Emotional Leadership, grob gesagt: die emotionale Führung, ist derzeit eines der “Buzzwords” im Management. Klaus Schuster, Autor der Bücher “11 Managementsünden, die Sie vermeiden sollten” und “Der freche Vogel fängt den Wurm” greift diesen Aspekt auf und hat mit “Keinen Bock mehr? Mehr Spaß und Motivation im Management” seinen Beitrag zur Diskussion um Freude und Spaß im Management geleistet.
Er möchte auf knapp 200 Seiten unter Beweis stellen, dass Spaßbremsen im Beruf gelöst und Anspannungen im Management vermieden werden. Denn Schuster behauptet: Spaß bringt Spitzenleistung – dieser provokanten These folgend muss Management nicht steif und unlustig sein. Nur mit Spaß und Freude an der Tätigkeit stellt sich der Erfolg ein. Und nicht umgekehrt.
Schon im Vorwort verspricht Schuster, dass dem Leser nach der Lektüre des Buches der Job genauso viel Spaß macht wie sein Hobby. Ob er Recht behalten wird? Es folgen sieben Kapitel mit provokanten Überschriften (“Feuer’ deinen Boss”, “Du musst aufs Titelbild vom Playboy!” und “Knutsch den Chef!”), die den Rahmen des Management-Ratgebers bilden. Wobei diese Bezeichnung schon irreführend ist.
Denn Klaus Schusters Bücher sind anders als die herkömmliche Management-Literatur für Führungskräfte. Der Berater schreibt niemals trockene Endlos-Sätze, sondern beeindruckt mit einer lebendigen, kurzweiligen Sprache, die zum (Weiter-) Lesen anregt und den Leser in seinen Bann zieht. So gelingt es ihm spielerisch, nicht nur zu unterhalten, sondern auch Wissen in kompakter Form zu vermitteln, ohne Langeweile aufkommen zu lassen.
Schon im ersten Kapitel serviert der Autor die ersten Spaß-Macher. Weil Fremdbestimmung eine Spaß-Bremse ist, müssen diese Bremsen erkannt und analysiert werden. Und das geht am besten mit einem Gespräch mit einem geeigneten Gesprächspartner, um sich Handlungsfreiheiten zu verschaffen. Auch die sogenannten Bullshit-Jobs sind Spaß-Bremsen und sind zu bekämpfen. Denn: Spaß braucht Mut. Mut, sich auch einmal etwas zu trauen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Erfolg. Nur wer sich auf den Erfolg fokussiert, wird erfolgreich sein. Und nicht derjenige, der sich unnötig ablenken und von beiläufigen Erfolgen blenden lässt. Genauso wichtig ist es, die persönliche Erfolgsdefinition seiner Angestellten zu kennen. Denn nur so können Höchstleistung möglich sein. Und die Frage nach der Eigenmotivation stellt sich der Emotional Leader erst gar nicht: er motiviert sich durch sein Erfolgsstreben und mit Freude bei der Arbeit.
Der falsche Spaß wird im dritten Kapitel behandelt. Es geht um die Verlockungen des Sex im Arbeitsleben, um Betrügereien zu Lasten des Unternehmens und um Korruption. Nur schwache Manager lassen sich auf dieses Spiel mit dem Feuer ein. Denn wer einmal mit seinen Fehltritten aufgeflogen ist, hat beruflich düstere Aussichten.
Kapitel vier behandelt das Wichtigste im Business: das Vertrauen. Denn Vertrauen ist die Grundlage für Erfolg – und nicht umgekehrt. Und das passt wunderbar zu einer meiner selbst kreierten Lebensweisheiten:
Vertrauen kann man nur einmal missbrauchen
Insbesondere gilt das für Veränderungsprozesse: je größer das Vertrauen in die Führungskraft, desto schneller lässt sich Change initiieren. Denn: Vertrauen schafft Vertrauen. Und Vertrauen (schenken) schafft Supermotivation.
Im fünften Kapitel geht es um die Gabe, sich vor seine Mitarbeiter zu stellen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken – gleiches gilt übrigens auch und besonders für die Kunden. Denn beides sind die größten Spaß-Faktoren überhaupt. Der Abschnitt stellt zudem am Ende eine der essenziellen Fragen des Buches: bin ich ein Mensch, in dessen Nähe andere Menschen Spaß an ihrer Leistung haben können?
Kapitel 6 öffnet den eigenen Horizont in Bezug auf die Kundenbeziehung. Denn nicht nur der “echte” Kunde im Außenverhältnis ist wichtig. Auch im eigenen Haus bin ich (interner) Kunde und Dienstleister und Verkäufer. Und das gilt übrigens nicht nur für den Job: auch die Ehefrau und die Kinder sind im übertragenen Sinn meine Kunden. Ein komischer Gedanke? Nur auf den ersten Blick. Und: ehrlich bekundestes Interesse wirkt besser als jede Art von Incentives.
Das letzte Kapitel bricht eine Lanze für den Job als Führungskraft “Ein Führungsjob macht Riesenfreude”, konstatiert Klaus Schuster. Doch das Wichtigste darf nicht vergessen werden: es darf nicht übertrieben werden. Eine ausgewogene Work-Life-Balance schützt vor Burn Out. “In einem kranken System muss man manchmal krank denken, um gesund zu bleiben.” – dieser Spruch ist mir am besten haften geblieben.
Jedes Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung ab, in der die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst werden. Der Begriff der
Emotional Leadership
zieht sich quer durch das gesamte Buch und belegt, wie wichtig diese Fähigkeit dem Autor ist. Den Emotional Leader zeichnet die Fähigkeit der Selbstführung und des Selbstmanagements aus. Er ist voller intrinsischer Motivation. Er hat Spaß an der Arbeit und damit Erfolg. Vertrauen ist die Kernkompetenz des Emotional Leaders in der Kommunikation mit anderen Menschen. Vertrauen führt und Vertrauen bindet Kunden.
Nach sieben Kapiteln hat Klaus Schuster nicht weniger als 77 Spaß-Macher zusammengetragen, denen ich mal mehr, mal weniger zustimme. Doch wichtiger als die Zustimmung zu den einzelnen Spaß-Machern ist die bewusste Auseinandersetzung mit ihnen. Denn selten zuvor habe ich mich so intensiv mit den erläuterten Sachverhalten und Fragestellungen auseinandergesetzt.
Mein Fazit
Erneut ist Klaus Schuster mit “Keinen Bock mehr” ein lesenswerter und kurzweiliger (Management-) Ratgeber gelungen. Insbesondere seine schillernde sprachliche Schreibkunst macht das Lesen zu einem wahren Vergnügen. Angereichert mit unzähligen Beispielen aus der Praxis ist der Lese-Spaß (sic!) ein ständiger Begleiter.
Die vermittelten Inhalte sind für mich teilweise keine neuen Erkenntnisse gewesen. Doch mit vielen Aspekten eröffnete mir Schuster ganz neue Blickwinkel auf meine Führung und mein Führungsverhalten. Dieser Perspektivenwechsel ist nicht nur enorm hilfreich, sondern auch sehr lehrreich in Sachen Selbsterkenntnis.