Der 15. Spieltag stand ganz im Zeichen des Gipfeltreffens zwischen Herbstmeister Bayern München und Borussia Dortmund.
Auch wenn der BVB nach dem 1:1 gegen Düsseldorf auf den dritten Platz abgerutscht und der FCB elf Punkte Vorsprung hatte, elektrisierte die Partie die Massen.
Die Ausgangslage war klar: sollte München siegen, ist die Titelverteidigung so gut wie gegessen für die Schwarz-Gelben. Bei einem Sieg in München wäre die vage Chance auf einen Zweikampf zumindest ein wenig gewahrt. Ich bin vor dem Anpfiff erstaunlich entspannt gewesen. Lag es daran, dass für mich die Partie gedanklich bereits abgehakt gewesen ist?
Am Freitag Abend habe ich die Begegnung bereits zweimal auf der PS3 und FIFA 13 simuliert. Das eine Mal siegten die Roten knapp mit 2:1, das andere Mal war mein Klub mit 2:0 vorn. Ein gutes Omen? Abwarten. Hinzu kam, dass ich die Begegnung erstmals nicht mit meinem Buddy Micha schauen konnte – dabei hat Borussia zuvor so gut wie immer gewonnen 🙂
Trainer Jürgen Klopp musste auf Sebastian Kehl verzichten, der die Reise an die Isar erst gar nicht angetreten hatte. Die angeschlagenen Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Mario Götze standen hingegen nicht nur im Kader, sondern direkt in der Startelf. Im Mittelfeld wirbelten dieses Mal neben Götze und Reus auch Kuba.
203 Länder rund um den Erdball wollten das Treffen der Giganten live vor dem Fernseher verfolgen. Knackige minus vier Grad herrschten in der Allianz Arena beim Anpfiff. Die fünf Pflichtspiel-Siege des BVB in Folge gegen den Rekordmeister zählten um 18:30 Uhr beim Anpfiff nicht mehr – entscheidend war auf dem Platz!
Den ersten Aufreger gab es direkt nach dem Anpfiff. Während die Dortmunder Fans wie schon gegen Düsseldorf mit zwölf Minuten und zwölf Sekunden Fan-Schweigen starteten, scheint sich der Protest in München nicht herumgesprochen zu haben. Schade und sehr ärmlich von den Roten. Jetzt aber zurück zum Sportlichen.
Die Bayern begannen das Spiel offensiv und drückten den BVB in die eigene Hälfte. Mit Ausnahme einer krassen Unsicherheit von Manuel Neuer nach drei Minuten, die Borussia nicht nutzen konnte, diktierte der Hausherr die Partie. Die Schwarz-Gelben verteidigten aber geschickt und machten den Münchenern das Leben schwer. Safety first und auf Konter warten lautete vorerst die Devise – und das klappte erstaunlich gut.
Nach einer halben Stunde waren die Spielanteile ausgeglichener. Dortmund hatte besser ins Spiel gefunden und traute sich gelegentlich offensive Ausflüge zu. Die Defensive stand sicher und die Mittelfeldreihen dominierten das taktische Spiel. Experten vermuteten bereits vor der Begegnung, dass der erste individuelle Fehler für ein Tor sorgen könnte, da weder die eine oder die andere Elf ins offene Messer laufen wollte.
Marco Reus sorgte zwei Minuten vor dem Pausenpfiff für das erste Ausrufezeichnen der Gäste, als er sich über links klasse durchsetzen konnte. Den kraftvollen Schuss konnte Manuel Neuer aber in der kurzen Ecke parieren. Das war knapp! Die an echten Torchancen arme erste Halbzeit endete mit einem wenig überraschenden 0:0. Der BVB hatte seine anfängliche Zurückhaltung nach einer Zeit abgelegt und anschließend mutig nach vorn gespielt. Das Zwischenresultat ohne Treffer war dem Spielverlauf somit angemessen.
Nach dem Seitenwechsel machte der Doublesieger dort weiter, wo er aufgehört hatte. Einen schnell ausgeführten Freistoß hätte Mats Hummels nach 52 Minuten im Tor unterbringen müssen – die gesamte Münchener Defensive war sanft entschlafen, als der Defensivspezialist an Manuel Neuer gescheitert ist. Als Marcel Schmelzer zwei Zeigerumdrehungen später mit einem Distanzschuss knapp vorbeigeschossen hat und Götze wenig später per Kopf nicht erfolgreich war, wurde deutlich, dass Klopp seiner Elf eingeimpft hat, dass ein Unentschieden nicht ausreichend ist.
Der Tabellenführer bekam die Partie nach einer Stunde wieder in den Griff und ging in der 67. Minute nach einer Einzelleistung von Toni Kroos in Führung, der mit Hummels und Subotic gleich zwei Borussen ausspielen konnte. Plötzlich war auch das phonetisch unterirdische FCB-Publikum ein wenig lauter im Stadion.
Ivan Perisic wurde nach 73 Minuten für Jakub Blaszczykowski eingewechselt – und direkt im Anschluss markierte Mario Götze mit seinem fünften Saisontreffer den verdienten Ausgleich. Ich weiß nicht, ob Liam oder mein Jubel vor dem Fernseher sitzend lauter gewesen ist. Jetzt war alles wieder offen, Dortmund hatte Moral bewiesen.
Diese beiden Treffer sorgten dafür, dass die Begegnung seinem Prädikat Spitzenspiel gerecht geworden ist. Beide mannschaften spielten weiter mutig nach vorn und wollten sich nicht mit der Punkteteilung zufrieden geben. Neven Subotic musste nach 81 Minuten nach Zweikampf mit Frank Ribery vom Feld und wurde von Felipe Santana ersetzt.
Außerdem kam Julian Schieber in der letzten Spielminute für Götze ins Spiel, doch sollte sein Einsatz keine Auswirkungen auf das Spielgeschehen haben. Roman Weidenfeller war vielmehr am Ende der Spieler des Spiels bei Borussia, denn der Schlussmann parierte allein in den letzten sieben, acht Minuten vor dem Ende insgesamt viermal in Weltklasse-Manier Hundertprozentige der Bayern.
Der Bundesliga-Gipfel hat heute keinen Sieger hervorgebracht. Was bedeutet das für den weiteren Saisonverlauf? Vor einigen Wochen habe ich bereits argumentiert, dass ich mich mit einem zweiten bis vierten Platz von Borussia Dortmund mehr als zufrieden geben kann. Das Unentschieden heute hält den BVB weiter mit elf Punkten auf Distanz zum Rekordmeister.
Ich glaube nicht, dass Dortmund in dieser Saison nochmal maßgeblich in den Kampf um die Meisterschale eingreifen kann. Umso wichtiger ist das weiterhin erfolgreiche Abschneiden in der Champions League, in der Dortmund bekanntlich überwintert, und im DFB-Pokal, der mit einem Heimspiel gegen Hannover 96 kurz vor Weihnachten weitergeht.