Borussia Dortmund eröffnete am Freitag Abend den 28. Spieltag und hatte die seit fünf Partien ungeschlagenen Schwaben aus Stuttgart zu Gast.
Doch auch der BVB konnte mit einer Serie glänzen: seit nunmehr 21 Begegnungen waren die Borussen unbesiegt. Für den immer noch angeschlagenen Sven Bender durfte Sebastian Kehl von Beginn an auf das Feld – ansonsten gab es keine Anpassungen an der ersten Elf.
Den ersten Höhepunkt des Abends gab es bereits um kurz nach acht: Mario Götze trat in zivil auf das Rasenrechteck und ließ sich von der Südtribüne für seine unter der Woche erfolgte Vertragsverlängerung bis 2016 feiern.
Schon nach 85 Sekunden verzeichnete Shinji Kagawa den ersten Distanzschuss auf das Tor des VfB Stuttgart. Zwei Minuten später prüfte Jakub Blasczykowsky den Schwaben-Schlussmann aus der Ferne, ehe Kagawa nach fünf Minuten seine zweite Chance zum Treffer verbuchen konnte. Robert Lewandowski hatte in der 17. Minute den Führungstreffer auf dem Fuß, doch sein Schuss konnte zur Ecke geklärt werden.
Vier Minuten später wieder eine spektakuläre Szene des Polen. Der VfB-Schlussmann war bereits ausgespielt, doch Lewas Schuss konnte vor dem Tor entschärft werden, nachdem Gündogan Lewandowski perfekt in Szene gesetzt hatte. Und die Dortmunder Offensive serzte sich fort. Kevin Großkreutz’ Torerfolg stand nur die Querlatte im Weg (24.) – die Dortmunder Führung schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Nach 33 Minuten klingelte es endlich im Stuttgarter Tor. Auf Flanke von Marcel Schmelzer legte Sebastian Kehl mit dem Kopf auf Kagawa ab, der zum zwölften Mal in dieser Spielzeit jubeln durfte. Nach 45 Minuten standen nicht weniger als 16 zu 2 Torschüsse und 6:0 Ecken zugunsten des Tabellenführers zu Buche – besser lässt sich eine Überlegenheit nicht in Zahlen ausdrücken. Mit der knappen, aber hochverdienten Führung ging es in die Kabinen.
Lukas Pisczek sorgte mit einem Pfostenkracher für das erste Ausrufezeichen der zweiten Halbzeit (48.). Besser macht es sein Landsmann “Kuba”, der wenige Augenblicke später zum 2:0 einnetzen konnte (49.) – die Vorlage kam von Mats Hummels. “Wer wird Deutscher Meister? BVB Borussia” hallte es jetzt durch das Westfalenstadion.
Es dauerte bis zur 63. Minute, ehe der VfB Stuttgart die erste ernsthafte Torchance verzeichnen konnte. Doch wie auf der Gegenseite rettete die Querlatte für den bereits geschlagenen Roman Weidenfeller im Tor des BVB. Sven Bender wurde in der 66. Minute für den prima aufspielenden Ilkay Gündogan eingewechselt. Der Türke war sogar der “Spieler des Spiels” für den Sky-Moderator Fritz von Thurn und Taxis.
Die Stuttgarter spielten in Hälfte zwei deutlich besser und wurden in der 71. Minute mit dem Anschlusstreffer zum 1:2 belohnt. 6 : 6 Torschüsse nach einer halben Stunde nach Wiederanpfiff belegen die Ausgeglichenheit der zweiten Halbzeit und zeigen, dass der Stuttgarter Treffer durchaus verdient gewesen ist. Und es wurde noch bitterer für Dortmund. Stuttgart gelang das 2:2 nach 0:2-Rückstand in der 77. Minute. Innerhalb von sechs Zeigerumdrehungen konnten die Schwaben die Partie drehen. Sollte sich die Nachlässigkeit im Abschluss bei den Borussen rächen?
Ja, sollte es. Die Dortmunder waren jetzt vollkommen indisponiert und mussten sogar das 2:3 in der 79. Minute hinnehmen. Fußball verrückt im Westfalenstadion. Wann hatte der BVB zuletzt drei Gegentore kassiert? Jürgen Klopp reagierte und brachte Ivan Perisic für Kevin Großkreutz. Außerdem wurde Lucas Barrios gegen Shinji Kagawa ausgetauscht (81.).
Doch der Wahnsinn hatte noch kein Ende. Mats Hummels fasste sich in der 82. Minute ein Herz und traf mit seinem ersten Saisontreffer zum 3:3 – es war ein wahrer Fußballkrimi am Freitag Abend. Das Westfalenstadion war jetzt ein Hexenkessel. Was für ein Spiel!
Robert Lewandowskis Schuss in der 86. Minute wurde zum zweiten Mal in diesem Spiel nur auf der Linie gerettet – es war zum Haare raufen. Doch der anschließende Eckball sorgte für die erneute Wende. Ivan Perisic nahm die Hereingabe volley und erzielte mit seinem fünften Saisontor das umjubelte 4:3 in einem Hammerspiel. Liam und ich schrien vor Freude so laut, dass wir froh waren, dass die Nachbarn im Osterurlaub sind… 🙂
Doch in der 92. Minute wieder die Ernüchterung. Die Stuttgarter konnten das 4:4 bejubeln. Diese Partie kann als Meilenstein auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft des BVB in die Geschichte eingehen. Ein irres Spiel mit einem Wechselbad der Gefühle. Echte Liebe. Danke, Borussia Dortmund.