Nur wenige Bauwerke aus der Zeit des Nationalsozialismus symbolisieren sowohl den Größenwahn des Regimes als auch sein Scheitern so treffend wie das ehemalige KdF-Seebad Prora auf Rügen.
Von den Nazis für mehr als 20.000 deutsche Urlauber geplant und Mitte der 1930er Jahre umgesetzt, fiel das Prestige-Bauwerk nach dem Kriegsbeginn den Sparmaßnahmen zum Opfer. Nach dem zweiten Weltkrieg fiel Prora erst in die Hände der Sowjets, ehe es zum Standort der Polizei und später der Nationalen Volksarmee der DDR ausgebaut worden ist.
Nach dem Zusammenbruch des SED-Regimes verfiel der Komplex nach und nach, ehe er scheibchenweise an Investoren veräußert wurde und gleichzeitig als Dokumentation der historischen Anlagen dient, die zwei Diktaturen überlebt hat.
In dem Büchlein Prora: Geschichte und Gegenwart des »KdF-Seebads Rügen«, wird die wechselvolle Geschichte des “Seebads der 20.000” auf 66 Seiten behandelt.
Der Autor Martin Kaule beschränkt sich dabei nicht nur auf die chronologische Aufarbeitung der Geschichte des Koloss von Prora, beginnend mit den ersten Planungen Anfang der 1930er Jahre und dem Spatenstich am 2. Mai 1936, sondern geht auch auf geschichtliche und gesellschaftliche Hintergründe in der NS-Zeit ein.
Auch die weiterhin unstete Entwicklung nach der Machtübernahme der Sowjetunion und anschließende Nutzung vom DDR-Regime wird akribisch beleuchtet. Abgerundet wird das Buch, das in der Reihe “Orte der Geschichte” im Ch. Links Verlag erschienen ist, mit zahlreichen historischen und aktuellen Fotoaufnahmen des Seebads Prora, einer Chronologie der Ereignisse sowie einer kleinen Literaturliste zur Vertiefung.