Nach dem gestrigen Auftakt geht es jetzt weiter mit dem zweiten Teil des Ausblicks auf das Champions League-Finale in Wembley.
Mit dabei gewesen sind:
- Clemens (Clemens Boisserée)
- Ina (Tor-Szenen)
- Jens (Pottblog)
- Kirsten (Kirstens Weblog)
- Mark (Power of Will)
- Marty (Der Pöhler)
- Nick (Any Given Weekend)
- Patrick (pa7rick3´s Blog)
- Philip (Vollgasveranstaltung)
- Sylvia (Rote Erde)
- Volker (Tinneff Blog)
- Kannst Du Dich an Dein erstes Spiel im Stadion erinnern? Wann war das und wie lautete die Ansetzung?
Clemens: Freitagabend, 31. Oktober 1997, Westfalenstadion Dortmund, Borussia Dortmund gegen 1.FC Kaiserslautern. Mein erstes Spiel, Karten direkt neben der Abtrennung zum Gästeblock, vorletzte Reihe, auf Höhe der Anzeigetafel. Das Spielfeld war deshalb nur halb zu erkennen, außerdem zündeten die FCK-Fans– zumindest ist es mir so in Erinnerung geblieben – alle paar Minuten Bengalos und von der Südtribüne bekam man keinen Laut zu hören.
Bis zur 76. Minute war es trotzdem das tollste Erlebnis überhaupt. Dann glich Olaf Marschall zum 2:2 aus (nach 2:0 Führung) und ich saß nachher im Auto und hoffte, der Radio-Kommentator würde sagen, wir hätten 2:1 gewonnen.
Ina: Ist ja noch nicht so lange her – 12. November 2010, Heimspiel des BVB gegen den HSV. Ein souveräner 2:1-Sieg. Was im Gedächtnis geblieben ist, ist aber die Süd. Vorher war ich mild entflammt für die aktuellen Spieler des BVB – beim Anblick der Süd hatte ich Gänsehaut und verließ das Stadion bis über beide Ohren verknallt in die Fans.
Jens: Puh. Schwierig. Lass mich mal nachdenken. Ich muss befürchten, dass mein erster Stadionbesuch in einer anderen Stadt als Dortmund war. Das müsste Bochum gewesen sein und ich glaube es ging damals gegen Kaiserslautern oder so. Das erste Spiel beim BVB war irgendwann später. Aber ich weiß leider nicht mehr welches. Wenn Du mich fragen würdest, welches das letzte war, dann wäre es die letzten beiden BVB-Heimspiegel (gegen den FC Bayern und TSG Hoffenheim) respektive BVB II gegen den Halleschen FC.
Kirsten: Die Fragen muss ich zusammen beantworten: Ich bin seit 1996 BVB-Sympathisant (und das, obwohl mein Opa Schalker war!), kann mich aber nicht mehr so recht dran erinnern, warum. Es hat sicher was mit den geografischen Gegebenheiten zu tun – meine Heimatstadt Lippstadt liegt etwa 80 km von Dortmund entfernt, und da gibt es natürlich viele Fans der Ruhgebietsvereine. Und viele von Bayern München, denn Lippstadt ist bekanntlich auch die Geburtsstadt der drei Rummenigge-Brüder. Aber Bayern war nie eine Option. Danke, Mama, danke, Papa. Komplett angefixt aber bin ich seit 2001, seit meinem ersten Stadionbesuch. Irgendwie hatte sich das vorher nie ergeben, weil ich selbst Leichtathletik mache und deswegen an den Wochenende eher auf anderen Sportplätzen rumhänge. Aber irgendwie hatte mein damaliger Freund (Gladbacher!) Karten besorgt und so gingen wir am 19. September 2001 ins Westfalenstadion, Dortmund spielte gegen Liverpool in der Champions-League-Quali, das Spiel ging 0:0 aus, es regnete die ganze Zeit, und für den nächsten Morgen hatten mich mein damaliger Chefredakteur und sein Stellvertreter wegen eines von mir verbockten Artikels zu einem Gespräch geladen (Zumindest dachte ich den ganzen Abend lang, der Artikel sei verbockt.). Nicht die besten Voraussetzungen für einen entspannten Abend also, und doch hatte ich mein Herz vom ersten Moment an komplett an den BVB verloren. Von dem Augenblick an, an dem wir die Stufen zu unserem Block hochstiegen, hab ich ungefähr 30.000 Mal “Wow” oder “Boah” oder ähnlich Geistreiches gedacht. Was ich heute noch denke, wenn ich unser Stadion betrete. Vor dem Spiel gab es eine Schweigeminute für die Opfer des 11. September – und das vollbesetzte Stadion schwieg so intensiv, dass ich den Regen aufs Dach trommeln hören konnte. Die ganze Atmosphäre hat mich so beeindruckt, dass ich wusste, mein Leben wird nicht glücklich verlaufen, wenn ich hier nicht immer wieder hinkomme. 😉 Während des Spiels deutete ich allerdings mehrfach auf die kochende Südtribüne und sagte mir: “Gott, zwischen den Bekloppten da würde ich aber nie stehen wollen.” Ein Jahr später kaufte ich eine Dauerkarte für Block 15. Südtribüne.
Mark: Das war im Mai 1996 gegen KFC Uerdingen (5:0)
Marty: Siehe oben Frage 2.
Nick: Es war ein tristes 0:0 gegen den VfB Stuttgart. Das Jahr habe ich vergessen – ich verfolgte den BVB auf jeden Fall schon einige Jahre aus der Ferne im Fernsehen. Damals hatten wir nur Karten für die Nordtribüne bekommen, ganz unten hinter dem Zaun. Schlechte Sicht, schlechtes Spiel, aber das war egal.
Patrick: Es war die Partie BVB – Hansa Rostock, im Jahr 1997, die wir mit 3:2 gewannen.
Philip: Mein erster Besuch im Stadion war am 25.11 2001. An einem verregneten Sonntagabend besiegte der BVB den 1.FC Kaiserslautern mit 3:0, wobei die Tore sehr spät fielen. Zwei Bekannte haben mich mitgenommen. Wir haben dann von irgendwem vor dem Stadion drei Karten für die Süd, Block 13 gekauft. Ich hatte eine Jugendkarte für 9 Mark. Wir haben, glaube ich 15 Mark dafür bezahlt. Bei den Toren landete ich mehrere Reihen weiter unten und war mit Bier übergossen. Es trafen Ewerthon (77.) und zweimal Amoroso (86./90.). Der BVB trat, laut Kicker, im 2-5-3 System an. Bei Kaiserslautern saß übrigens ein junger Torwart namens Weidenfeller auf der Bank im Westfalenstadion. Ob er davon geträumt hat, mal über 10 Jahre für den BVB zu spielen?
Sylvia: Ja, bei meinem ersten Stadionbesuch war ich 5, ich war mit meinen Eltern auf der damaligen Gegentribüne (heute Ost) . Ich hatte vorher schon immer gebettelt, dass ich mal mit wollte. Es muss die Saison 91/92 gewesen sein, in der Hinrunde, und der Gegner hieß Stuttgarter Kickers. Borussia hat, meine ich, 3:1 gewonnen. Aber vom Spiel hab ich nicht viel mitbekommen damals, ich habe praktisch 90 Minuten lang total fasziniert die Südtribüne beobachtet.
Volker: 30.05.1992 ging es für mich und meinen Vater zu einem Testspiel der DFB-Elf gegen die Türkei im – wie sollte es anders sein – Parkstadion. Deutschland gewann dieses Auswärtsspiel mit 1-0. Die meiste Zeit habe ich aber eher auf die Fans geachtet als aufs Spiel.
- Echte Liebe“ ist seit einiger Zeit der Slogan (Marketing-Sprech: Claim) unseres Vereins. Was macht den BVB für Dich zu einem ganz besonderen Verein?
Clemens: Das es nie einen anderen für mich gab. Die Bayern fand ich mit fünf Jahren doof – und wurde dadurch zum BVB-Fan. Das ist jetzt 18 Jahre her, zehn davon fahre ich nun schon jedes zweite Wochenende ins Westfalenstadion.
Mit dem BVB verbinde ich alles, was ich mit Fußball verbinde und ganz viel darüber hinaus: Freundschaft, Dankbarkeit, Leidenschaft, Freude – aber genauso Ärger, Frust und Enttäuschung.
Ina: Ich hasse diesen Slogan, wie alle Fußballclub-Marketing-Slogans. Was den Verein besonders macht, sind ganz klar die Fans, die Atmosphäre im Stadion, die Verbindung zwischen Region & Club.
Beim Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid fand ich das sehr bezeichnend: Spieler und Tribünen verschmolzen geradezu zu einer Einheit, die Stadionatmosphäre war so unglaublich, dass ich sie nicht in Worte fassen kann. Alle arbeiteten quasi zusammen auf ein Ziel hin, die Spieler zogen sich Energie von den Fans und umgekehrt. Das war bemerkenswert, und das macht den BVB für mich so besonders.
Jens: Auch wenn der BVB natürlich als börsennotierte Gesellschaft keine Wohlfahtsvereinigung wie die AWO ist, hat er sich meiner Meinung doch ein Image erhalten, welches fernab von Aktienkursen & Co. dennoch auf andere Werte setzt.
Da gibt es zwar mal auch negative Ausreißer – aber im großen und ganzen ist das doch eher positiv. Der Verein und die Stadt – man identifiziert sich miteinander und hier und im Umland gehört der BVB schlicht und ergreifend dazu.
Kirsten: Wie viel Zeit hast Du? 😉
Man möge mir das Mädchensprech verzeihen, aber ich bin einfach bis über beide Ohren verknallt. Und weil Liebe blöd macht, fehlen mir irgendwie die Worte, um zu beschreiben, warum ich dem Verein so rettungslos verfallen bin. Ich versuch es trotzdem mal.
Zum einen ist es natürlich der Fußball, den sie unter Klopp spielen. Nicht mehr dieses hilflose Rumgeschiebe im Mittelfeld, sondern immer nur Attacke, immer nach vorne. Und natürlich bin ich wie alle auch verknallt in Jürgen Klopp.
Dann glaube ich, dass die jetzige Mannschaft wirklich ein Team ist, und das gefällt mir. Dass sich jeder den Arsch (pardon!) für den andere aufreißt, jeder die Meter macht, die der andere vielleicht grad nicht mehr kann. Ich finde, das zeigt sich auch ein bisschen in der Art, wie die Jungs übereinander in Interviews sprechen – die mögen sich wirklich, und das sieht man auch auf dem Platz. Und auf dem Samba-Wagen des Meisterkorsos sah man das auch ziemlich gut.
Dass wir Spiele irgendwie nicht normal gewinnen können, gehört auch dazu. Dieses Spiel gegen Malagá ist da das beste Beispiel. Wir sind schon raus, und irgendwie geht es doch noch. Im Halbfinale wären wir fast schon wieder rausgewesen, und dann hat es doch noch gereicht. Und auf der anderen Seite hauen wir Real Madrid im Hinspiel mit 4:1 aus dem Stadion.Die Jungs sind wie ein Überraschungsei. Und damit eine Beziehung nicht langweilig wird, braucht es ja Überraschungen. 😉
Und dann auch, weil es Leute gibt wie Joachim Watzke, die den Verein so lieben, dass sie ein CL-Halbfinale nicht zu Ende gucken können und sich auf dem Klo einschließen, weil sie die Spannung nicht mehr aushalten können.
Und nicht zuletzt die Fans. Als Hummels mit diesem vergurkten Pass gegen Real Madrid im Halbfinal-Hinspiel das Gegentor verschuldet hatte, skandierte die ganze Süd auf einmal seinen Namen. Woanders (und bei uns früher auch) wäre er vielleicht ausgepfiffen worden.
Mark: Die Energie des Vereins. Ich kenne keinen anderen Verein, in der die Liebe zum Fußball selbst so sehr Gestalt annimmt. Der BVB ist zudem das Aushängeschild der Stadt Dortmund, die für mich immer eine ganz besondere Stadt war.
Marty: Das Ruhrgebiet, die Menschen, die Stadt die Fans, das Stadion, die Tradition und auch die neue Philosophie. Ich werde nie verstehen wie es im Ruhrgebiet Bayern München Fans geben kann, wenn diese “Fans” sogar hier geboren wurden. Allerdings ist “Echte Liebe” mit Vorsicht zu genießen. “Echte Liebe” beim BVB gibt es meiner Meinung nach nur von den Fans und einigen sehr wenigen verantwortlichen und Spielern. Fußball ist auch Business, insofern ist “Echte Liebe” ein gefährlicher Claim: Siehe Mario Götze, Dauerkartenpreise etc.
Nick: Diese Begeisterung, die Treue zum Verein, das gibt es nicht oft. Man muss einfach an einem beliebigen Spieltag durch Dortmund laufen und schauen, wie schwarz-gelb es überall ist. Am Samstag bin ich auch an der “Marco-Reus-Apotheke” vorbeigekommen.
Und obwohl durch die Titel der letzten Jahre natürlich etliche Fans dazu gekommen sind, gibt es diese Verbundenheit mit dem Verein eben schon seit vielen Jahren. Inzwischen haben wir auch einen genau zu dieser Konstellation passenden Trainer.
Patrick: Wie ich es weiter oben schon schrieb. Die Nähe zum Kohlenpott und dessen Malochermentalität, in der ich in meiner Heimatstadt selbst aufgewachsen bin. Der Geruch von Schwefel in der ganzen Stadt, wenn in der Kokerei der Koks gelöscht wurde und der Wind ungünstig stand. Das Drehen der Räder am Förderturm, wenn man am Werkstor bei Schichtende auf den Vatta wartete. Das alles ist Teil meiner Kindheit.
Philip: Die Fans, eindeutig. Vielleicht ausgehend von der Malocher-Mentalität im Ruhrpott ergibt sich in Dortmund eine ganz andere Fankultur als im mondänen München. Hier werden Erfolge noch gefeiert und nicht mit Selbstverständlichkeit hingenommen.
Hier gibt es immer Spektakel, alle paar Jahre einen Titel, nicht „zu oft“, nicht zu selten. Ich weiß nicht, ob man das verallgemeinern kann, aber bei nahezu allen Touren ins Stadion, meistens samstags mit dem Zug, haben wir nette Leute kennengelernt, mit denen man im Strobels oder der Innenstadt locker ein paar Bier trinken konnte.
Sylvia: Ich denke, diese unglaubliche Leidenschaft in und um diesen Verein ist etwas Besonderes. BVB-Fans ist kein Weg zu weit, keine Idee zu verrückt. Es gibt ja noch einige Vereine, die sehr leidenschaftliche Fans haben, aber irgendwie hab ich das Gefühl, die BVB-Fans sind immer noch einen Tacken verrückter als alle anderen.
Volker: Borussia Dortmund ist einfach der Verein, an den ich mein Herz verloren habe. Der mein Leben bestimmt. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an den BVB denke. Ich glaube, jeder Fan würde bei seinem Verein die ähnliche Gründe aufführen wie ich beim BVB, warum der entsprechende Verein so besonders ist.
Man sucht sich den Verein ja in der Regel nicht aus, sondern es passiert einfach. Und jeder Verein hat seine Punkte, die man als Fan liebt. Aber für mich gehört es auch dazu, die Probleme im Verein zu sehen und zu versuchen, diese zu verändern oder zumindest akzeptabel zu machen.
Morgen geht es dann mit dem dritten Teil weiter.
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