Das erste Auswärtsspiel der Champions League-Saison 2012/2013 führte den BVB am Tag der Deutschen Einheit zum englischen Meister Manchester City.
Vier Tage nach dem bravourösen Kantersieg gegen Gladbach stand eine schwere Aufgabe vor der Borussia. Im Vergleich zum vergangenen Samstag verordnete Trainer Jürgen Klopp Sebastian Kehl eine Pause und verhalf Sven Bender zu seinem Saison-Debüt in der Anfangs-Elf. Außerdem durfte Robert Lewandowski, Torschütze des 1:0 gegen Ajax Amsterdam, für Julian Schieber in der Spitze spielen.
Bei strömendem Regen erfolgte der Anpfiff zur zweiten Runde. Schon nach 25 Sekunden musste Roman Weidenfeller das erste Mal in höchster Not retten. Doch auch Dortmund startete gut, denn nur eine Zeigerumdrehung später hatte Robert Lewandowski die Gelegenheit zur Führung. Und weitere fünf Minuten später scheiterte der Pole erneut mit dem Kopf vor dem Tor.
In der zwölften Minute hätte die Führung für den BVB fallen müssen, doch der Schuss von Mario Götze konnte an den Pfosten gelenkt werden. Angetrieben von den phantastischen Fans aus Dortmund spielte Borussia groß auf und ließ Manchester City nur selten zur Entfaltung kommen. In der 27. Minute musste Roman Weidenfeller das dritte Mal in höchster Not vor dem einschussbereiten Man City-Spieler retten – es blieb vorerst beim 0:0.
Auf der anderen Seite war es Neven Subotic, der mit einem Distanzschuss knapp vor dem Tor scheiterte (35.). Und auch Mario Götze hätte gleich zweimal treffen müssen. Erst in der 37. Minute nach Vorlage von Marco Reus mit dem Fuß knapp vorbei und dreißig Sekunden später knallte er das Leder an die Latte – was ein Pech! Borussia Dortmund spielte von Beginn an erstaunlich keck und furchtlos nach vorn, nur die Belohnung in Form von Toren ließ noch auf sich warten.
Spannend wurde es noch einmal kurz vor dem Seitenwechsel. Ilkay Gündogan und Robert Lewandowski stürmten allein auf den Kasten von John Hart zu, doch Gündogan konnte die sechste gute Einschussgelegenheit nicht verwerten. Das torlose Unentschieden zur Halbzeit hätte auch durchaus ein torreiches 3:3 sein können. Doch dank der starken Paraden beider Schlussmänner gab es nach 45 Minuten noch keine Treffer zu bejubeln und es stand leistungsgerecht 0:0.
Borussia hatte zahlreiche Chancen für Treffer und das Zusammenspiel zwischen Marco Reus und Mario Götze klappt von Spiel zu Spiel besser. Das achte Champions League-Spiel unter Jürgen Klopp lief zumindest in der ersten Hälfte – abgesehen von der Chancenverwertung – klasse. Allerdings war Man City insbesondere bei Kontern brandgefährlich und Dortmund mit dem Glück im Bunde, dass ein Gegentreffer bislang nicht gefallen ist.
Vor der Partie war ich optimistisch, dass der BVB bei gutem Verlauf ein Unentschieden mit nach Hause bringen könnte – doch dass der Deutsche Meister so auftrumpft, hatte ich nicht erwartet. Nun galt es nach dem Seitenwechsel unter Beweis zu stellen, dass sich die dürftige Chancenverwertung nicht rächt. Denn Mario Görtze hätte neun Minuten nach dem Wiederanpfiff zum vierten Mal einnetzen können, nein müssen…
Nach einer Stunde war dann der Bann gebrochen. Marco Reus nutzte eine Unachtsamkeit in der City-Abwehr und spritzte einfach dazwischen und konnte Torhüter Hart überwinden – 1:0 (61.). Es war übrigens sein sechstes Tor im zehnten Pflichtspiel für den BVB. Und Reus hätte drei Minuten später den Sack zumachen können, fand jedoch in Hart erneut seinen Meister. Genauso wie Gündogan, der ebenfalls den Schlussmann nicht überwinden konnte (67.).
Womöglich lag es an dem ersten Brinkhoff’s Double-Sieger-Bier, das ich in der Halbzeitpause geöffnet habe. Auf alle Fälle spielte Dortmund in Halbzeit 2 noch druckvoller und offensiver Richtung Man City-Tor. Allerdings half der Gegner nach dem Rückstand auch heftig mit, denn eine erneute Niederlage (am ersten Spieltag setzte es ein spätes 2:3 bei Real Madrid) konnten und wollten sich die Engländer nicht leisten.
Felipe Santana wurde in der 74. Minute für Mats Hummels eingewechselt. Hummels hatte sich bei einem offensiven Zweikampf verletzt und konnte nicht mehr weiterspielen. Ilkay Gündogan setzte Robert Lewandowski in der 75. Minute perfekt in Szene, doch der Stürmer verzog mit dem Außenrist kläglich. Der BVB hatte das Spiel im Griff und Man City machte nicht die Anstalten, diese Begegnung noch für sich entscheiden zu wollen.
Kevin Großkreutz wurde acht Minuten vor dem Ende für den gut spielenden Ilkay Gündogan ausgetauscht und sollte helfen, das Ergebnis gegen die Engländer abzusichern. Roman Weidenfeller sicherte drei Minuten vor dem Abpfiff den knappen Vorsprung, als er einen Kopfball aus dem Winkel kratzen konnte. Sebastian Kehl wurde kurze Zeit später für Mario Götze eingewechselt und Zeuge eines unabsichtlichen Handspiels von Neven Subotic, das der Unparteiische in einen Handelfmeter umgemünzt hat.
Der eingewechselte Deutschland-Schreck Mario Balotelli trat in der 90. Minute am Elfmeterpunkt an – und verwandelte. So bitter der Ausgleich so unverdient war das 1:1 für die Hellblauen. Unverdient ohne Ende und einfach unglaublich. Doch so läuft Fußball. Und vier Minuten Nachspielzeit ließen mich bei der eingebrochenen Moral das Schlimmste befürchten. Doch am Ende blieb ein 1:1, das Dortmund mit einer unglaublichen Fehlentscheidung des Schiedsrichters wie einen Verlierer dastehen ließ.
Borussia Dortmund präsentiert sich in der zweiten Champions League-Saison deutlich gereifter. Gegen das Star-Ensemble von der Insel überzeugten die Schwarz-Gelben mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und einem wahren Offensivfeuerwerk. In der als Todesgruppe deklarierten Gruppe hat der BVB nach dem zweiten Spieltag zwar nicht das Optimum von sechs Punkten erspielt, aber für mehrere Ausrufezeichen gesorgt.
Schade, dass die amateuerhafte Entscheidung des Referees die Borussia um den Lohn ihrer Arbeit gebracht hat. Der zwischenzeitliche Rückschlag in der Meisterschaft mit dem 2:3 in Hamburg und dem 3:3 in Frankfurt scheint vergessen. Mit Hannover 96 wartet am Sonntag Nachmittag bereits der nächste große Kontrahent auf den BVB.