Langsam aber sicher wird die sportliche Situation in Dortmund dramatisch.
In der Bundesliga läuft es weiterhin nicht rund einfach nur schlecht und auch in der Königsklasse hat die blütenreine Weste nach der 0:2-Pleite bei Arsenal London erste dunkle Flecken bekommen.
Es fällt schwer, eine Bestandsaufnahme ohne das Anprangern der Mannschaft durchzuführen. Auch Appelle wie von Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke (siehe auch: Borussia Dortmund frisch zitiert #23) scheinen ungehört zu verhallen.
Ich mache mir ernsthafte Sorgen um den BVB!
Am Tiefpunkt in der Bundesliga
Am zehnten Spieltag hatte Borussia Dortmund den vorläufigen Tiefpunkt in der Bundesliga erreicht. Nach dem 1:2 bei Bayern München (siehe auch: Es hat trotz Champions League-Modus nicht gereicht) wurde der Vizemeister 2014 nur noch als 17. in der Tabelle geführt – punktgleich mit dem Letzten Werder Bremen.
Dabei waren die Dortmunder in der ersten Halbzeit bärenstark und Roman Weidenfeller entschärfte in Weltklasse-Manier die Offensivbemühungen der Bayern. Nach Mats Hummels´ verletzungsbedingtem Ausscheiden in der Pause und zwei kapitalen Böcken von Neven Subotic konnten die Roten das Spiel noch drehen (siehe auch: Bayern zerspielt den BVB).
Acht Tage später stand die nächste Spitzenbegegnung auf dem Programm. Im Borussia-Duell kam Gladbach Sonntag als Zweiter ins Westfalenstadion. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so erleichtert nach einem Dortmunder Sieg gewesen bin wie nach dem 1:0 gegen die falsche Borussia aus Gladbach.
22:1 Torschüsse, aber kein erzieltes Tor des BVB – so lautete die Bilanz nach neunzig Minuten. Dass es dennoch zu einem Sieg gereicht hatte, war den Ponies zu verdanken. Passend zum Spiel war es ausgerechnet ein Gladbacher, der in der 58. Minute das Kack-Tor des Jahres gelungen ist (siehe auch: Dortmunds starkes Pressing und das erzwungene Slapstick-Tor).
Weltmeister Christoph Kramer versenkte die Lederkugel aus 44 Meter im eigenen Netz und avancierte zum Matchwinner der Schwarz-Gelben. Zusätzliche Brisanz hatte die Partie zwischen den beiden Borussias bekommen, als der Bremer Sieg gegen Stuttgart am Samstag Abend zuvor dafür gesorgt hat, dass Schwarz-Gelb auf Tabellenplatz 18 geführt wurde.
Der erste Sieg nach fünf Niederlagen in Folge (und sieben sieglosen Spielen in Serie) katapultierte Dortmund auf Rang 15 und sorgte während der Länderspielpause für etwas emotionale Entspannung.
Leider war die Entspannung nur von kurzer Dauer. Das Gastspiel in meiner alten Heimat Ostwestfalen begann mit einer 2:0-Halbzeitführung des BVB und endete mit einem unfassbaren 2:2-Unentschieden. Der Unparteiische war daran nicht ganz unschuldig: Ganz Stark ausgebremst und als Ergebnis gab es die Punkteteilung in der Filiale Ostwestfalen.
Schlimmer als die beiden verlorenen Punkte und der Fall auf Platz 16 war allerdings die fiese Verletzung von Marco Reus. Nur wenige Tage nach seiner Genesung wurde der Mittelfeldspieler vom Ex-Dortmunder Marvin Bakalorz umgetreten und fällt bis zum Ende der Hinrunde definitiv aus. Langsam aber sicher ist dieses Verletzungspech unfassbar und spottet jeder Beschreibung.
Nach der verdienten 0:2-Niederlage sollte es am Sonntag Abend bei Eintracht Frankfurt besser laufen. Doch es setzte am 13. Spieltag eine erneute Niederlage mit dem gleichen Ergebnis. Schon nach fünf Minuten stand es 0:1 und trotz deutlicher Chancenüberlegenheit nach dem Seitenwechsel kassierte der BVB in bester Slapstick-Manier auch noch das zweite Tor.
Damit belegt Borussia das erste Mal seit 29 (!) Jahren den 18. Platz in der Liga und kann das Thema Abstiegskampf nicht mehr vermeiden. Es ist eine Mischung aus fehlendem Glück (bereits acht Aluminium-Treffer), Unvermögen, fehlender Abstimmung und Verletzungspech, die in Summe zu dieser gefährlichen Situation geführt haben.
Nick weiß: Dortmunds Krise hat auch Gründe. Frank fragt sich: Borussia Dortmund auf 18 – oder doch der Weihnachtsmann? Und ich habe zum ersten Mal richtige Angst um Borussia und ihre Zukunft. Kein Scheiß!
Elf Punkte aus dreizehn Spielen und acht Niederlagen sind einfach besorgniserregend. Und das Restprogramm bis zur Winterpause mit den zwei Heimspielen gegen die TSG Hoffenheim und den VfL Wolfsburg sowie die Auswärtspartien bei Hertha BSC und Werder Bremen sind alles andere als Spaziergänge – im Gegenteil.
Nicht mehr unbesiegt in der Champions League
Vier Spiele – vier Siege: Die Ausbeute in der Champions League konnte nach dem Sieg gegen Galatasary besser nicht sein. Marco Reus, Papa Sokratis und Ciro Immobile trafen im Rückspiel gegen einen Kontrahenten, der nicht nur zusätzlich ins eigene Netz traf, sondern dessen Fans auf den Rängen für einen Eklat gesorgt haben.
Türkische Anhänger knallten erst mit lauten Böllern, die sogar auf das Spielfeld geworfen wurden, um dann mit Raketen auf Dortmunder Fans zu schießen. Der Unparteiische musste zweimal das Spiel unterbrechen, ehe der verdiente 4:1-Sieg unter Dach und Fach war.
Mit 12 Punkten und 13:1 Toren hatte der BVB damit vorzeitig und früh wie nie das Achtelfinale erreicht. Und auch das ist Borussia: in Europa unter den besten Acht, aber in der Bundesliga zum gleichen Zeitpunkt auf Rang 17.
Am fünften Spieltag hat allerdings der Bundesliga-Fluch auch in der Champions League zugeschlagen und der BVB den Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren. Viel schlimmer als die 0:2-Niederlage war allerdings die Art und Weise der Pleite. Dortmund exportiert die Krise nach Europa war damit auch das passende Fazit.
Eine neuformierte Mannschaft erreichte nur auf der Torwart-Position annährend Normalform, während die übrigen Mannschaftsteile an die miese Form im Liga-Alltag angeknüpft hatte. Im letzten Gruppenspiel gegen den RSC Anderlecht muss mindestens ein Remis her, um den Gruppensieg zu sichern.
Quo vadis, Borussia?
Selbst kühne Optimisten trauen Borussia Dortmund nicht mehr den Sprung in die Champions League zu. Ich sehe nicht nur die Königsklasse, sondern auch die Qualifikation für die Europa League nach aktuellem Stand als nicht realistisch an. Denn zu unkonzentriert und zu ineffektiv verlaufen die Partien in der Bundesliga. Derzeit ist aus meiner Sicht selbst ein einstelliger Tabellenplatz utopisch.
Wenn dann noch ein Blick auf die Statistiken der vergangenen Jahre geworfen wird, wird dem Fan richtig übel. Denn das böse Wort “Abstieg” ist derzeit kein Unwort mehr rund um den Borsigplatz. Denn wenn nicht bald die längst erwartete Wende passiert, dann …. Aber das möchte ich jetzt nicht weiter ausführen. Die Lage ist definitiv ernst.
Ganz anders sieht es in den beiden Pokal-Wettbewerben aus. Schwarz-Gelb überwintert sowohl im DFB-Pokal als auch in der Champions League und hat – mit einer Ausnahme eigt in diesen Spielen sein anderes, sein siegreiches Gesicht.
Und zum Abschluss des Fußballjahres darf ich sogar noch einmal meine Borussia live erleben: und zwar in der Champions League bei Borussia Dortmund gegen RSC Anderlecht – ich bin dabei!.
Vor ein paar Tagen haben die Experten von Spielverlagerung.de erste Erklärungsversuche von “Klopps größter Krise” veröffentlicht und gehen in Teil 1 auf die Wohlfühloase Champions League ein.