Für die Fans von Borussia Dortmund war die abgelaufene Saison 2012/2013 ungewohnt. Am Ende stand – anders als in den beiden Vorjahren, als einer Deutschen Meisterschaft sogar das Double folgte – kein Titel zu Buche.
Doch so wirklich enttäuscht war niemand rund um den Borsigplatz. Schließlich endete die Spielzeit mit einem beeindruckenden Champions League-Finale im Mutterland des Fußballs. In einem klasse Endspiel mussten sich die Schwarz-Gelben in letzter Sekunde einem unbesiegbaren FC Bayern München geschlagen geben, der mit 2:1 die Oberhand behalten konnte.
Überhaupt die Münchener: sie haben die Jubiläums-Saison wie kein Team zuvor geprägt und kegelten den BVB auch aus dem DFB-Pokal (0:1). Nur in der Liga war Dortmund von den Roten nicht zu besiegen – zweimal gab es ein 1:1-Unentschieden. Dennoch rangierten die Bayern am 34. Spieltage mit sagenhaften 25 Punkten Vorsprung vor den Westfalen.
Ab dem 10. August 2013 werden die Karten neu gemischt. Mit der Auswärtspartie beim FC Augsburg startet Borussia Dortmund in die 51. Bundesliga-Saison und die spannende Frage ist, welchen Saisonverlauf das Team erleben wird. Auch ich kann nicht in die Glaskugel schauen, versuche mich aber dennoch in einer Einschätzung für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp.
Das Dortmunder Drama um die Sommer-Transfers
Der BVB ist sich auch in diesem Jahr der selbst auferlegten Philosophie treu geblieben, Neuverpflichtungen von Spielern erst dann bekannt zu geben, wenn die Tinte unter dem Vertrag getrocknet ist.
Einige Medien und zahlreiche schwarz-gelbe Fans hat dieses – aus meiner Sicht absolut angemessene und richtige – Vorgehen vor eine harte Belastungsprobe gestellt (siehe auch: Borussia Dortmund und das Sommertransfer-Theater: macht euch locker!. Anstatt auf die offizielle Bekanntgabe des Vereins zu warten, wurde wochenlang munter spekuliert, dramatisiert und analysiert.
Insbesondere das anfangs ungleichgewichtige Vorgehen störte viele Fans: Leonardo Bittencourt wurde nach Hannover 96 transferiert, Moritz Leitner an den VfB Stuttgart ausgeliehen und Julian Koch an den FSV Mainz weitergereicht. Am Ende waren acht Spieler, die vergangene Saison noch den schwarz-gelben Dress trugen, fort. Auf der Habenseite standen nur die in die erste Mannschaft hoch gestuften Jonas Hofmannn und Marvin Duksch sowie der von Bremen verpflichtete Sokratis.
Mehr als vierzig Spieler aus allen Ligen der Welt, von namhaften Klubs aus Italien, Spanien und England wurden rund um den Borsigplatz gehandelt. Am Ende sollte nicht einer der in der Gerüchteküche gehandelten Akteure beim Vizemeister anheuern. Das ist kein Malus, denn der Sportdirektor Michael Zorc hielt Wort und präsentierte ab Ende Juni nach und nach die heiß ersehnten Neuen bei Borussia.
Die neuen Borussen für die Saison 2013/2014
Die Neuverpflichtungen sind nicht nur für Stadionsprecher Norbert Dicklel eine Herausforderung. Fans, Journalisten und BVB-Blogger wie ich müssen sich intensiv mit der Schreibweise und Aussprache der Neuen vertraut machen.
Schon früh in der Sommerpause war die Verpflichtung von Sokratis Papastathopoulos von Werder Bremen in trockenen Tüchern. Der Grieche spielte an der Weser überwiegend in der Innenverteidigung, kann aber auch die rechte Außenverteidiger-Position besetzen – eine Planstelle, die seit dem operationsbedingten Ausfall von Lukas Pisczek bis Anfang 2014 vakant ist.
Nachdem der Transfer-Motor anschließend – zumindest aus Sicht der Fans – ins Stocken geraten ist, ging es Anfang Juli Schlag auf Schlag. Zuerst wurde Pierre-Emerick Aubameyang von St. Etienne für dreizehn Millionen Euro verpflichtet. Der pfeilschnelle Offensivspieler ist flexibel einsetzbar und hat in der Vorbereitung mit einigen sehenswerten Aktionen und Treffern für Aufsehen gesorgt. Mit diesem Einkauf wird das Offensivspiel der Borussen flexibler und wenig ausrechenbarer.
Der Königstransfer des BVB folgte nur wenige Tage später. Am Montag, 8. Juli gab der Vizemeister den Wechsel von Henrikh Mkhitaryan für die für Dortmunder Verhältnisse Rekordsumme von 27,5 Millionen von Champions League-Kontrahent Schachtar Donezk bekannt. Der Armenier gilt als Nachfolger von Mario Götze, auch wenn sich Heno, so sein Spitzname, nicht mit dem Dortmunder verglichen sehen möchte.
Als letztes wurde am 15. Juli der Wechsel des als Perspektivspielers Ryu Seungwoo aus Südkorea vermeldet. Der Asiate soll langsam an die erste Mannschaft herangeführt werden. Einige Beobachter sehen in Ryu bereits einen Kagawa II – für mich ist diese Erwartungshaltung aber zu hoch gegriffen. Ich bin gespannt auf seine sportliche Entwicklung unter Jürgen Klopp.
Inzwischen hat sich der Wechsel des Asiaten zerschlagen, wie Sportdirektor Michael Zorc gegenüber RevierSport berichtet hat. Das aktuelle Transferfenster schließt aber erst am 31. August, so dass Schwarz-Gelb möglicherweise noch nachlegt.
Wo landet der BVB am Ende der Saison?
Ich erwarte – ähnlich wie Hans-Joachim Watzke –, dass der BVB eine Platzierung zwischen Rang 1 und 4 in der Liga erreichen wird, in der Champions League überwintert und im DFB-Pokal auch 2014 lange vertreten sein wird.
Mir gefällt gut, dass die Borussen mit dem in der Königsklasse und aus dem Götze-Transfer verdienten Geld den Kader mit Augenmaß verstärkt haben und nicht wild mit den Millionen um sich geworfen haben. Und ob die Elf wirklich am Ende wirklich stark von Marios Wechsel geschwächt ist, wird sich rasch zeigen.
Insbesondere im Supercup, den sich die Borussia mit einer feinen Leistung und einem 4:2-Sieg über den Rivalen aus München sichern konnte, zeigte sich, dass der Weggang von Götze kein Malus sein muss. Ilkay Gündogan hat eine hervorragende Vorstellung auf der 10er-Position geliefert und unter Beweis gestellt, dass die Elf variabel einsetzbare Akteure im Kader hat.
Auch die langwierige Ausfall von Lukas Pisczek auf der rechten Außenbahn kann mit Allrounder Kevin Großkreutz kompensiert werden. Pierre-Emmerick Aubameyang hat angedeutet, dass seine Schnelligkeit auf dem Flügel und seine Torgefährlichkeit für viel Spaß bei den Fans sorgen kann und Sokratis wird ebenfalls eine Verstärkung des Kaders sein.
Nachdem ich zu Beginn der Sommerpause von Fußball ein wenig die Nase voll hatte, freue ich mich inzwischen wie verrückt auf den Anpfiff zur 51. Saison und auf viele spannende Duelle mit meiner Dortmunder Borussia.
Eure Prognose ist gefragt
Und jetzt seid ihr am Zug, meine Borussen! Mit welchen Erwartungen geht ihr in die neue Spielzeit? Was traut ihr eurer Mannschaft zu? Wo liegen die Stärken, wo liegen die Schwächen?