Borussia Dortmund gegen den FC Schalke 04 oder auch Lüdenscheid-Nord gegen Herne-West: es gibt wenige Derbies, die die Massen stärker elektrisieren und bei denen die Emotionen höher kochen.
Gregor Schnittker, eigentlich als Fernsehmacher für ZDF und WDR tätig, hat sich die brisanten Begegnungen näher angeschaut und festgestellt, dass es bislang so gut wie keine Literatur über den Ruhrgebietskracher gibt.
Damit sich das ändert, hat Schnittker recherchiert und sich an die Arbeits gemacht. Sein Werk trägt den vollständigen Titel “Revier-Derby: Schalke 04 – Borussia Dortmund – Die Geschichte einer Rivalität” und ist im Verlag Die Werkstatt erschienen.
Das Buch beginnt mit einem Rückblick in die Vergangenheit und jüngere Fußballfans der Borussia aus Dortmund mögen es nicht gern hören. Aber zu Beginn der ersten Derbies kassierte der BVB regelmäßige “Klatschen” vom westlichen Nachbarn. Und noch schlimmer: Die erste Meisterschaft der Blauen 1934 wurde zuerst in Dortmund gefeiert – ein Fakt, der heute unvorstellbar ist. Gleiches galt für 1958, als der Nachbar die letzte Meisterschaft feiern konnte. Danach wendete sich das Blatt. Borussia wurde stärker und kaufte den Schalkern den Schneid ab.
Zu einer echten Rivalität, die sich drastisch vom akzeptierten, friedlichen Miteinander abwendet, kommt es 1969 mit dem sogenannten Hundebiss-Derby. Als der BVB in den siebziger Jahren in die zweite Liga abgestiegen war, setzt sich der rohe und aggressive Umgang miteinander fort. Und diese Rivalität sollte sich bis zum heutigen Tag nicht wesentlich ändern. Insbesondere in den achtziger und neunziger Jahren waren Massenschlägereien zwischen Anhängern beider Vereine an der Tagesordnung. Und auch heute sind die sportlichen Auseinandersetzungen von Lokalpatriotismus, Kampfgeist und großem Engagement geprägt.
Gregor Schnittker berichtet auf 270 reich bebilderten Seiten über alles, was die Mutter aller Derbies ausmacht. Angefangen vom ersten Aufeinandertreffen beider Kontrahenten am 3. Mai 1925 (“Das erste Derby) über die Nachkriegszeit mit dem Machtwechsel im Revier 1947, als Dortmund das sportliche Zepter übernehmen konnte, und die legendären Partien der Neuzeit, als Gelsenkirchen Anfang der neunziger Jahre der Wiederaufstieg in die Beletage des Fußballs gelungen ist.
Der Leser wird Augenzeuge des dramatischen Derbies am 13. September 2009, als in Dortmund ein sagenhaftes 3:3 bejubelt wird. Und natürlich darf auch der Derbysieg vom 19. September 2010 nicht fehlen, als die Dortmunder Borussen in der Arena siegreich waren und den Grundstein für die Deutsche Meisterschaft 2011 gelegt haben. Die Chronologie des Buches endet mit dem Supercup 2011, den die Schalker am 23. Juli 2011 knapp für sich entscheiden konnten. Und agerundet wird der Bildband mit einem Überblick aller Revierderbies auf einen Blick seit dem ersten Aufeinandertreffen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Mein Fazit
Revier-Derby: Schalke 04 – Borussia Dortmund: Die Geschichte einer Rivalität ist ein wunderbares Geschichtsbuch, das alle Facetten des Revierderbies aufzählt und dokumentiert. Schnittker hat zahlreiche Zeitzeugen und sportliche Protagonisten interviewt und lässt die schwarz-gelben und blau-weißen Spieler ausführlich zu Wort kommen und damit ein Stück spannender Sportgeschichte wiederaufleben.
Das Buch ist ein Pflichtkauf für jeden Fußball-Freund – auch abseits des Ruhrgebietes -, der sich für Kampf, Leidenschaft und sportliche Rivalität bis zum Umfallen interessiert.
26. März 2012 um 15:08
Ist gekauft. Bald.
Und auf den zweiten Derbysieg “nach dem Buch” freue ich schwarz-gelber mich schon sehr. Hihi.
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