Der Comedian Bernhard Hoëcker hat vor einigen Jahren die Schnitzeljagd mit dem GPS-Gerät – auch bekannt als Geocaching – für sich entdeckt.
Nachdem der kleine Künstler schon als Geocaching-Autor aufgetreten ist und Neulingen Starthilfe in das Hobby mit dem Buch “Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers: Mit Geocaching zurück zur Natur” gegeben hat, widmet er sich jetzt gemeinsam mit Erik Haffner und Tobias Zimmermann in dem Buch “Hoëckers Entdeckungen” einer reizvollen Extrakategorie der Geocaches: den vergessenen Orten.
Bei diesen Orten handelt es sich beispielsweise entweder um brachliegende, weitläufige Industrieflächen, in denen seit Jahren keine Arbeit mehr verrichtet wird, oder seit Jahrzehnten verlassene und inzwischen unbewohnte Häuser, um die sich niemand mehr kümmert.
Das Buch trägt den Untertitel “Ein merkwürdiges Bilderbuch längst vergessener Orte” und hat damit nicht zuviel versprochen. Auf 250 Seiten finden sich nicht nur lesenswerte Texte, sondern noch beeindruckendere und atemberaubendere Bilder von den vergessenen Orten (im Geocacher-Jargon als “Lost Places” bekannt), die das Autoren-Trio in ganz Deutschland erkundet hat.
Die Reise führt durch verlassene Fabrikhallen, in die Beelitzer Heilstätten mit ihren gruseligen Klinikgebäuden und in das ehemalige Diamaltwerk in München. Ein lange verlassenes Museum steht ebenso auf dem Reiseplan wie ein Erholungshotel im Thüringer Wald (das ich unlängst im Herbst 2011 selbst erkunden wollte). Es geht in ehemalige und noch gut erhaltene FDGB-Heime, in den Untergrund und sogar in die Unterwasserwelt sowie in eine alte Ziegelei und eine Justizvollzugsanstalt.
Meine Skepsis vor Erhalt des Buches war nicht gerade klein. Ich habe befürchtet, dass der Comedian das Beeindruckende vom Erkunden der Lost Places der Allgemeinheit opfert und damit wiederum ein kleines Stück vom großen Geocaching-Kuchen dem Kommerz opfert. Aber ich lag falsch mit meiner Vermutung.
Vor der Veröffentlichung des Werkes im riva Verlag gab es einen Aufschrei in der Geocaching-Community, die Hoëcker den Verrat des Geocaching und dessen Kommerzialisierung zum Vorwurf gemacht haben. Ich denke, dass diese Anschuldigungen ungerechtfertigt sind. Mit keiner Silbe wird das Hobby Geocaching erwähnt und wer von der Schatzsuche mit GPS-Gerät keine Ahnung hat, wird diese Verlinkung nicht erkennen können.
Stattdessen ist es Hoecker gelungen, die Faszination der verlassenen Orte wunderbar in Wort und Bild einzufangen. Darüber hinaus vermeiden es Haffner, Hoëcker und Zimmermann, die Geocaching-Codes und die konkreten Ortsangaben zu den Lost Places zu nennen. Damit ist gewährleistet, dass niemand der Muggels (Geocacher-Begriff für Nicht-Geocacher) diese Kleinode betritt.
Mein Fazit
Bernhard Hoëcker ist mit “Hoëckers Entdeckungen: Ein merkwürdiges Bilderbuch längst vergessener Orte” ein toller Bildband gelungen, der die magische Faszination der Lost Places bestens in Worte und Bilder fasst.
Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und kann mich auch nach mehrmaligem Anschauen der tollen Fotografien und der ansprechenden Texte immer wieder auf’s Neue daran erfreuen.