Wenige Unternehmenslenker polarisieren so stark wie die Samwer-Brüder.
Dabei werden die drei Brüder Marc, Oliver und Alexander Samwer oft in einem Atemzug genannt, obwohl Oliver meist die Schlagzeilen gehören, während sein jüngerer und älterer Bruder lieber im Hintergrund die Strippen ziehen.
In Die Paten des Internets: Zalando, Jamba, Groupon – wie die Samwer-Brüder das größte Internet-Imperium der Welt aufbauen versucht Joel Kaczmarek, dem Samwer-Phänomen auf den Grund zu gehen und stellt zu Beginn die Familie Samwer und ihre Ursprünge vor. Die biographische Sequenz nimmt direkt im ersten Kapitel einen vergleichsweise kleinen Teil ein.
Vielmehr geht es um nicht weniger als die umfängliche Betrachtung der Geschäfte der Samwers von den kleinen Anfängen bis hin zur Gigantomie der Gegenwart, die den Kölner Anwaltssöhnen inzwischen mehrere hundert Millionen Euro in die Taschen gespielt haben dürfte.
Die Gründung von Alando war der Startschuss zu einer ungeheuren Geschichte eines der erfolgreichsten Unternehmensgründer der deutschen Geschichte. Nachdem der Marktplatz an eBay verkauft worden ist, wurden die nächsten Meriten mit der Klingeltonschleuder Jamba eingefahren. Doch nicht nur auf der Gründungsseite machten sich die Kölner Brüder einen Namen.
Mit dem European Founders Fund, kurz: EFF, öffnete das Trio die Tür zum Investor-Markt. Kurze Zeit später wurde mit Rocket Internet der erste deutsche Inkubator aus der Taufe gehoben. Die drei Samwers wollten aber mehr und lieferten mit Groupon und ZalandO zwei weitere Meilensteine im Internet-Handel ab.
Oliver Samwer im Mittelpunkt
Zum Ende des Buches preist Kaczmarek die Gebrüder Samwer als die Besten, die die deutsche Internetbranche zu bieten hat. Er sieht ihre Arbeit als den mit Abstand bedeutendsten Pfeiler der europäischen Internetbranche.
Joel Kaczmarek arbeitet sich auf den knapp vierhundert Seiten hauptsächlich an Oliver Samwer ab – jenem Workaholic, dessen Wesen so viele unterschiedliche Facetten zeigt, die zwischen Saulus und Paulus, Engelchen und Teufelchen und anderen Gegensätzlichkeiten schwanken.
Die beiden anderen Brüder, Marc Samwer und Alexander Samwer, spielen in der Firmen- und Unternehmenslenker-Biografie eine eher untergeordnete Rolle.
Doch auf den knapp 400 Seiten wird nicht nur Lob verteilt. Wieder und wieder belegt der Autor das rüde, unmenschliche und egozentrische Auftreten von Oliver Samwer mit zahlreichen Beispielen aus der älteren und jüngeren Vergangenheit. Während Oliver als bad boy charakterisiert wird, kommen seine beiden Brüder Marc und Alexander vermeintlich gut weg.
Die Paten des Internets ist mehr als eine Unternehmens-Biografie der Neugründungen des Samwer-Clans. Das Buch ist gleichzeitig auch ein historisches Dokument, das sich mit dem kometenhaften Aufstieg der Internet-Ära inklusive einiger Tiefschläge befasst.