Die Fields-Medaille ist eine der begehrtesten Auszeichnungen für einen Mathematikers. Denn während der Kyoto-Preis und der Abel-Preis an Wissenschaftler verliehen werden, die bereits den Alterszenit erreicht haben, erhalten nur Anwärter unter 40 Jahren die Fields-Medaille, die außerdem nur alle vier Jahre verliehen wird.
Cédric Villani muss sich also beeilen, um die FM, wie die Auszeichnung von Mathematikern liebevoll abgekürzt wird, zu ergattern. Und an eben jenem Forschungsprozess lässt uns der 40 Jahre alte Franzose im autobiographischen Buch Das lebendige Theorem teilhaben.
Auf knapp 300 Seiten begleiten wir den Forscher in Tagebuch-ähnlicher Form von den Anfängen seiner Arbeit bis zum Gipfel im Jahre 2010, die in der Verleihung der begehrten Auszeichnung gemündet ist. Das Forschungsobjekt des mathematischen Physikers und Mathematikers ist dabei die nichtlineare Landau-Dämpfung aus den kinetischen Gleichungen der Plasmaphysik.
Das klingt extrem abstrakt und das ist es prinzipiell auch. Doch dem Direktor des Institut Henri Poincaré in Paris gelingt es in kühner Weise, diese Komplexität für den Leser auf ein Minimum zu reduzieren und das Thema der komplexen und für den Laien wenig begreiflichen Feldforschung “”erlesbar” und erlebbar zu machen.
Mein Fazit
So lange ich mich erinnern kann, konnte ich dem Schulfach Mathematik nicht viel abgewinnen. Doch Cédric Villani gelingt es, sogar mir als Mathe-Unsympath das weite Feld der Zahlen schmackhaft zu machen.
Der Ich-Erzähler verknüpft dabei die Vermittlung von fachlichem Wissen mit dem interessanten Spannungsbogen der Suche nach der Lösung für das Problem und historischen Ausflügen in die Geschichte des Faches. Damit hat Villani ein Buch geschaffen, das – trotz der teilweise entstehenden Längen bei Formel- und Zahlenkolonnen – zügig und spannend zu lesen ist.
Das Werk aus dem S. Fischer Verlag stellt unter Beweis, dass Mathematik alles andere als eine trockene und dröge Materie ist, die kurzweilig sein kann und jede Menge Spaß macht.