Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr…
So abgegriffen dieser Spruch auch ist, so viel Wahrheit steckt auch in dem Bonmot. In heutigen Zeiten sind die Anforderungen und Erwartungen an junge Eltern und Familien deutlich gewachsen und nicht immer einfach.
Jesper Juul, dänischer Familientherapeut und Buchautor, hat mit Elterncoaching: Gelassen erziehen ein Lese- und Arbeitsbuch geschrieben, das auf seinem Erfahrungsschatz als Ratgeber und Kinder-Spezialist fußt.
In dem Buch werden 18 Familien mit ihren individuellen Erziehungsproblemen vorgestellt und die Herausforderungen analysiert. Die Themenstellungen sind so vielfältig wie der Alltag mit den Heranwachsenden: es geht um willensstarke Kinder, quengelnde und schlaflose Kinder, Anarchie in der Familie und das Chaos im Alltag des Zusammenlebens.
Die Kapitel sind immer nach dem gleichen Muster aufgebaut. Der Brief der Eltern an Juul wird abgedruckt, anschließend das Coaching-Gespräch abgebildet und ein Rückblick auf das weitere Geschehen gegeben.
Am Ende jedes Kapitels gibt Jesper Juul eine Conclusio des behandelten Falles, die nicht nur speziell auf die Problemstellung fokussiert ist, sondern allgemeingültig genutzt werden kann (Kümmert euch auch um euch selbst! Versucht, konsequent zu sein! Macht klare Ansagen! Lasst euch nicht auf Machtkämpfe ein! Nimm dir Zeit!)
Wer einen praktischen Ratgeber mit Checklisten und Anleitungen zum “richtigen” Eltern sein erwartet, wird von dem Buch aus dem Beltz Verlag enttäuscht sein. Juul liefert keine maßgeschneiderten Patentrezepte, sondern gibt Denkanstöße zur Lösung der Probleme.
Wichtig ist, und das macht Juul in Elterncoaching: Gelassen erziehen mehrfach deutlich, dass Eltern verstehen, dass sich durch die Elternschaft die eigene Persönlichkeit nicht verändert hat.
Es hilft auch nicht, den Partner auf Biegen und Brechen verändern zu wollen. Oft ist es leichter, mit den vermeintlichen Macken zu leben und die Wirklichkeit zu akzeptieren, als sich ständig etwas vorzuspielen.
Nach Juuls Ansicht helfen Belohnungen bei der Erziehung von Kindern genauso wenig wie Bestrafungen. Kinder leitet vielmehr das Bedürfnis, es ihren Eltern recht zu machen. Wenn Kinder “austicken”, passiert das nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil die Kids mit einer Situation überfordert sind, ihr Unbehagen aber nicht verbal äußern können.
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