Ich sitze gerade schockiert vor meinem Rechner und kann nicht glauben, was ich gerade gehört habe. Doch auch nach dem zweiten, dritten und vierten Mal Abspielen kommen die dummen Worte aus dem mit einer Mütze geschmückten Teenager-Kopf: “Hitler war ein erstklassiger Diktator.”
Ich frage mich: Wo gehen solche Kids zur Schule und wer bringt ihnen solchen geistigen Dünnpfiff bei?
Diese Szene ist ein Ausschnitt aus der WDR-Dokumentation “Menschen, keine Nummern mehr – Schüler besuchen Auschwitz“, die am 9. November im WDR gelaufen ist und auch (noch) in der WDR-Mediathek in voller Länge abrufbar ist.
Es ist nicht einfach irgendeine Klassenfahrt. Für die 26 Schüler einer Duisburger Gesamtschule geht’s nach Auschwitz. An den Ort, der für das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte steht. Sie heißen Yasemin und Ismail, Giulia und Maurice, aber auch Lukas und Lena, kommen aus drei verschiedenen Jahrgangsstufen und haben sich alle freiwillig für diese Reise entschieden. Für die 17jährige Betül stand von Anfang an fest: “Ich will das unbedingt mal sehen”. Schließlich sei das etwas anderes als Geschichtsunterricht, viel interessanter. Beim Abflug aber hat die junge Muslima gemischte Gefühle: da ist Spannung, aber auch Angst vor dem, was sie in der KZ-Gedenkstätte erwarten wird. Der 16jährige Sebastian interessiert sich sehr für den Zweiten Weltkrieg, erklärt noch kurz vor der Abreise, dass Hitler ein “erstklassiger Diktator” war, “weil ihm sehr viele Menschen folgten”. Als er tags drauf dann aber in Auschwitz im Keller des Gefängnisblocks die winzigen Zellen sieht, in denen Häftlinge wochenlang eingezwängt stehen mussten, ist er hellauf empört. “Wer einmal in Auschwitz war, kann kein Nazi mehr sein”, das ist die Überzeugung von Erich und Roswitha Bethe, den Gründern der Düsseldorfer Stiftung “Erinnern ermöglichen”. Jedes Jahr stellen sie eine Million Euro zur Verfügung. Ihr Ziel: jedem Zehntklässler in NRW den Besuch der Gedenkstätte zu ermöglichen. So wie den Duisburger Schülern. Mit einem Guide besichtigen die Jugendlichen zwei Tage lang das ehemalige Konzentrationslager, erfahren den Ort und seine grausame Geschichte immer konkreter. Dann treffen sie einen der letzten lebenden Zeitzeugen, den ehemaligen Auschwitz-Häftling Tadeuz Sobolewicz. Die persönlichen Erinnerungen des 87jährigen beeindrucken und erschüttern Betül, Sebastian, und die anderen zutiefst.
15. November 2012 um 21:25
Ohauahauahaua….das tut ja wirklich beim Zuschauen weh… er war der ‘beste’ Diktator, den er kennt? Meinungen haben manche Schüler…