Endlich wieder Bundesuliga! Das 141. Revierderby zwischen Borussia Dortmund und den Schalenlosen aus Herne-West war nach dem bemerkenswerten 4:4 der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden das Topspiel des achten Spieltages.
Für Dortmund als Vierten der Liga war ein Sieg gegen den Dritten genauso Pflicht wie umgekehrt, denn Ligaprimus München hatte vor dem Anpfiff bereits neun respektive acht Zähler Vorsprung auf die Revierklubs.
BVB-Trainer Jürgen Klopp musste verletzungsbedingt mehrfach umstellen. Für Marcel Schmelzer kam Kevin Großkreutz in die erste Elf, außerdem ersetzte Sven Bender Ilkay Gündogan sowie Ivan Perisic den sechs Woche pausierenden Kuba und Moritz Leitner Mario Götze – es gab schon bessere personelle Voraussetzungen vor einem Derby 🙁
Das erste Nachbar-Duell begann wie das letzte Aufeinandertreffen: die Schlümpfe gingen nach 14 Minuten in Führung. Anscheinend hatten die Borussen das neu verordnete 5 – 3 – 2-System noch nicht wirklich verinnerlicht. Die Gastgeber taten sich erstaunlich schwer gegen die Blauen und blieben in der Vorwärtsbewegung eher schwach.
Das Fazit nach einer halben Stunde: es passte einiges nicht beim BVB und das Spiel war nicht schön anzuschauen. Klopp hatte ein Einsehen und stellte taktisch um. Weg von Sven Bender als Libero und stattdessen im Mittelfeld außen rechts und Lukas Pisczek auf der ungewohnten linken Seite. Mats Hummels und Neven Subotic wechselten auf ihre angestammten Manndecker-Positionen. Da war es wieder, das bekannte und bewährte 4 – 4 – 1 – 1 und das Taktik-Experiment kann als gescheitert angesehen werden.
Es dauerte bis zur 37. Minute, ehe die erste (!) Torgelegenheit der Dortmunder zu notieren war. Marco Reus konnte sich aber über links nicht vor dem Tor durchsetzen. Ich war erstaunt, dass mich der frühe Rückstand emotional recht kalt gelassen hat. Die Borussia spielte ungewohnt kraftlos, uninspiriert und durchsetzungsschwach. Ist die Elf etwa in Gedanken schon beim Champions League-Heimspiel gegen Real Madrid am kommenden Mittwoch?
In der 44. Minute gab es die erste (!) Ecke für Dortmund. Doch vom Ausgleich war Schwarz-Gelb so weit entfernt wie der Nord- vom Südpol. Zwar spielte der BVB nach der erneuten taktischen Umstellung besser nach vorn, aber wirklich Brauchbares kam bis dahin nicht dabei herum. Das 0:1 zur Halbzeit war deshalb nicht wirklich unverdient für die Schlümpfe.
Ohne große Erwartungen bin ich in die zweite Halbzeit gegangen. Denn zu konzeptlos und zu ideenlos war das Dortmunder Spiel in der ersten Halbzeit. Das große Glück des Double-Siegers war, dass die Blauen nur mit einem Tor in Führung gelegen haben. Doch dieser knappe Vorsprung hatte nur bis zur 48. Minute Bestand, denn die Gäste konterten mustergültig eiskalt und es stand 0:2.
Ivan Perisic musste nach 52 Minuten das Feld verlassen, für ihn kam Julian Schieber auf den Platz. Und der Stürmer stand gleich im Mittelpunkt: Nach Foul an Schieber zirkelte Marco reus in der 55. Minute den fälligen Freistoß in den Strafraum und fand in Robert Lewandowski einen dankbaren Abnehmer 1:2. Sollte da noch etwas möglich sein für Borussia Dortmund?
Jetzt war auch das erfolgsverwöhnte Dortmunder Publikum aufgewacht und peitschte die Mannschaft nach vorn. Sebastian Kehl wurde anschließend ausgewechselt und verhalf dem 18-jährigen Leonardo Bittencourt zu seinem Debüt in der ersten Liga. Das Spiel wurde nun von beiden Seiten offensiv gestaltet. Die Gäste wollten den dritten Treffer und Dortmund drängte auf den Ausgleich.
Die Schwarz-Gelben spielten nach dem Anschlusstreffer wie verwandelt – wieso diese Leistung und dieses Engagement nicht schon fünfzig Minuten früher gezeigt worden ist, weiß kein Mensch… Trotz zahlreicher Torchancen blieben die Borussen glücklos vor dem Tor und sollten den durchaus verdienten Ausgleich nicht mehr erzielen können.
Moritz Leitner wurde kurz vor Schluss gegen Felipe Santana ausgetauscht, doch auch der Brasilianer konnte die Niederlage trotz vier Minuten Nachspielzeit nicht mehr abwenden. Mit dieser Schlappe im Revierderby endete auch eine Serie von dreizehn Monate mit ungeschlagenen Begegnungen im Westfalenstadion.
Nach zahlreichen Derbysiegen musste der BVB heute eine Niederlage einstecken. Die Leistung war auch alles andere als meisterlich 🙁 Doch am meisten nerven übrigens die Kommentare à la “Borussia Dortmund ist jetzt bereits zwölf Punkte hinter Bayern München”. Na und? Wen interessiert das? Mich definitiv nicht.
22. Oktober 2012 um 16:55
Ein Dank für die nervigen Kommentare über den Punkteabstand geht an den Bayern-liebhaber Marcel Reif -.- Hat mir das Derby mehr versaut als die Schalker selber.
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