Schon seit mehreren Jahren beherrscht die Kinder-Debatte die gesellschaftliche und politische Diskussion in Deutschland.
Die statistischen Zahlen sind alarmierend: die Deutschen bekommen nicht nur immer weniger Kinder, sondern die Frauen sind jedes Jahr auch zweieinhalb Monate älter, wenn sie das erste Kind bekommen. Hinzu kommt die gesellschaftliche Sicht: wer mehr als zwei Kinder in Deutschland sein eigen nennt, wird schnell als asozial abgestempelt und überhaupt gelten Kinder als Karrierekiller Nummer Eins und Deutschland als eines der kinderunfreundlichsten Länder der Welt.
Wieso ist das so und was kann dagegen getan werden? Dieser Frage geht Malte Welding in Seid fruchtbar und beschwert euch!: Ein Plädoyer für Kinder – trotz allem nach. Dabei stützt er sich nicht nur auf Studien, Essays und literarische Quellen, sondern lässt auch seine eigenen Erfahrungen als Vater einfließen. Auch Welding war lange Zeit der Meinung, er sei noch zu jung für ein Kind und es sei ohnehin noch genug Zeit und jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
Doch diese Meinung hat sich beim Autor grundlegend geändert. Malte Welding sieht im Eltern werden ein Menschrecht. Es sei das Menschrecht, Kinder zu bekommen. Also ein Recht, das unabdingbar jeder Frau zusteht. Und er appelliert, unabhängig von allen demografischen Entwicklungen und politischen Gegebenheiten, dieses Menschrecht wahrzunehmen und auch das zu entdecken, was ein Kind auch und ganz besonders bedeutet: Liebe.
Der Kolumnist analysiert die Situation der Kinderbetreuung in Deutschland und konstatiert der Politik weder einen konservativen, noch einen progressiven Touch. Es handele sich dabei vielmehr um ein Durcheinander ohne Entschlusskraft. Auf die Spitze getrieben attestiert er unserem Land eine Kein-Kind-Politik, die jungen Eltern und insbesondere Alleinerziehenden eher Knüppel zwischen die Beine wirft, als ihnen Hilfestellungen und Unterstützung auf dem Weg zum und mit dem Nachwuchs zu geben.
Welding fordert – aus eigener leidvoller Erfahrung -, dass der Staat als Partner der jungen Familie situationsangemessen hilft. Dafür gibt es selbstredend keine Patentrezepte, die einfach übergestülpt werden können. Jede Familie ist genauso individuell wie seine Kinder und damit einher geht auch der individuelle Betreuungsbedarf. Es geht also darum, flexible Strukturen für Eltern zu schaffen, die es ermöglichen, neues Leben in die Welt zu setzen.
Doch damit diese Maßnahmen greifen, muss sich etwas Grundlegendes in unserer Gesellschaft und seinen Werten ändern. Weg vom individualistisch-
Und nicht nur die Politik und Gesellschaft ist gefordert. In erster Linie gilt es für jeden einzelnen, seine Einstellungen und Werte zu überprüfen. Das gilt insbesondere für die Akademikerinnen, die um jeden Preis Karriere machen wollen und den Kinderwunsch immer und immer wieder hintenanstellen. Das gilt aber auch für junge Menschen per se, die ständig auf der Suche nach Mister oder Misses Right sind und sich auf der Suche immer und immer wieder verlieren, weil es vielleicht noch eine bessere Alternative gibt.
Bis es vielleicht zu spät ist.
12. Januar 2015 um 00:01
Das “trotz allem” ist etwas, was mir oft durch den Kopf geht. Auf einer FB-Seite gab es kürzlich eine Diskussion, was an unserer Stadt gut und was schlecht ist. Ich hätte einen Roman darüber schreiben können, warum Kaiserslautern nicht familienfreundlich ist, aber das wäre irgendwie “Perlen vor die Säue” geworfen gewesen, denn da der OB wieder gewählt wurde, wird sich daran frühestens etwas ändern, wenn meine Kinder schon bzw. schon fast volljährig sind.