Un – fass – bar. Borussia Dortmund ist zum zweiten Mal hintereinander Deutscher Meister geworden.
Nicht nur das: Und zum achten Mal in der Vereinsgeschichte nach 1956, 1957 (Doppel-Meisterschaft!), 1963, 1995, 1996 (Doppel-Meisterschaft!), 2002 und 2011.
Fünf dieser acht Titel durfte ich als Fan dieses einmaligen Vereins live miterleben. Und jeden Tag frage ich mich auf’s Neue: ist das wirklich wahr? Oder erwache ich nur aus einem schönen Traum? Doch. Es ist wahr und kein Traum.
Rückblende
Schauen wir zurück. Es ist September 2011. Borussia Dortmund quält sich nach einem grandiosen Auftakt gegen den Hamburger SV durch das erste Drittel der Saison und findet sich nach überraschenden Niederlagen zuhause gehen Aufsteiger Hertha BSC und in Hannover nach dem siebten Spieltag in den Niederungen der Tabelle wieder.
Damals kamen die ersten Kritiker aus ihren Löchern und prophezeiten der Borussia eine Deutsche Meisterschaft 2011, die sich wie beim VfB Stuttgart und dem VfL Wolfsburg wenige Jahre zuvor als Eintagsfliege herausstellen sollte. Die Presse knüppelte auf Dortmund ein und warf dem Verein, seiner sportlichen Leitung und der Mannschaft Totalversagen vor: Die beiden Online-Artikel Die Leichtigkeit fehlt und Der ausgebrannte Meiser verdeutlichen, wie negativ die Außensicht auf Schwarz-Gelb vor weniger als sieben Monat gewesen ist. Nur Christopff Strukamp, Autor beim Fußball-Magazin Gib mich die Kirsche brachte es in der Fan-Kolumne bei Der Westen damals auf den Punkt:
Ich würde mir wünschen, dass man in Dortmund nicht den Weg geht, die eigene Qualität und die der Spieler in Frage zu stellen, sondern daran glaubt, gemeinsam wieder in die Erfolgsspur zurückkehren zu können. Denn der Glanz ist nicht ab. Er leuchtet grad nur nicht so hell.
Auch ich habe bereits nach dem fünften Spieltag in diesem Blogbeitrag (“Borussia Dortmund nach dem fünften Spieltag“) mein Unverständnis über diese voreiligen Schlüsse und die unredliche Schwarz-Malerei (auch in den Reihen der eigenen Fans!) zum Ausdruck gebracht und sollte mich nicht täuschen.
Seit der Niederlage gegen Hannover am 18. September 2011 hat der BVB nicht nur nachhaltig in die Erfolgsspur zurückgefunden, sondern auch nicht eine Begegnung in der Bundesliga mehr verloren und einen neuen Rekord aufgestellt: das 2:1 in der Turnhalle Herne-West war nicht nur der zweite Derbysieg in Folge, sondern auch das 25. Spiel ohne Niederlage.
Die Gegenwart
Seit dem 31. Spieltag waren die Chancen auf eine Titelverteidigung zum Greifen nah. Vor dem Gastspiel der anderen Borussia aus Gladbach am Samstag Abend hatte der BVB drei Runden vor dem Ende acht Zähler Vorsprung auf den Kontrahenten aus München. Die Meisterschaft schien nur noch eine Formsache zu sein.
Das Meister-Finish war eine extrem nervenraubende Angelegenheit. Um 17:15 Uhr war der BVB bereits Deutscher Meister 2012, ohne selbst vor den Ball getreten zu haben. München spielte in Bremen und hatte bis dato nur ein 1:1 geschafft. Doch in der 91. Minute erzielte Ribery das 2:1 für die Münchener und der BVB war im Topspiel am Abend zum Siegen verdammt. Und bestand diese Nervenprobe mit Bravour: 2:0 hieß es am Ende gegen die Fohlen vom Niederrhein und die Meistersause Teil 2 nahm ihren Lauf.
Ich werde jetzt nicht die ganzen Statistiken aufzählen, die Borussia Dortmund gebrochen hat – das können kicker, bvb.de und andere Fußball-Medien viel, viel besser. Ich bin einfach nur stolz auf diese junge, hungrige Mannschaft und ihr Triumvirat an der Spitze. Jürgen Klopp, Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke haben mit der Mannschaft Herausragendes geleistet und wollen jetzt auch noch das Double am 12. Mai in Berlin.
Die Spitzenspiele
Auch die Bilanz in den sogenannten Spitzenspielen beweist, dass der BVB alles andere als ein unverdienter Meister geworden ist.
Sowohl gegen Bayern München (1:0-Auswärtssieg an der Isar sowie das spektakuläre 1:0 am Mittwoch nach Ostern) als auch gegen die Blauen (2:0 zuhause und 2:1 in der Halle) ließen selbst die Gegner zähneknirschend attestieren, dass Schwarz-Gelb die Liga in der zweiten Saisonhälfte dominiert hat.
Das Debakel Champions League
Wenig Freude – zumindest in Bezug auf die Punkteausbeute – brachten die sechs Spiele in der Champions League. Ob es an der fehlenden Routine der jungen Dortmunder Mannschaft, der fehlenden Treffsicherheit beim Abschluss oder einfach nur am Pech gelegen hat: Borussia Dortmund hat in der Champions League – Saison 2011/2012 in vielerlei Hinsicht enttäuscht. Punkt. Ende. Aus.
Das hat mich im Spätherbst nach einer erneuten Pleite auf dem europäischen Parkett zu folgender Schlussfolgerung verleitet:
Die Zukunft
Quo vadis, Borussia Dortmund? Berauscht von den Emotionen, dem Jubel und der Freude über die Meisterschaft 2012 fällt es mir schwer, einen Ausblick zu wagen. Doch die langfristige und maßvolle Planung der sportlich und wirtschaftlich verantwortlichen Personen lässt mich zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Das Triumvirat Jürgen Klopp, Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke hat sich vertraglich bis 2016 an den Ballspielverein Borussia gebunden. Mit Marco Reus steht zum Sommer 2012 ein hochkarätiger Transfer sowie mit Leonardo Bittencourt ein großes sportliches Talent neu im Kader und beide werden maßgeblich dazu beitragen, die hohe Qualität der Mannschaft weiter zu erhöhen. Darüber hinaus strengt sich der Klub mächtig an, die Shooting-Stars Robert Lewandowski und Shinji Kagawa ebenfalls langfristig an den Verein zu binden.
Jürgen Klopp hat in den vergangenen zwei Jahren sein Meisterstück doppelt abgeliefert und nachhaltig unter Beweis gestellt, dass er Teams nicht nur auf ein hohes Niveau führen, sondern auch dort stabilisieren und weiterentwickeln kann. Diese Erfolge auf nationaler Ebene gilt es nun, endlich auch international zu bestätigen. Der Welpenschutz, der in der Saison 2011/2012 in der Champions League gewährt worden ist, gilt 2012/2013 nicht mehr. Dann gilt es, vorzeigbare Ergebnisse abzuliefern. Und daran wird sich der gesamte Verein messen lassen müssen.
Erst mal Genießen
Doch das ist Zukunftsmusik. Jetzt heißt es erst einmal: genießen. Die Meisterschaft feiern. Party machen. Die Mannschaft feiern. Den Klub feiern. Und zwar am 13. Mai 2012 in Dortmund, wenn entweder ein oder vielleicht sogar zwei Titel gefeiert werden.
Denn nach dem Saisonfinale gegen den SC Freiburg am 5. Mai 2012 mit dem Höhepunkt der Überreichung der Meisterschale an Kapitän und Derbyheld Sebastian Kehl steht zum Saisonabschluss am 12. Mai 2012 das DFB-Pokalfinale gegen Bayern München auf dem Programm.
Ob ein fünfter Sieg in Serie gelingt?
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24. April 2012 um 09:52
Nein du kannst es ruhig glauben 😉 ICh bin schon am Planen wie ich jetzt schnellst möglioch mal nach Dortmund komme um zu gucken wie es da abgeht 🙁 Hoffe echt ich kann es beruflich einrichten 🙂
LG
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