Die weibliche Protagonistin Sarah kann ihre Liebesgeschichten und Bett-Bekanntschaften schon lange nicht mehr an zwei Händen abzählen, denn Sex hat für sie nichts mit Gefühlen, geschweige denn Liebe zu tun.
Lukas hingegen wächst in vermeintlich behüteten Verhältnissen auf und möchte im Gegensatz zu seiner dreizehnjährigen Freundin mit dem Sex noch warten. Doch auch er ist alles andere als der brave Vorstadt-Bursche.
Der blonde Jugendliche verdient sich ein wenig Geld nebenher mit Sex-Videos, bei denen er heimlich die Sex-Gespielinnen seines Kumpels filmt. Diese Tapes werden an Dealer verhökert, deren Honorar direkt in Drogen umgesetzt wird.
Zum Eklat kommt es, als Sarahs Mutter auf der gleichen Party wie ihre Tochter auftaucht und das junge Paar in flagranti erwischt. Anstatt die Mutter aus dem Zimmer zu werfen, kommt es – dem Alkohol und den Drogen sei Dank – zum Dreier zwischen Lukas, Sarah und Doreen.
Niedlich ist nichts bei Little Thirteen
So niedlich der Title klingt, so wenig niedlich ist die Handlung des Films. In dem Drama Little Thirteen wird die Generation YouPorn charakterisiert. Sex dient als Selbstbestätigung und als Mittel zur Selbstdarstellung. Übersättigt von Sexualität geht es nicht um Liebe und Intimität, sondern um unsere “oversexte” Gesellschaft.
Doch die nicht wenigen Sex-Szenen sind nur der profane Träger der Botschaft des Films: Körperliche Nähe wird mit emotionaler Nähe verwechselt und als Ersatz für echte Intimität herangezogen. Doch nach dem Sex der Generation YouPorn folgt der Kater und die innere Leere.
Nackte Brüste von jungen Mädchen, Cunnilingus, eine entblöste Scham, Doggystyle-Sex und andere poppende Praktiken in Nahaufnahme sind in diesem Film keine billige Zurschaustellung, sondern dienen vielmehr dazu, den Sex, also das Intimste, was es zwischen zwei Menschen geben kann, zu einer Ware verkommen zu lassen.
Unbeschwerte Jugend? Keinesweg!
Der Film ist gleichzeitig eine Millieu-Studie. Wenn Sarahs Freundin Charlotte als älteste Tochter die Familienbetreuung für ihren kleinen Bruder und die kleine Schwester übernehmen muss, weil die Mutter – getrennt vom Vater lebend – im Schichtdienst arbeitet und tagsüber schläft, und plötzlich selbst schwanger wird, steht dies stellvertretend für einen Teil der Gesellschaft, von dem zu oft der Blick fremdschämend abgewendet wird.
Als nach eineinhalb Stunden der Abspann von Little Thirteen läuft, bleibe ich deprimiert und ergriffen vor dem Fernseher zurück. Ist das unsere Jugend? Oder vielmehr: ist das die Zukunft unserer Jugend? Schwermütig und ratlos sitze ich vor dem TV und kenne die Antwort nicht.
Little Thirteen ist keine leichte Kost und nichts für die klassische Film-Unterhaltung am Samstag Abend. Es ist ein Film, der noch lange nachwirkt und den Zuschauer beschäftigt.
“Ficken, Vögeln, Bumsen. Das mache ich so lange, bis einer sagt ‘Ich will nicht weg von dir.'” – mit diesen Worten Sarahs endet das Drama und beschreibt die Sehnsucht einer Generation nach Liebe (nicht nach Sex) und nach Geborgenheit (nicht nach der schnellen Nummer).
Die Extras auf der Blu-ray
Sehenswert sind auch die Extras auf der Blu-ray. Das Making Of Little Thirteen gibt tiefere Einblicke in den Stoff, das Casting und das Filmprojekt.
Insbesondere der behutsame Umgang mit den jungen Schauspielern und dem sehr sensiblen Thema machen den Film zu etwas ganz Besonderem – ohne den viel zu oft erlebten Fremdschäm-Effekt.