. Eine bittere Lektion auf dem europäischen Parkett.
Drei individuelle Fehler in der Defensive bedeuteten das Aus für Borussia. Nach zwei Spielen in der Champions League steht ein mageres Pünktchen zu Buche. Zu meiner eigenen Überraschung hat mich die deutliche Pleite nicht wirklich mitgenommen, geschweige denn berührt. Ich habe sie einfach zur Kenntnis genommen und fühlte mich an die vergangene Europa League-Saison erinnert. Traurig. Einfach nur traurig, wie sich diese Elf um den Lohn der Arbeit bringt.
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