Markus Lanz ist telemedial omnipräsent. Das war mir bislang nicht aufgefallen, weil ich eher selten das Zweite Deutsche Fernsehen schaue. Doch seit der UEFA EURO 2012 ist das anders geworden. Die Programm-Planer des ZDF hatten sich anscheinend vorgenommen, Herrn Lanz noch bekannter zu machen und ließen in seiner werktäglichen Talkshow zu später Stunde zahlreiche Fußball-Promis der Kategorie C bis Z auflaufen.
So kam es, dass ich nach den Übertragungen der Gruppenspiele, des Viertelfinale und des Halbfinales friedlich vor dem Fernseher eingeschlafen bin und plötzlich aufgeschreckt bin. Denn Markus Lanz lief und die Penetranz der Fragen und die ewig gleichen Gesten ließen mich erschaudern.
Anscheinend ist nicht nur mir diese mehrmalige Begegnung in Erinnerung geblieben. Stefan Niggemeier hat sich die Mühe gemacht, ein – wie er es nennt – worst of des zukünftigen Wetten dass…-Moderators zu erstellen, das Erstaunliches zu Tage bringt. Unter anderem schreibt Niggemeier:
Es sind ja nicht nur diese Posen, das Finger-an-den-Mund-legen, der Dackelblick, dieses sich Spreizen, die Witzelsucht, die konsequente Unterforderung des Zuschauers, die persönlichen Zudringlichkeiten, das Desinteresse an Inhalten, die Fragetechnik, die von Johannes B. Kerner gelernte Kunst, sich von sich selbst zu distanzieren, die Phrasen, die angestrengte und anstrengende Vortäuschung des kritischen Nachfragens, das Aufondulieren der Sprache, die Wichtigtuerei, das ganze streberhafte Gehabe.
Es ist auch das Ausmaß, in dem er aus seiner Talkshow eine Art Betriebsausflug gemacht hat, mit diesem unbedingten Willen zur kontrollierten Ausgelassenheit und dieser gezwungen Kumpelhaftigkeit. Hinter einer Fassade moderner Munterkeit tun sich Abgründe spießiger Bräsigkeit auf.
Wer es nicht glaubt, wird nach diesem Clip anders darüber denken:
Und wer nicht viel Zeit hat oder nicht mehr als zwanzig Minuten seiner Lebenszeit mit diesem worst of verschwenden möchte, schaut sich die Kurzfassung des Videos an: