Vier Tage WM sind vorüber und ich bin vom WM-Muffel zum WM-Fan mutiert. Dabei hatte ich mir so sehr vorgenommen, dieses Turnier nur aus der Ferne und mit Argwohn zu beobachten.
Das lag natürlich zum einen an der WM an sich. In einem Land, in dem friedliche Demonstranten mit brutaler Staatsgewalt niedergeknüppelt werden, bleibt mir die Vorfreude auf spannende Spiele, rassige Zweikämpfe und brillante Tore einfach im Hals stecken.
Und zum anderen hat es etwas mit dem Borussen in mir zu tun. Die schwere Verletzung von Marco Reus im letzten Vorbereitungsspiel vor der WM gegen Armenien hat mich noch tagelang beschäftigt und mir die Vorfreude vermiest.
Doch nach den ersten acht Vorrundenspielen hat sich mein Missmut in Freude verwandelt. Die WM 2014 macht einfach Spaß und fängt im Prinzip erst morgen Abend um 18 Uhr mit dem Spiel Deutschland gegen Portugal richtig an.
Wieso macht die WM in Brasilien Spaß?
Der Auftakt mit der Partie Brasilien gegen Kroatien (3:1) begann ein wenig schwerfällig. Nicht die Spieler standen im Mittelpunkt, sondern der japanische Unparteiische mit seiner sagen wir unobjektiven Regelauslegung zugunsten der Gastgeber.
Doch wer dachte, es könne nicht schlimmer kommen, sah sich getäuscht. Es kam schlimmer. Viel schlimmer. Das Opfer war dieses Mal Mexiko, das am Freitag im Spiel gegen Kamerun zwei glasklare Tore aberkannt bekommen hat. Dem Fußballgott Sie Dank gelang den Mexikanern noch der dritte reguläre Treffer und die Amerikaner siegten mit 1:0.
Sternstunde des Fußballs in Salvador
Jeder, der am Freitag Abend vor dem Fernseher das Spiel des Welt- und Europameisters gegen unseren westlichen Nachbarn Niederlande verfolgt hat, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Die defensivstarken Spanier wurden von Robbie van Persie und Arjen Robben nach Strich und Faden vorgeführt und bekamen richtig den Hintern versohlt.
5:1 hieß es am Ende für Oranje und die erste Sternstunde der noch jungen WM war geboren – und gleichzeitig meine WM-Lust wiedererweckt.
Insbesondere die Gruppe B wird am zweiten Spieltag schon Vorentscheidendes erleben. Denn Chile konnte Australien mit 3:1 besiegen und bringt die Spanier schon in Zugzwang.
Fußball-Marathon am Samstag
Der gestrige Samstag bescherte gleich vier Spiele. Kolumbien hatte gegen Griechenland zu meiner Verwunderung beim 3:0 wenig Mühe. Und dann folgte die zweite Sternstunde des noch jungen Turniers.
Die hoch favorisierten Uruguayer gingen gegen Costa Rica in Führung – und wurden anschließend mit 3:1 vom Platz gefegt.
Dass das Ergebnis an sich schon eine Sensation ist, reicht eigentlich aus. Doch wenn persönliche Schicksale in Verbindung mit einem Spielausgang stehen, dann wird es tragisch.
Genital-Verlust dank Niederlage
Peter aus Preston in England hat vor dem Spiel der Urus den Mund etwas zu voll genommen und muss jetzt um sein bestes Stück bangen.
Vor der Partie hat er getwittert, dass er sich im Falle eines Sieges der Costa Ricaner das Genital abhacken und essen wolle. Wir kennen ja die Engländer mit ihrem Hang zur Übertreibung.
If Costa Rica beat Uruguay on Saturday i’ll chop my penis off and eat it. It’s not going to happen 🙂
— Peter (@PeterrWLFC) 11. Juni 2014
Doch dann wurde es ernst und bislang ist nicht überliefert, wie es um Peter und seinen kleinen Peter steht.
@PeterrWLFC Hi Peter. I want to see a picture of your dick in your mouth. Viva Costa Rica…!!!!!! 🙂 — maga72 (@maga72) 15. Juni 2014
Und es sollte für Peter noch schlimmer kommen. Denn er verlor nicht nur sein Geschlechtsteil, sondern England auch sein Auftaktmatch mit 1:2 gegen Italien.
Auch Wayne Rooneys WM-Fluch setzte sich fort. Erneut blieb der United-Star ohne Tor bei einer Weltmeisterschaft.
Peter war konsterniert:
Bad day today. Lost my penis and England lost
— Peter (@PeterrWLFC) 14. Juni 2014
Bis auf die nächtliche Begegnung der Elfenbeinküste gegen Japan – die zu meiner Überraschung mit einer 1:2-Niederlage für Shinji Kagawa & Co. endete -habe ich bisher alle Spiele vor dem Fernseher verfolgt – und keine Minute bereut. Natürlich sind auch schwächere, will sagen langweiligere Spiele nicht zu vermeiden. Aber nicht jede Begegnung kann ein Festtag werden. Und wir können sicher sein, dass die ersten Überraschungen mit aufstrebenden Underdogs und strauchelnden Favoriten nicht die letzten gewesen sein werden. Ach ja: in Sachen Tippspiel werde ich jetzt keine Worte verlieren. Nach einem tollen Auftakt mit einigen richtigen Prognosen habe ich sukzessive abgebaut und dümpele im Mittelfeld vor mich hin 🙂
Und dann war da noch…
Etwas habe ich ganz vergessen: die übelst getretene Ecke ever, ever, ever. Und auch hier stand Wayne Rooney im Mittelpunkt:
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