Der Wecker war am Samstag Morgen auf halb sieben gestellt und dennoch waren die Kinder bereits vor dem ersten Klingeln wach und voller Vorfreude auf den Tag. Kein Wunder, schließlich stand an diesem Tag ab neun Uhr unsere erste Segelstunde auf dem Veersemeer auf dem Programm.
Während die anderen Campingplatzbewohner noch sanft in ihren (Luft-)Matratzen schlummerten, saßen wir bereits am Frühstückstisch und haben uns für dieses spannende Abenteuer gestärkt. Unsere Gedanken kreisten zwischen Neugierde (wie läuft die Segelstunde ab?) und Hochachtung (Segeln ist doch total schwierig! Wie kommen die Kinder auf dem Gewässer klar?) und wir konnten den Start des Törns kaum erwarten.
Segeln ist für mich nichts Unbekanntes, denn mein Vater besitzt seit Jahren einen Segelschein, hat in diversen Binnengewässern gesegelt und wurde von mir begleitet. Liam, unser großer Sohn, hat sich zur Vorbereitung auf die vier Stunden auf dem Meer extra drei Seemannsknoten von meinem Dad erklären lassen. Ich war erstaunt, wie schnell er die komplizierten Knoten intus hatte und sie perfekt knüpfen konnte. Ich bin in dieser Hinsicht eher talentfrei.
Die Zeilschool De Viking in Wolphaartsdijk
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns gegen viertel vor neun auf den Weg zur Segelschule “Zeilschool de Viking“, die zwölf Kilometer östlich von unserem Campingplatz in Wolphaartsdijk am Yachthafen beheimatet ist. Um neun Uhr wurden wir von Nina begrüßt, die in den kommenden vier Stunden die Aufgabe hatte, uns Landratten in die Grundlagen des Segelns einzuweisen. Dank ihrer Zweisprachigkeit – neben Niederländisch konnte die junge Seglerin auch Englisch sprechen – war die Verständigung während der Einweisung und an Bord des Segelbootes kein Problem.
Die Wetterbedingungen waren hervorragend. Blauer Himmel, morgens um neun Uhr knapp 19 Grad und angemessene Windverhältnisse ließen auf einen spannenden und lehrreichen Vormittag hoffen. Im Hafen erklärte uns Nina erst einige Grundlagen zum Segeln, ehe wir beim Segel setzen und aus dem Hafen rudern behilflich sein durften. Als wir dann auf dem Veersemeer angelangt waren, durfte ich das erste Mal ans Ruder. Das Steuern des Fünf-Personen-Segelbootes war für mich keine Herausforderung, doch die Hürden wurden von der Segellehrerin bald höher gelegt.
Die ersten Segelstunden auf dem Veersemeer
Als erstes galt es für uns, den Wind und seine Richtung richtig zu deuten und auf das Segel und das Boot anzuwenden. Als nächstes wurde ich in die Kunst des Wenden eingeführt, die im Niederländischen mit einem beherzten “Overstaak” (?) eingeleitet wird. Dann gilt es, das Ruder vom Körper wegzudrücken, eine 180 Grad-Drehung einzuleiten und den Kopf einzuziehen – denn das Segel wechselt von der einen zur anderen Seite. Und wenn dann das Haupt nicht unterhalb des Segels weilt, kann es schon zu schmerzhaften Kollisionen kommen. Wenn ich bis dahin auch alles gut hinbekommen und immer mehr Spaß am Segeln gewonnen hatte, wurde es direkt noch eine Stufe schwieriger. Denn nun kam das Vorsegel zum Einsatz, das bei jeder Wende auch entsprechend gesetzt werden musste.
Nachdem ich meine erste Segelstunde absolviert hatte, war Liam an der Reihe. Ich war erstaunt, wie unser Großer das Prinzip des Wenden intus hatte und nicht mehr vom Ruder wegzubekommen war. Doch inzwischen war unser Jüngster, gerade mal fünfeinhalb Jahre alt und anfangs mit einem Heidenrespekt vor unserem Boot versehen, auch aufgetaut und hatte Spaß am Segeln gefunden.
Auch er meisterte die Herausforderungen des Segelboot Steuerns mit Bravour und wusste auch die Wende erfolgreich zu meistern. Last but not least kam Anne auch ans Ruder und hatte innerhalb kürzester Zeit den Bogen ´raus.
Die Zeit verging wie im Flug und plötzlich war es halb eins mittags. Nach dreieinhalb Stunden bereiteten wir das Anlegen am Steg vor. Ich durfte die Aufgabe übernehmen, das Tau an der Anlegestelle zu befestigen und benötigte die Hilfe von Liam, der das Boot fachmännisch am Steg mit seinem Knoten-Repertoire anlegen konnte. Gemeinsam fuhren wir das Segel ein und erledigten mit Nina die letzten Arbeiten, um das Segelboot für die nächsten Segelschüler startklar und einsatzbereit zu machen.
Das Fazit von unserer Segellehrerin Nina nach vier Stunden Segeln mit uns: sie war begeistert von den ersten Segelschritten der Kids, die schnell gelernt haben und das Segeln im Blut zu haben scheinen (kein Wunder bei ihren segelbegeisterten Großvätern). Insbesondere Liams Knotenkunst hat sie beeindruckt, denn der Große konnte direkt drei Knoten ohne Probleme flechten und damit das Erstaunen unserer Lehrerin auf sich ziehen.
Meine ersten Segelstunden auf dem Veerse Meer waren wirklich klasse und eine tolle Erfahrung. Vielen Dank an Nina von der Zeilschool De Viking, die eine geduldige Segellehrerin war und uns innerhalb der vier Stunden viel beigebracht hat. Seit dieser Erfahrung habe ich einen Heidenrespekt vor den olympischen Seglern, denn Segeln macht nicht nur einen Riesenspaß, sondern ist auch ein hartes Stück Arbeit.
Und die ersten Segelstunden meines Lebens ließen mich anschließend die vorbeiziehenden Segelboote mit einem ganz anderen Blick sehen: mir ist bewusst geworden, dass Segeln nicht nur eine Menge Spaß macht, sondern jetzt kann ich auch die Tätigkeiten an Deck ganz anders einordnen.
Dieser Blogbeitrag ist der Teil einer Artikelserie über unseren Urlaub an der See in Zeeland und unsere Wassersportaktivitäten. Alle bisherigen und künftigen Beiträge finden sich unter dem Schlagwort Zeeland2012. Viel Spaß!
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