Seit einigen Jahren gilt mein erster Blick morgens der Rückseite des ersten Buches in der Financial Times Deutschland (FTD). Dort werden regelmäßig in der Rubrik Businesstalk die neusten Business-Anglizismen inklusive einer – verständlichen – deutschen Übersetzung vorgestellt.
Und das ist gut so. Denn nicht nur bei meinem Arbeitgeber nehmen die Anglizismen Überhand. Da spricht der Chef von Revenues, die von Wholesale-Kunden eingefahren werden sollen, da wird über das Outplacement von Low Performern diskutiert und der head count der company besprochen.
Wer regelmäßig in diesen Management-Kreisen verkehrt, nimmt sich diese Sprache nach eigener Zeit automatisch an -meist eher ungewollt als gewollt; ich weiß, wovon ich spreche. Doch spätestens, wenn im Gespräch daheim im Kreis der Familie oder mit Freunden nach einem Satz mit Cherry Picking, Manpower oder Total Compensation nur in ungläubige Gesichter geblickt wird, weiß man: da läuft etwas falsch.
Doch es sind oftmals nicht nur die unbeliebten Anglizismen, die als Aufreger dienen. Auch neue Wortschöpfungen aus deutschen Landen wie aufschlauen (den Wissenshorizont verbreitern), rüen (Abkürzung für Rücksprache halten) oder rhetorische Kniffe wie ergebnisoffen nerven bisweilen. Es scheint fast so, dass die Managerkaste mit jedem neuen Wortungetüm und jeder neuen Wortschöpfung eine unsichtbare Mauer zwischen sich und Otto Normalverbraucher auftürmen möchte.
In dem Band “Bitte asapst mailden, sonst Bottleneck!” wird mit dem Untertitel “Businesstalk – das unverzichtbare Vokabular für jedes Büro” ein Nachschlagewerk durch den Dschungel der Management-Sprache angeboten, das von A wie abbauchen über J wie Jour fixe bis Z wie Zeitfenster die gesamte Klaviatur der Business-Begriffe und Wortungetüme aufzählt und entlarvend erläutert.
Der Leser lernt, dass das Aufgleisen nichts anderes ist, als eine Aufgabe oder ein Projekt anzugehen, weiß, dass Challenges nichts anderes als Aufgaben sind und dass es sich bei einer Fallback-Option um nichts anderes als den oft zitierten Plan B handelt.
Mein Fazit
Jeder, der im Büro arbeitet, selbst Manager ist oder mit Managern zu tun hat, kann von dem Buch aus dem Ariston Verlag profitieren und einiges lernen.
Bei der vergnüglichen Lektüre wird aber nicht nur Wissen vermittelt. Horst von Buttlar und Nikolaus Röttger zeigen auch augenzwinkernd, dass die aufgeblasenen Wortkaskaden oftmals nur heiße Luft sind und die Verwendung dieser Begriffe womöglich nur der Selbstdarstellung dient.