Spielerfrauen haftet seit jeher der Makel an, nur ein Anhängsel ihrer berühmten Fußball-Männer zu sein. Daran haben die letzten erfolgreichen Jahredes Fußballs in Deutschland nichts geändert.
Denn es ist ja auch einfacher, sich schillernde und leuchtende Beispiele von Promi-süchtigen Beispielen herauszupicken und von da aus auf alle anderen zu schließen. Die Stereotype bezüglich der Spielerfrauen sind schnell zusammengefasst: wenig intelligent, im Verhalten affektiert und eigentlich – überspitzt formuliert – prinzipiell hohl.
Wie wenig solche Einschätzungen mit der Wahrheit zu tun haben, möchte Christine Eisenbeis mit dem Buch “Im nächsten Leben werd’ ich Spielerfrau – ein Phänomen wird abgeschminkt” unter Beweis stellen. Um diese Hypothese zu widerlegen, hat sich die Autorin mit zahlreichen Spielerfrauen aus verschiedenen Fußball-Generationen getroffen und deren Rolle und Bild in der Gesellschaft erörtert.
Der Leser lernt im im Verlauf des Buches unter anderem Italia Walter, die Ehefrau von Kaiserslauterns Legende Fritz Walter, Julia Gödicke, die Mutter von Christoph Metzelders Sohn, Victoria Beckham und Coleen Rooney sowie Samiri Samii kennen und hat nach Ende der Lektüre verstanden, dass die Spielerfrau von damals und heute schon immer mehr als ein hübsches Dummchen gewesen ist.
Zu Beginn wird versucht, eine historische Erklärung für den negativ besetzten Begriff “Spielerfrau” zu finden. Frauen im Fußball waren lange verpönt und selbst in den siebziger und achtziger Jahren ungern gesehen. Im Kapitel über Italia Walter, die Ehefrau vom Helden von Bern, Fritz Walter, wird ersichtlich, dass das negative Image der Spielerfrau kein Phänomen der Neuzeit ist. In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sah sich Frau Walter bereits Neid und Missgunst ausgesetzt, als sie sich als Französin mit italienischen Wurzeln ausgerechnet den Lauterer Fußballhelden “geschnappt” hatte.
Die heutige Generation von Fußballspielern hat wenig gemeinsam mit der kickenden Zunft der siebziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Wer einen Blick auf die junge Garde der Nationalspieler wirft und ihre Interviews verfolgt, erlebt gebildete, kluge Menschen, die wissen, dass es mehr als Prunk und Protz im Fußball-Leben gibt. Sie setzen sich genauso mit wirtschaftlichen und politischen Themen auseinander wie mit dem sportlichen Geschehen. Und genauso klug wählen sie – Ausnahmen bestätigen die Regel – auch ihre Frauen aus.
Die meisten Spielerfrauen sind nicht scharf auf das Rampenlicht. Doch um mediale Aufmerksamkeit zu erreichen, stürzt sich die Presse und der Boulevard natürlich nicht auf die neun “normalen” Spielerfrauen, sondern pickt sich das extrovertierte, polarisierende, mäßig mit Intelligenz gesegnete blonde Dummchen heraus, das letztlich für das negative Image verantwortlich ist.
Mein Fazit
Christine Eisenbeis ist mit “Im nächsten Leben werd’ ich Spielerfrau” nicht nur eine bloße Aneinanderreihung von Spielerfrauen-Porträts gelungen. Gelegentlich werden Kapitel eingestreut, die Hintergründe des Medieninteresses an der Spielerfrau und den Mechanismen des Sport- und Showgeschäftes, zu dem der Fußball avanciert ist, aufarbeiten.
Darüber hinaus richtet sich das Interesse nicht nur auf Spielerfrauen in der Bundesliga. Victoria Beckham und Coleen Rooney sind ebenfalls Teil der Betrachtung, die sogenannten “Wags”, also Wives and Girlfriends. Dieser Begriff wurde eigens für die Spielerfrau der Neunziger und Nuller Jahre kreiert.
Im Buch wird herausgearbeitet, dass der vermeintliche Traum, Spielerfrau zu sein, ganz wenig mit Ruhm und Kurzweile zu tun hat. Und dass das ganze Geld, das der (Ehe-)Mann nach Hause bringt, nicht die Einsamkeit, die zahllosen Umzüge und andere Repressalien aufwiegen kann.