Das Übel und die Schattenseiten der Digitalisierung beschreibt Andreas Hock in Like mich am Arsch und hat es dabei primär auf die zahlreichen sozialen Netzwerke abgesehen.
Facebook, YouTube und auch Twitter bekommen ihr digitales Fett weg und werden anhand zahlreicher Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit verbal verprügelt.
Das Buch beginnt mit einer Zeitreise in die Anfänge der Technisierung. Anschließend wird der rasante Aufstieg vom mobilen Auto-Telefon zum Smartphone beschrieben, ehe die sozialen Netzwerke und die Apps auf dem Mobiltelefon an der Reihe sind.
Die Vereinsamung durch virtuelle Freundschaften, die Geißel der Killerspiele und die Sucht nach Pornos, Stalking und Cyber-Mobbing bestimmen den zweiten Teil des Taschenbuches und beleuchten damit noch dunklere Seiten des virtuellen Lebens.
Die Sprache von Hock ist dabei scharf und übertreibend – ähnlich wie das Verhalten einiger Nutzer in den genannten Netzwerken. Er beschreibt Sachverhalte pointiert und in harschen Worten, vergisst aber auch das eine oder andere Augenzwinkern nicht.
So oft ich mich auch in seinen Beschreibungen des Nutzungsverhaltens dieser Medien wiedergefunden habe, so erschrocken war ich über den virtuellen Spiegel, den mir der Autor damit vorgehalten hat.
Mir gefällt der Schreibstil von Andreas Hock, der seinen Rant (“Im Internet eine geläufige Bezeichnung für ein Posting, mit dem der Autor ‘Dampf ablässt’ – dies geschieht oft mit maßlosen Übertreibungen sowie überzeichneten Bildern o.ä.” – Definition via) gegen Facebook, Twitter, YouTube und Co. auf eine polemische und sarkastische Art formuliert.
Seine Kritik an den sozialen Netzwerken liest sich dadurch weniger belehrend als Spitzer mit seiner Digitalen Demenz, die vor einigen Monaten für (tele-)medialen Wirbel gesorgt hat und primär mit dem erhobenen Zeigefinger gewedelt hat.
Hock schwört am Ende des Buches Facebook ab und es gelingt ihm sogar, dem Netzwerk den Rücken zuzuwenden – nachdem er die trickreiche und umständliche Abmelde-Prozedur erfolgreich hinter sich gebracht hat.
Doch er wendet sich nicht komplett von der Technik ab. Er wird weiterhin Google verwenden und auch die Vorzüge eines Smartphones zu schätzen wissen. Doch die Zeitfresser YouTube, Twitter und Facebook existieren für ihn nicht mehr und erhalten keinen Raum in seinem Leben.
Und genau das ist der Schlüssel. Es geht um das bewusste Konsumieren der Dienste. Genauso wenig wie ich mir jeden Mist im Fernsehen anschaue, muss ich auch nicht jeden Tweet und jeden Facebook-Status lesen. Ich werde auch nicht gezwungen, mir jedes Video auf YT anzuschauen. Denn: ich habe die Wahl!
Dieser Aspekt fehlt mir in Like mich am Arsch: Wie unsere Gesellschaft durch Smartphones, Computerspiele und soziale Netzwerke vereinsamt und verblödet. Doch abgesehen davon ist das Buch lesenswert, hilft es doch, das eigene Nutzungsverhalten im Hinblick auf Social Media zu reflektieren.
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