Zwei wunderbare verlängerte Wochenenden in Zeeland liegen hinter mir. Unter dem Schlagwort Zeeland2012 habe ich zahlreiche Erlebnisse von unserem unterschiedlichen Touren in den Niederlanden berichtet.
Es war eine tolle Zeit, die mir viele neue Erfahrungen und Erkenntnisse vermittelt hat. Und das lag nicht nur an dem klasse Wetter. Ich kann mich nur beglückwünschen, diese zwei Wochenenden im August für die Zeeland-Tour gewählt zu haben 🙂 Während des Aufenhaltes an der See habe ich insbesondere über unsere westlichen Nachbarn viel gelernt.
Obwohl die Niederländer in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen, habe ich mich bislang nicht intensiv mit den oft nur “Holländer” genannten Menschen befasst. Doch nicht umsonst heißt es “Reisen bildet” und dieses Bonmot kann ich vollkommen unterschreiben. Wir haben nicht nur interessante Städte und ihre Geschichte kennen gelernt. Wir sind nicht nur mit Kajaks, Segelbooten und Segelschiffen über das Versemeer, das Grevelinger Meer und die Oosterschelde geschippert. Wir haben auch die Menschen von nebenan kennen gelernt und dabei habe ich einige interessante Entdeckungen gemacht.
Holländer vs. Niederländer
Unser Aufenthalt in Zeeland hat mir den Kontakt mit zahlreichen Niederländern ermöglicht. Und mir vor Augen geführt, dass die “Holländer” (übrigens eine Bezeichnung für eine Provinz in den Niederlanden und kein Titel für alle Bewohner aus diesem Land) sich nicht nur sprachlich von uns Deutschen unterscheiden.
Die Niederländer sind ein Volk von Campern. Egal wo, egal wann und egal wie – Camping geht immer. Geradezu symbolisch ist dieser Schnappschuss, den ich in der Nähe von Bruinisse gemacht habe, als wir Muscheln gesammelt haben. Der Mann hat mit seinem Wohnmobil einfach auf einem öffentlichen Parkplatz am Deich gehalten, die Sonnenschirme und die Sonnenstühle ausgepackt und den Grill angeworfen – das ist Entpsannung pur!
Doch dass die Niederländer ausschließlich als Stereotyp der Camping-Urlauber gelten, ist genauso ein Klischee wie die angebliche Tatsache, dass der Deutsche hauptsächlich Schweinsbraten mit Knödeln isst. Exemplarisch möchte ich nur einige Beobachtungen wiedergeben, die mir während der beiden Kurzurlaub-Aufenthalte in Zeeland im Gedächtnis haften geblieben sind.
Statt Hektik: entspann´dich!
Niederländer strahlen viel mehr Gelassenheit aus. Vieles wirkt deutlich entspannter als der hektische Stress in meinem Heimatland. Mit der Entspanntheit einher geht die Fröhlichkeit. Der westliche Nachbar wirkt fröhlicher und offener, sozusagen zugänglicher als sein großer Nachbar.
Ein weiterer Unterschied ist der Familiensinn. Wir haben mehrmals beobachtet, dass Ausflüge mit der gesamten Großfamilie absolviert werden. Sei es bei der Rundfahrt beim Veersemeer, als gleich vier Generationen einer Familie mit an Bord gewesen sind, oder bei unsererer Tour mit dem historischen Segelschiff auf der Oosterschelde. Dort rückte eine fünfköpfige Familie inklusive Großmutter im Rollstuhl an, die selbstverständlich einen Ehrenplatz auf einem Sessel an Deck bekommen hat.
Miteinander und nicht gegeneinander
Auch damit einher geht mein Eindruck, dass Oranje rücksichtsvoller im Miteinander agiert. Da wo in Deutschland vieles streng reglementiert ist, sind die Niederlande deutlich liberaler. Das fängt bei vielen kostenlosen Parkmöglichkeiten an, setzt sich fort über das gestattete Grillen an öffentlichen Plätzen und geht bis zu den großzügigen Möglichkeiten beim Camping.
Das Interessante: trotz dieser vielen Freiheiten gibt es selten Probleme. Im Gegenteil. Die Menschen sind kooperativ und Ellbogen einsetzen ist nicht an der Tagesordnung. Sehe ich das zu einseitig? Womöglich ja. Womöglich sind meine Beobachtungen meiner Urlaubs-Entspanntheit geschuldet. Womöglich enthalten sie aber auch mehr als ein Fünkchen Wahrheit. Was denkt ihr?
Mein Aufenthalt in Zeeland wurd evom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention (NBTC) ermöglicht. Vielen Dank an Sonja van der Voet vom Tourismusbüro Zeeland für die Planung sowie Mieke Pool und Frederik van Tetterode vom NBTC für die Betreuung.