Seit Wochen habe ich mich auf diesen Samstag Abend gefreut. Endlich sollte ich Johann König, Westfale wie ich übrigens, live erleben.
Der Comedian gastierte am 26. Januar in der Nachbarstadt Kaarst und obwohl die Veranstaltung schon rasch ausverkauft gewesen ist, konnte ich zwei Tickets für Anne und mich ergattern. Doch so sehr ich mich auf den Abend zu zweit gefreut hatte, so rasch sollte meine Freude in Trauer umgschlagen.
Denn nachdem erst die beiden Kids krank geworden sind, hat es Mitte der vergangenen Woche dann auch Anne erwischt. Wir hatten bereits alles organisiert: einen “Baby”sitter für die beiden Jungs stand bereit – und musste dann doch eine Absage von uns erhalten. Als ich Samstag Morgen mit Anne beim ärztlichen Notdienst gewesen bin, starb das letzte Fünkchen Hoffnung auf traute Zweisamkeit im Albert-Einstein-Forum Kaarst.
Ein Social Media-Rundruf über Twitter und Facebook mit Verschenken des nun überflüssigen zweiten Tickets blieb zu meiner eigenen Überraschung den gesamten Samstag über erfolglos. Auch Telefonate und E-Mails an Freunde und Bekannte brachten kein anderes Ergebnis: niemand wollte oder konnte krankheitsbedingt nicht mit mir gemeinsam Johann König erleben 🙁
Doch ich bin ein optimistischer Mensch und ließ mir “meinen” Johann König nicht nehmen. Als ich gegen zehn nach sieben in Kaarst angekommen bin, staute sich die Warteschlange bereits bis vor die Tür. Doch nicht einmal fünf Minuten später wurden bereits die Pforten zum Forum geöffnet und die Menschenmassen strömten in den Saal. Ich hatte Glück, in der Mitte des Saales und Reihe 9 den perfekten Platz außen mit bestem Blick auf den Künstler zu ergattern.
Leider bin ich erneut bei dem Versuch gescheitert, im Forum die Eintrittskarte an den Mann ode die Frau zu bringen – niemand außer der Anwesenden benötigte ein weiteres Ticket. Meinen Kummer ob der verbrannten 20 Euro und der ungewollten Einsamkeit ertränkte ich vor der Vorstellung mit einem Erdinger Hefeweizen und fühlte mich danach schon besser 😉 Außerdem habe ich noch vor dem Beginn der Vorstellung eine gute Tat erledigt. Als Gutmensch gab ich meinen Einzelplatz (mit freiem Nebenplatz) für ein Pärchen frei, das erst wenige Minuten vor Beginn eine passende Sitzgelegenheit gesucht hat.
Die restliche Wartezeit bis 20 Uhr habe ich mir mit dem Tippen dieser Zeilen vertrieben und schwupps war es soweit: Johann König kam um kurz nach acht auf die Bühne. Der erste Teil seiner Vorpremiere dauerte eine knappe Stunde und behandelte unter anderem seine einjährige Pause, die rein der Burnout-Prophylaxe gedient hat, “weil da auf einmal so ein Kribbeln in der Kniekehle war”.
Wir erfuhren von seiner Auseinandersetzung als Porsche Cayenne-Fahrer mit einer Elektroauto-Fahrerin, wurden Versuchskaninchen bei seinen neuesten Gags (“Bist du das Kind vom Ziegenficker? – Nähähähähä…” und “Wie war die Stimmung in der DDR in den Achtzigern? – Hielt sich in Grenzen!”) und haben eine Reise in seine – und auch meine – Kindheit mit Hörspielkassetten von den fünf Freunden und TKKG unternommen.
Johann König hat dabei bewiesen, dass TKKG Mitte der achtziger Jahre eine brutale Jugendbande gewesen ist, die neben Fäusten auch gern Fremdenfeindlichkeit sprechen ließ: “Das haut doch den stärksten Neger aus der Weltraumkapsel”, ließ uns Tarzan, Kopf des TKKG-Quartetts wissen. Darüber hinaus wurden wir Zeuge seines Fußballfan-Tourettes, das den Künstler schon aus der einen oder brenzligen Situation gerettet hat.
Der zweite Teil des neuen Programms startete nach einer viertelstündigen Pause und war ähnlich vielseitig. Es handelte von Vorurteilen, Türken und Asis sowie von der Liebe zu Borussia Dortmund. Die Gags wurden gelegentlich von musikalischen Einlagen des Wahl-Kölners unterbrochen, von der mir insbesondere das Madonna – Cover “La Isla Bonita” im Gedächtnis geblieben ist.
Außerdem rezitierte der Künstler Gedichte vom Lidl-Siegel und zeigte sich sowohl als “krasse Gagschleuder” als auch als “subversive Sau”. Die Zuschauer mussten sich mit Paradoxien wie französischem Vollkornbrot und geduldigen Kleinkinder auseinandersetzen und wurden Zeugen vom König – Familienleben mit den Sprößlingen Hein Mück und Lass Das. Den Abschluss der Vorpremiere im Albert Einstein Forum bildete ein Medley aller gesammelten Gags, die in einem irren Finale mündete.
Doch gegen viertel nach zehn war noch nicht Schluss. Zwei Zugaben ließ der Soester bis um halb elf am Abend folgen. Unter anderem präsentierte er das Lied über Viehtransporte, das ihm seinen ersten Shitstorm auf Facebook eingebracht hat. Darüber hinaus parlierte er über seine ganz besondere Beziehung zu Vegetariern.
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