Das Topspiel des 20. Spieltages in der Fußball-Bundesliga fand am Sonntag Nachmittag statt.
Borussia Dortmund wollte als Tabellendritter in Leverkusen dreifach punkten und den zweiten Rang erobern.
Allerdings mussten die Gäste auf Schlussmann Roman Weidenfeller verzichten, der wegen einer Grippe nicht einsatzbereit war. Für Weidenfeller stand Mitch Langerak erstmals in dieser Saison in der Liga zwischen den Pfosten und absolvierte sein viertes Bundesligaspiel. Sebastian Kehl durfte sich auch zu Beginn schonen und wurde von Sven Bender vertreten. Somit kam es zum Bruder-Duell zwischen Sven und Lars.
Auch für Neven Subotic war die Zeit noch nicht reif -Tele Santana bildete mit Mats Hummels das Manndecker-Duo. Die Offensive lief erneut mit Kuba, Mario Götze, Marco Reus und Robert Lewandowski auf. Hier ein Blick in die Kabine der Borussen bei Bayer – das Foto hat der BVB via Twitter verbreitet:
Die ganz in Gelb spielenden Dortmunder kamen bereits kurz nach dem Anpfiff in Bedrängnis, als die Leverkusener überraschend mit einem Heber Langerak auf den Prüfstand gestellt haben. Im Gegenzug gab es dann aber schon den frühen Führungstreffer für Dortmund. Nach feiner Vorlage von Robert Lewandowski konnte Marco Reus mit einem gefühlvollen Heber das 1:0 markieren (3. Minute). Es war bereits das achte Mal, dass Dortmund in der ersten Viertelstunde den ersten Treffer erzielen konnte.
Doch es wurde noch besser. In der achten Minute gab es Elfmeter für den Double-Sieger. Bernd Leno hatte Robert Lewandowski im Strafraum gelegt. Kuba legte sich das Leder zurecht und verwandelte eiskalt zum 2:0 – das war bereits sein neunter Treffer in dieser Saison. Die Leverkusener sind übrigens in den vergangenen sechs Heimspielen ohne Gegentor geblieben und lagen heute schon nach neun Zeigerumdrehungen mit zwei Toren hinten.
Bei lausigem nass-kalten Wetter bot die Partie zwischem dem Zweiten und dem Dritten jede Menge Erwärmendes. Bayer gab sich nicht früh geschlagen und spielte munter nach vorn, wenn auch die Dortmunder Offensivstärke nur selten zu toppen gewesen ist. Wenn es ein Haar in der Fußball-Suppe zu finden gab, dann war das nur der teilweise zu lässige Umgang mit Torgelegenheiten auf Seiten der Westfalen.
Vor ausverkauftem Haus – was in Leverkusen knapp 30.200 zahlende Gäste bedeutet – begann Borussia Dortmund die zweite Halbzeit unverändert. Nachdem Mitchell Langerak in den ersten 45 Minuten nahezu beschäftigungslos geblieben ist, musste der Australier bereit nach zwei Minuten bravourös gegen den eingewechselten Sidney Sam parieren und den Zwei-Tore-Vorsprung verteidigen.
Und das Glück sollte dem BVB hold bleiben. Erst rettete Langerak in der 50. Minute erneut klasse, ehe Andre Schürrles Nachschuss von Mats Hummels auf der Linie gerettet werden konnte. Bayer hatte sich anscheinend fest vorgenommen, dieses 0:2 noch in eine Aufholjagd umzumünzen. Und die Rheinländer wurden für ihr Powerplay belohnt. In der 58. Spielminute stand es nur noch 2:1 aus Sicht des BVB – und gleichzeitig das erste Gegentor für Borussia in der Rückrunde. Sollte es nochmal eng werden mit dem Auswärtssieg?
Die zweite Halbzeit lief nicht gut für Borussia Dortmund. Im Prinzip lief das Spiel nur für Bayer Leverkusen und die wenigen Gelegenheiten der Gäste ließen sich an einer Hand abzählen. Folgerichtig auch der 2:2-Ausgleich der Werkself in der 62. Minute – es war zum Haareraufen. Wo war die Spielfreude und der Siegeswille der Schwarz-Gelben?
Er war noch da – und zwar personifiziert in Robert Lewandowski, der nur eine Minute nach dem Ausgleich das 3:2 für seine Farben markieren konnte. Meine Nerven wurden einer starken Belastungsprobe ausgesetzt. Genauso ging es anscheinend Übungsleiter Klopp, der an der Seitenlinie wild umhereilte und seine Mannschaft antreiben wollte. Es war ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle in der BayArena und ich hatte keine gute Vorahnung in Bezug auf den ausgang der Partie.
Und in der 69. Minute gab es erneut Elfmeter für Dortmund, als Lewandowski im Strafraum gelegt worden ist. Wieder schnappte sich Kuba den Ball, doch diesmal konnte Leverkusens Leno halten – es war zum Verzweifeln mit meinen Borussen. Wo war die Souveränität der ersten Hälfte hin? Während neutrale Beobachter des Spitzenspiels sicherlich jede Menge Spaß an der Begegnung hatten, war ich kurz vor’m Durchdrehen. 12 Ecken und 24:11 Torschüsse für Leverkusen nach 72 Minuten sprechen auch eine deutliche Sprache.
So entspannt ich die erste Halbzeit verfolgen konnte, so nervös und aufreibend habe ich die 46. bis 90. Minute erlebt. Objektive Beobachter konnten den Ausgleich der Bayer-Elf sicherlich herbeisehnen, aber ich wollte, dass meine Mannschaft den Sieg nach Hause zittert. Ja, zittert, denn die Leistung der Borussen war in Halbzeit zwei alles andere als berauschend. Kevin Großkreutz kam zehn Minuten vor dem Ende für Jakub Blasczykowski und sollte den hauchdünnen Vorsprung mit über die Zeit retten.
Ich weiß nicht mehr, wie ich die letzten zehn Minuten des Spiels erlebt habe, denn diese 600 Sekunden wollten einfach nicht vergehen. Leverkusen stürmte und drängte auf das längst verdiente 3:3 und irgendwie bekam Schwarz-Gelb das Leder immer wieder aus der Gefahrenzone. Entlastungsangriffe waren Mangelware und hätten doch so gut zu meiner Beruhigung beitragen können.
Die Einwechslung von Sebastian Kehl in der 90. Minute bedeuteten kostbare Sekunden für den BVB bis zum Schlusspfiff, um den Sieg einfahren zu können. Allerdings genehmigte Schiedsrichter Aytekin satte drei Minuten Nachspielzeit für die 22 Akteure auf dem Platz. 27 Torschüsse standen zu dem Zeitpunkt für Leverkusen auf dem Statistikzettel. Auch Julian Schieber durfte noch auf’s Feld und ersetzte Ilkay Gündogan in der 93. Minute.
Endlich fiel der Schlusspfiff und Borussia konnte als glücklicher Sieger den Platz in einem hochklassigen Spitzenspiel verlassen. Drei Spiele gab es bisher in der Rückrunde für den BVB zu absolvieren. Mit der optimalen Ausbeute von drei Siegen und sage und schreibe 11:2 Toren konnte Borussia Dortmund den zweiten Platz hinter Bayern München erobern.
3. Februar 2013 um 23:21
Ein wirklich krasses Spiel! Nach dem 2:2 dachte ich echt, das wars. Und dann der verschossene Elfmeter… Herzinfarktgefahr hoch 10!