Gaby Köster ist zurück. Dreieinhalb Jahre nach ihrem unfreiwilligen Abschied von der Comedy-Bühne hatte die blonde mit der “frechen Schnute” ihren ersten Auftritt bei stern.tv.
Mit im Gepäck hatte sie damals ihr autobiografisches Buch “Ein Schnupfen hätte auch gereicht: Meine zweite Chance“, das sie gemeinsam mit ihrem langjährigen Freund Till Hoheneder (ja, der Till Hoheneder von dem zwischen 1985 bis 2000 sehr erfolgreichem Comedy-Trio Till und Obel) geschrieben hat.
Zu Beginn des mehr als 250 Seiten langen Werkes beschreibt Gaby Köster die Vorboten des 8. Januar 2008, den Tag des Schlaganfalls, der ihr Leben maßgeblich und eindringlich verändern sollte. Sie reflektiert, dass ihr Körper bereits deutlich frühere mehrere schrille Alarmzeichen ausgesendet hat, die ihren bisherigen Höhepunkt an Weihnachten 2007 daheim und anschließend auf Ibiza gefunden haben (“Der erste Dachschaden”).
Nach dem Schlaganfall geht es los mit dem “Reggae in der Rehaklinik”. Köster beschreibt das Wiedererlangen der vitalen Lebensfähigkeiten, die mühsame Rehabilitation, bei der selbst die kleinsten Schritte als große Fortschritte gelten und die allmähliche Rückkehr in das gemeinhin als “normales Leben” bezeichnete Hier und Jetzt.
Gaby Köster tot
Auch die aggressive Boulevard-Presse wird von Gaby Köster nicht verschont und bekommt ihr verdientes Fett weg. Die “Rohstoffverschwenderdrucke” sind von Beginn an nicht damit klargekommen, dass Kösters Management keine Informationen zur Krankheit und dem Gesundheitszustand veröffentlicht hat. Wir erfahren, wie Paparazzi ohne Rücksicht auf die schwer Erkrankte ihr Haus belagern, Angehörige belästigen und medizinische Angestellte mit Geld ködern wollten. Und dass bei der Eingabe von “Gaby Köster” in die Instant-Suche von Google als erster Suchvorschlag “Gaby Köster tot” erscheint.
Der Leser erfährt neben den Geschichten aus der Reha-Klinik außerdem viel über die Anfänge ihres beruflichen Wirkens als Komödiant. Angefangen von der Kölner Südstadt, in der sie in einer Kneipe gearbeitet hat und vom Kabarettist Jürgen Becker für das Radio entdeckt worden ist. Wir erfahren von der ersten Zusammenkunft mit Rudi Carrell für “Sieben Tage, sieben Köpfe” und lernen ganz neues Seiten an dem leider verstorbenen Holländer kennen. “Ritas Welt”, eine der erfolgreichsten Serien auf RTL ist genauso Thema wie Kösters Soloprogramme nach dem Abschied als Rita.
Den Blick nach vorn gerichtet
Nachdem in den ersten 200 Seiten der Blick zurück gerichtet wurde, schaut Gaby Köster erstmals nach vorn. Sie konstatiert, dass ihr die Bühne fehlt. Und sie auch weiß, dass heute nicht das Ende der Karriere angebrochen ist. Aber es wird anders sein. Das Früher wird nie mehr wieder kommen, das Heute ist anders. Aber das wiederum bedeutet auch nicht automatisch, dass es schlechter sein wird.
Die weiteren dreißig Seiten sind Till Hoheneder gewidmet, dem Co-Autor des Buches. Hoheneder beschreibt, wie er Gaby Köster kennen gelernt hat und insbesondere, wie er die Zeit nach dem Schlaganfall mit ihr erlebt. Auch seine Ausführungen haben bei mir für einige Gänsehaut-Momente gesorgt und verdeutlicht, wie beschwerlich und anstrengend der weite Weg der Rehabilitation ist.
Nach 215 Seiten enden Gaby Kösters Aufzeichnungen aus ihrem Leben. Die Reha ist damit aber nicht beendet. Es wird ein harter und steiniger Weg für die blonde Frau, um wieder einmal ganz die Alte zu werden. Sofern es ihr gelingt. Doch der Leser hat nach der Lektüre den Eindruck, dass es Köster schaffen kann. Dank der Hilfe ihrer Familie und ihrer Freunde, die eng zu ihr halten.
Mein Fazit
Das Buch ist weniger eine Autobiografie im klassischen Sinn, sondern vielmehr ein Tagebuch ihrer Krankenhaus- und Reha-Aufenthalte. Köster gibt intime Einblicke in den anstrengenden Alltag und die mühsame Phase der Genesung. Sie macht Mut, sich mit dem Schicksal zu arrangieren und das Leben als Geschenk anzusehen.
Das Lesen der Autobiografie, die es auch als Hörbuch gibt, war von der ersten bis letzten Seite ein Vergnügen – wenn der Stoff auch nicht immer vergnüglich gewesen ist. Die Künstlerin schreibt, wie ihr “der Schnabel gewachsen ist”. Dabei gibt sie Einblicke hinter die Kulissen des Künstlerlebens, die nicht immer nur glücklich sind, sondern vielmehr verdammt hart und herzlos. Wir lernen den Stress während der Produktionstage kennen und erfahren, wie hoch die psychische Belastung in der Endphase von Projekten ist.
Auf jeder Seite des Buches wird deutlich, dass Gaby Köster dieses Buch nur für einen Menschen geschrieben hat: für sich selbst. Das Buch ist damit in meinen Augen auch eine Schreibtherapie für sie, um das alte Leben hinter sich zu lassen und das neue Leben – das wahrscheinlich nie mehr so sein wird wie das vorherige – anzunehmen und zu akzeptieren.
Gaby Köster ist eine starke Frau. Mir imponiert, wie sie mit dem Hirnschlag und seinen Folgen umgeht. Auch wenn sie sich oftmals als starke Frau präsentiert, gibt sie nicht selten Einblick auf eine verletzliche Persönlichkeit, die nur eins möchte: das Geschenk des Lebens annehmen und sich den Herausforderungen des Alltags anzunehmen.
Gabriele Köster ist eine starke Frau, die ich für ihren Mut und ihre Willensstärke bewundere. Das Leben gab ihr eine zweite Chance. Und sie wird sie nutzen, da bin ich mir ganz, ganz sicher.
Ich bin schon heute auf ihr Comeback gespannt und wünsche der Künstlerin weiterhin diesen starken Lebensmut und Lebenswillen, den ihr Buch vermittelt.
21. Oktober 2011 um 19:11
Dieses Buch wollen wir meiner Mutter wahrscheinlich zum Geburtstag schenken! Ich bin auch schon gespannt. Werde es bestimmt dann auch mal lesen!
Gaby Köster ist eine wirklich starke Frau und freue mich, dass sie soweit es geht wieder “zurückgefunden” hat.
21. Oktober 2011 um 19:45
Das Buch ist wirklich lesenswert, sehr bewegend.
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