Eine Lauf-Woche mit emotionalen Höhepunkten, die nichts mit dem Laufen zu tun hatten, war die 32. Woche als Läufer für mich.
Außerdem gab es auch noch einige neue persönliche Bestzeiten und andere Bestmarken für mich – auch wenn das für mich aktuell eher unwichtig ist.
Wo ist die Spritzigkeit und Frische?
Um kurz nach fünf am Dienstag Morgen ging es bei zwei Grad Plus auf die Strecke. Der Dauerregen am Montag hatte dafür gesorgt, dass das Tauwetter vollends eingesetzt hat und den Schnee und das Eis vertrieben hat. Anders als am Sonntag bei meinem Langstrecken-Lauf musste ich also nicht gegen Eis und Glätte ankämpfen.
Das war auch gut so, denn heute hatte ich am meisten mit mir selbst zu tun. Meine Frische und Spritzigkeit, die mich bei den letzten beiden Läufen so ausgezeichnet hat, ist anscheinend im Bett liegen geblieben, als ich um 4:50 Uhr aufgestanden bin. Die Beine waren müde und die Pace mit knapp unter 5:40 auch nicht weltbewegend.
Vielleicht ist es aber auch alles eine Frage der Einstellung. Vielleicht muss ich akzeptieren, dass ich nicht jedes Mal eine neue persönliche Bestzeit oder einen neuen persönlichen Distanz-Rekord aufstellen kann.
Denn eins ist auf alle Fälle klar: ich habe den inneren Schweinehund besiegt und war bereits um fünf Uhr auf den Beinen. Das kann mir keiner nehmen 🙂
Daddy, dieser Lauf ist nur für dich
Ich habe in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag schlecht geschlafen. Verdammt schlecht. Immer wieder bin ich aufgewacht und konnte nicht gut zur Ruhe kommen. Kein Wunder, dass ich bereits ohne Wecker um viertel vor fünf aufgestanden bin und die Laufklamotten angezogen habe.
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wehte mir ein kalter, eisiger Wind um die Ohren. Die Pfützen auf den Feldwegen waren teilweise gefroren und ich musste aufpassen, auf dem rutschigen Untergrund nicht ins Straucheln zu kommen. Doch an diesem Morgen war das alles egal. An diesem Morgen waren Pace, Geschwindigkeit und gelaufene Kilometer absolut unwichtig.
Es gibt viel, viel Wichtigeres als Bestzeiten, Kalorienverbrennung und Wochenpensum. Diesen Lauf habe ich meinen Vater gewidmet, der an diesem Donnerstag vor einer seiner größten Herausforderungen stand und dessen Herz mein Lauf einen Extra-Kick Kraft und Ausdauer geben sollte.
Kurz bevor ich mich erneut auf eine lange Bahnfahrt quer durch NRW gemacht habe, um ihn nach seiner Operation zu besuchen, habe ich die Laufschuhe geschnürt, um mich abzulenken, um den Kopf ein wenig freizubekommen. Ein Vorhaben, das nur halb gut geklappt hat.
Dad, meine Gedanken sind bei dir und du wirst es schaffen!
Daddy, und auch dieser Lauf ist nur für dich!
Das war ein komischer Lauf am Samstag Nachmittag. Aber der Reihe nach.
Es begann super. Bei acht Grad lief ich erstmals mit meiner neuen Under Armour-Weste los und hatte die ersten beiden Kilometer eine traumhafte Pace von unter fünf Minuten. Auch die weiteren drei Kilometer waren klasse, so dass ich auch mit der Zeit auf fünf (Sub 26 – mit 25:47 Minuten auch eine neue persönliche Bestzeit) und auf zehn Kilometer (Sub 55) sehr zufrieden gewesen bin. Das galt insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich heute wieder 15 km als Ziel hatte.
Doch dann begann die Tortur auf dem Feldweg. Denn ab Kilometer acht kam der Wind von vorn und das Laufen wurde anstrengender und anstrengender. Doch ich habe auf die Zähne gebissen und weiter Gas gegeben. Die neue, nicht gerade günstige Laufweste machte sich auch bezahlt, denn der kalte Wind konnte mir wenig anhaben.
Nach elf Kilometer ließ mich das Smartphone im Stich. Ich war wirklich so zuversichtlich, dass für den Lauf eine halbe Akkuladung ausreichen würde. Pustekuchen! Also gab es im letzten Drittel weder eine runtastic-Aufzeichnung noch Musik auf die Ohren. Stattdessen konnte ich dem Sound of Nature und meinem japsenden Stöhnen im Kampf gegen den Wind lauschen. Zum Glück hatte ich die GPS-Uhr Runsense SF 810 parallel mit dabei und konnte die Aufzeichnung fortsetzen.
Am Ende standen 15,27 km in 1:28:04 auf der Uhr. Eine Zeit, die nicht nur mein bisher längster Lauf gewesen ist, sondern auch eine Distanz, die bisher unerreicht gewesen ist. Und wie schon am Donnerstag Morgen habe ich diesen Lauf meinem Vater gewidmet. Meinem Vater, der eigentlich schon am Donnerstag am Herzen operiert werden sollte.
Doch nach langem Warten wurde die OP auf Freitag verschoben, weil es dringende Notfälle zu behandeln gab. Und am Freitag war es dann noch heftiger. Mein Dad war bereits im Vorraum des Operationssaales, als der Eingriff erneut gestoppt worden ist. Das war gleich mehrmals eine emotionale Ausnahmesituation, die uns alle in der Familie fertig gemacht hat.
Mehr zum Thema Laufen in meiner Artikel-Serie “Projekt Laufen”
Alle bisherigen und künftigen Beiträge zum Thema Laufen findet ihr unter #ProjektLaufen2014 und unter #ProjektLaufen2015.