Es ist 1:52 Uhr. Die verfickte S-Bahn hat eine halbe Stunde Verspätung und ich warte auf den Zug, der mich heimwärts bringt.
Es ist erstaunlich, wie viele Menschen um diese Zeit noch am Hauptbahnhof Düsseldorf auf einen Zug warten. Meine spontane und mathematisch sicherlich nicht saubere Rechnung zählt mehr als zwanzig Menschen auf den Bahnsteigen.
Ich bin aber nicht allein. Denn auf meinen Ohren läuft Hinterland von Casper. Das neue Album höre ich an diesem Samstag Morgen das dritte Mal und mit jedem Hören mag ich die Tracks lieber.
Ich frage mich: was mache ich hier? Was ist meine Aufgabe? Keiner der Menschen, die auf die um eine halbe Stunde verspätete S-Bahn warten, kennt mich.
Ich bin ein Nobody, ein Nerd, der auf seinem BlackBerry herumklimpert und die Ohrstöpsel in den Ohren hat. Mehr nicht. Dass ich von der alljährlichen Betriebsfeier komme und mehr dienstlich als privat unterwegs gewesen bin: geschenkt, da Teil meiner Aufgabe.
Dass ich aber seit sechs Uhr, also seit zwanzig Stunde, auf den Beinen bin, interessiert niemanden. Dass ich einen Arbeitstag hinter mir habe, der alles andere als leicht war: geschenkt. Dass ich Samstag Morgen um sieben Uhr schon wieder fit sein muss: uninteressant. Denn ich bin nur einer von vielen.
Ich habe meine Musik von Casper, ich habe meine Gedanke, die ich mit euch teile, und ich habe meine Gedanken, die ich nicht mit euch teile.
Und jetzt ist es soweit: Mein Zug fährt endlich ein.
Anmerkung: Diese Zeilen habe ich in der Nacht von Freitag auf Samstag geschrieben, als ich vom jährlichen Betriebsfest nach Hause fahren wollte. Es ist spannend, den Text mit etwas zeitlichem Abstand zu lesen. Einen gewissen poetischen Einschlag kann ich meinen Sätzen durchaus nicht absprechen 😉
1. Oktober 2013 um 17:29
Dass Du den Text direkt nach der Feier geschrieben hast, war mir nach dem ersten Satz klar, klingt ganz nach Deinen Facebookpostings von der gleichen Nacht 😉