Endlich ist die Winterpause vorüber und endlich rollt wieder das runde Leder! Nach der – gefühlt – schlimmsten Hinrunde aller Zeiten und dem Sturz auf Platz 17 in der Tabelle ist Borussia Dortmund am 31. Januar 2015 in die Rückrunde der Liga gestartet.
Abstiegskampf in der Bundesliga
Am 18. Spieltag ging es nach Leverkusen zum Tabellendritten. Wie schon im Hinspiel, als die Pillen nach 09 Sekunden in Führung lagen, legte Bayer wie die Feuerwehr los. Doch außer blindem Anrennen gab es nicht wirklich gefährliche Situationen für Roman Weidenfeller, der für Mitch Langerak (mit der Nationalmannschaft Australiens unterwegs) zwischen die Pfosten zurückgekehrt war, im Tor zu entschärfen.
Die positive Nachricht: Borussia kann auch zu Null spielen – und dazu bombenfest in der Abwehr stehen. Mats Hummels spielte neben Papa Sokratis eine starke Partie und erwies sich als “König der Lüfte”. So gut die Defensive stand, so wenig Tordrang gab es von der Offensive zu sehen. Kevin Kampl konnte bei seinem Bundesliga-Debüt mit guten Aktionen überzeugen und auch Ciro Immobile wirbelte im Sturm, wurde aber mehrmals nicht gut von seinen Nebenleuten angespielt, so dass viele Aktionen verpufft sind. Marco Reus und Kevin Großkreutz fanden auf dem Platz nicht wirklich statt.
Nach neunzig Minuten stand es weiterhin 0:0, einige sahen ein unspektakuläres Pressingspektakel und der BVB hatte einen Punkt sicher. War es ein Punktgewinn oder wurden zwei Punkte liegengelassen? Beim Blick auf die Tabelle gilt letzteres. Freiburg hatte deutlich mit 4:1 gegen Frankfurt gewonnen und den letzten Rang an Schwarz-Gelb weitergegeben. Gekämpft, gepunktet, abgerutscht – dieses Fazit bringt es auf den Punkt.
Doch diese Sicht ist eher einseitig. Denn die Konkurrenten aus Hamburg, Stuttgart und Paderborn gingen an diesem Wochenende komplett leer aus und somit hat sich der Abstand zu den Nichtabstiegsrängen verringert. Ein Punkt für die Moral trifft es deshalb besser und die Klopp-Elf kann die Abstiegszone vor sich her treiben.
Mir hat gut gefallen, dass die Mannschaft auch mit einem Punkt zufrieden gewesen ist. Denn bislang gab es in Dortmund nur die Optionen Sieg oder Niederlage. Insbesondere im Abstiegskampf kann ein Unentschieden in der Endabrechnung den Ausschlag geben. Und dank der “guten” besseren Tordifferenz im Vergleich zur Konkurrenz gilt ein “Zu Null” ebenfalls als Erfolg.
Schlimmer geht´s immer
Gegen Augsburg gab es nur vier Tage später im Westfalenstadion die Gelegenheit, weitere Zähler zu sammeln. Ich weiß nicht, woher sich mein Optimismus gespeist hat, aber am Mittwoch Abend hatte ich vor dem Anpfiff ein gutes Gefühl.Es ging zwar gegen die Überraschungsmannschaft aus Augsburg, aber ich hatte ein gutes Gefühl, dass an diesem Abend etwas geht für den BVB gegen Fünften.
Die erste Hälfte ging chancenmäßig an Borussia Dortmund. Doch die Psyche schien sich wieder in den Köpfen der Spieler festgesetzt zu haben, denn die Kugel wollte einfach nicht ins Tor. Ohne Treffer ging es in die Kabinen – zufrieden konnte bei den Dortmundern mit diesem Zwischenstand niemand sein. Die zweite Halbzeit stellte den Spielverlauf auf den Kopf.
Die Gäste gingen in der 50. Minute in Front. Auch ein Augsburger Platzverweis beflügelte die Borussen nicht. Eine halbe Stunde in Überzahl konnte nicht zum Ausgleich genutzt werden. Die elfte Niederlage im 19. Spiel und dürftige 16 Punkte mit Platz 18 waren die Folge.
Es war einfach nur bitter. Traurig. Und ich war fassungslos, fühlte mich leer und enttäuscht. Und ich habe sie gespürt: Die Angst. Ein wenig aufgebaut hat mich allerdings Marcs Appell: Es ist noch nie ein Ertrinkender wegen seiner Panik gerettet worden.
Endlich: Der erste Sieg seit zwei Monaten
Drei Tage später stand in Freiburg das nächste Abstiegsduell auf dem Plan. Die Breisgauer hatten zwei Zähler mehr als die Borussen. Anders als beim Heimspiel gegen Augsburg hatte ich vor dem Spiel im Breisgau kein gutes Gefühl. Andererseits war das Spiel für mich nebensächlich, denn an diesem Tag habe ich meinen Dad in der Herzklinik in Bad Oeynhausen besucht und das war mir wichtiger als alles andere.
Doch ich sollte an diesem Samstag in doppelter Hinsicht belohnt werden. Nicht nur meinem Dad ging es nach der OP jeden Tag besser, auch die Borussen-Laune stieg mit jedem Treffer. Marco Reus markierte schon früh den Führungstreffer auf Vorlage von Pierre-Emerick Aubameyang und auch danach gab es Chance um Chance für die Dortmunder. Es war übrigens das erste Dortmunder Tor im Jahr 2015.
Die Elf schien wie ausgewechselt zu sein. Shinji Kagawa, Lukas Pisczek und Neven Subotic waren für Ciro Immobile, Kevin Großkreutz und Papa Sokratis neu in die Mannschaft gekommen und erlebten, wie Borussen-Fußball auch aussehen kann. Als ich vor der Partie Aubameyang in der Startaufstellung gesehen hatte, war ich mir sicher: der Gabuner trifft heute. Und wie er traf!
Nach der Pause erhöhte der Afrikaner gleich doppelt zum 3:0-Endstand und konnte sich zuvor noch den Luxus erlauben, einen Hattrick knapp zu verpassen. Große Erleichterung machte sich nach dem ersten Sieg seit dem 5. Dezember 2014 (1:0 daheim gegen Hoffenheim) und dem Sprung von Platz 18 auf Rang 16 breit. Es war sozusagen die Erlösung im Breisgau.
Der SCF hatte sich wie schon oft aus Sicht des BVB als idealer Aufbaugegner erwiesen und hatte gegen die defensiv konsequenten und enorm stabilen Borussen genauso wenig eine Chance wie gegen die erfrischend einfallsreiche Offensive der Schwarz-Gelben.
Das nächste Sechs-Punkte-Spiel
Schon am darauffolgenden Freitag ging es im Heimspiel gegen den FSV Mainz erneut in eines dieser sogenannten Sechs-Punkte-Spiele. Die Mainzer standen mit 22 Punkten auf dem 13. Rang und waren damit nur drei Zähler besser als Borussia.
Der Spielbeginn war symptomatisch für den bisherigen Saisonverlauf des BVB. Nach einer Zeigerumdrehung lagen die Gäste bereits in Führung. Eine Mischung aus Slapstick und verdammt viel Glück begünstigten den Kunstschuss von Sotos 1:0. Die Borussen wirkten anfangs konsterniert, bekamen das Spiel aber immer besser in den Griff.
Es dauerte aber bis zur 50. Minute, ehe Neven Subotic nach einem Eckball der Ausgleich zum 1:1 gelang. Und fünf Minuten später hatte Marco Reus seinen großen Auftritt und markierte nach Vorlage von Kevin Kampl die 2:1-Führung für seine Farben.
Doch Dortmund kann nur Drama und deshalb war der Mainzer Ausgleich folgerichtig. Aber dieses Mal war das Glück und das Können hold. Dieses Mal konnten die Schwarz-Gelben zum ersten Mal überhaupt in dieser Spielzeit einen Rückstand in einen Sieg umwandeln und den zweiten Sieg in Serie feiern.
Pierre-Emerick Aubameyang erzielte sein achtes Saisontor zum 3:2 und Nuri Sahin durfte auch jubeln. Sein 4:2 war der erste Treffer des defensiven Mittelfeldspielers seit über einem Jahr. Borussia war zurück im Torzirkus.
Es war eine große Reus-Show mit kleinen Makeln und ein Festtag für die Borussia, die schon unter der Woche mit der Vertragsverlängerung von Reus für Jubel am Borsigplatz gesorgt hatte und mit diesem Sieg auf den 15. Platz gesprungen ist.
Oder um es mit den Worten von Spielverlagerung.de zu sagen: Slapstick-Defensive und Ballbesitzkultur.
Auch in Stuttgart siegreich
Sieben Tage später stand erneut ein Spiel am Freitagabend unter Flutlicht auf dem Spielplan und erneut war es ein Sechs-Punkte-Spiel. Der Tabellenletzte gegen den Viertletzten lautete die Paarung am Freitag Abend. Jürgen Klopp vertraute exakt der gleichen Elf, die sieben Tage zuvor 4:2 gegen Mainz gewonnen hat.
Die Borussen legten los wie die Feuerwehr und Nuri Sahin hatte nach zwölf Minuten die erste Großchance – doch sein Kopfball wurde pariert. Kurze Zeit später Jubel bei den Gästen, aber Pierre-Emerick Aubameyangs Treffer galt wegen Abseitsstellung nicht. Doch dann kam die 25. Minute und der Gabuner markierte auf Vorlage von Shinji Kagawa die verdiente Führung.
Leider war die Freude nur von kurzer Dauer, denn als Nuri Sahin seinen Gegner im Strafraum legte, gab es nur Elfmeter und keinen Platzverweis für den Sechser – und es stand 1:1 (32.). Ilkay Gündogan stellte aber nur sieben Minuten später den alten Abstand her und erneut war Kagawa der Vorbereiter – dieses Mal mit der Hacke. Borussia war die klar bessere und deutlich überlegene Mannschaft – oder auch: Ballbesitz-Dortmunder bezwingen schwachen VfB -, bei der ich nie das Gefühl hatte, dass dieses Spiel verloren geht.
Leider spiegelte das der knappe 2:1-Vorsprung zur Pause noch nicht wieder. Das Spiel nach dem Seitenwechsel ist schnell zusammengefasst. Stuttgart konnte nichts und Dortmund hatte die besten Chancen einfach nicht konsequent genutzt. Eine indiskutable Chancenverwertung verhinderte eine deutlichere Führung und selbst als Marco Reus in der 89. Minute sein sechstes Saisontor zum 3:1 erzielte, wurde es noch mal spannend.
Denn Stuttgart gelang das 2:3, doch am Sieg der Borussen gab es keine Zweifel. Der dritte Sieg in Folge katapultierte den BVB zwischenzeitlich auf den zehnten Rang – nach Abschluss des Spieltages war es Platz 12. Zehn Punkte aus fünf Rückrundenpartien können sich auch durchaus sehen lassen.
Es war ein nicht wirklich ansehnliches Spiel bei den Schwaben, es war Abstiegsk(r)ampf pur. Doch an diesem Abend haben nur die drei Punkte gezählt. Sonst nichts. Es war ein Aufwärtstrend, doch keine Euphorie herrschte vor.
Unnötige Niederlage in der Champions League
Am vergangenen Dienstag Abend stand für den BVB das erste Achtfinalspiel gegen Juventus Turin auf dem Programm. In Italien ging es darum, eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in Dortmund zu erreichen.
Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden Teams nach 18 Jahren und wie damals war die Borussia Außenseiter in der Begegnung gewesen. Und leider spielten die Gäste auch zu Beginn wie ein Außenseiter und lagen nach einem haarsträubenden Fehler von Roman Weidenfeller 0:1 hinten.Der eine oder andere rief verzweifelt “Better call Mitch”. Doch der beinahe postwendende Ausgleich von Marco Reus wurde ebenfalls von einem Abwehrfehler – diesmal auf Seiten Turins – begünstigt.
Auch das zweite Tor von Juve war nur mit freundlicher Hilfe der Dortmunder Defensive möglich und sorgte für eine knappe Niederlage, die den Borussen alle Chancen für das Weiterkommen in drei Wochen im Westfalenstadion offenhält. Weitaus bitterer als die Niederlage war die Verletzung von Lukas Pisczek. Der Pole wird dem BVB voraussichtlich sechs Wochen fehlen.
Es gibt schlechtere Ergebnisse für das Rückspiel. Ein 1:0-Heimsieg des @BVB würde reichen. Es war allerdings heute auch mehr drin #JuveBVB
— Marc Höttemann (@Ostwestf4le) 24. Februar 2015
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