Am vergangenen Sonntag stand ein weiterer Meilenstein in meiner noch jungen Läufer-Laufbahn auf dem Programm: mein erster Wettkampf.
Frühlingslauf! Als ich am Sonntag Morgen um sieben Uhr morgens aus dem Schlafzimmerfenster blicke, denke ich an alles – nur nicht an Frühling.
Und das hängt nicht mit der geklauten Stunde wegen der frisch eingetroffenen Sommerzeit zusammen. Es hängt mit dem dunklen Grau zusammen, das sich vor meinen Augen abspielt und sich Wetter nennt.
Trotz zehn Grad dominieren dunkle Wolken und Windböen. Nur die frisch blühende Forsythie im Garten des Nachbarn deutet darauf hin, dass wir den 28. März schreiben. Aber es nützt alles nichts. Ich habe mich für den 48. Frühlingslauf im Düsseldorfer Südpark angemeldet und ich werde laufen – schließlich habe ich mich gründlich auf den ersten Wettkampf meiner Läufer-Karriere vorbereitet.
Die Vorbereitung auf den ersten Wettkampf und die Sorgen
Ursprünglich sollte der Citylauf in Korschenbroich am 19. April mein erster Wettkampf sein, doch eher durch Zufall bin ich auf den Frühlingslauf in Düsseldorf aufmerksam geworden und habe mich schon zeitig angemeldet. Je näher der Tag des Laufes gekommen ist, umso nervöser bin ich geworden. Nicht nur einmal kam mir der Gedanke, einfach nicht teilzunehmen und einfach das Rennen sausen zu lassen. Wieso? Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht.
Denn ich habe die Wochen zuvor fleißig trainiert, bin dreimal die Woche laufen gegangen und dabei mindestens zehn Kilometer (kurz und schnell) oder sogar länger (bis zum Halbmarathon) gerannt. In der Hinsicht war also alles top und ich konnte total entspannt sein. Mein Unbehagen war eher psychologischer Natur.
Ich bin bislang immer allein gelaufen – wenn ich die gemeinsamen Runden mit meinen Söhnen ausklammere – und noch nie zu zweit oder geschweige denn im Rudel. Die Vorstellung, mit hunderten anderer Läuferinnen und Läufer einen Wettkampf zu absolvieren hat zwar keine Angst, aber Unbehagen in mir ausgelöst.
Doch dann gab es auch die andere Seite. Die Seite voller Vorfreude und Euphorie. Ich habe mir vorgestellt, gemeinsam mit vielen anderen Sportlern zu laufen, vom Publikum angefeuert zu werden und einfach Spaß zu haben und den Lauf zu genießen.
Wenn ich bislang gelaufen bin, musste ich daheim nur meine Laufklamotten zusammensuchen, mich umziehen, vor das Haus treten und loslaufen. Ich habe das große Glück, die Laufstrecke direkt vor der Tür zu haben. Bei einem Wettkampf ist das anders. Es ist eher ungünstig, in voller Laufmontur ins Auto zu steigen, 25 Kilometer nach Düsseldorf zu fahren und eine Stunde vor dem Lauf bei kühlen Temperaturen leicht frierend auf den Startschuss zu warten.
Deshalb ist es angebracht, eine lange Trainingshose und eine Laufjacke zu tragen, bevor das Rennen startet. Und natürlich ist auch die Frage berechtigt, welche Klamotten beim Lauf getragen werden. Ich habe mir diese Frage erstmals am Samstag Abend, gut 14 Stunden vor dem Aufbruch nach Düsseldorf gestellt.
Die Wetteraussichten für Sonntag waren nicht die besten: Regen und frische acht Grad sollten es werden. Ich habe mich deshalb für schwarze 3/4 Tights und ein blaues Langarm-Shirt sowie meine Under Armour Weste in neongelb entschieden. Außerdem waren die CEP-Kompressions-Socken und Brooks Ghost 7 an Bord.
Auf dem Weg zur Ausgabe der Startunterlagen
Daran ändert auch nichts, dass es am Morgen schon früh begonnen hat zu regnen. Als ich eineinhalb Stunden vor dem Startschuss im Südpark angekommen bin, sind bereits viele Läufer auf den Beinen. Ich folge dem Strom der Sportler und schlendere zum Vereinsheim der TG 1881, um meine Startunterlagen abzuholen.
Auf dem Weg dorthin kann ich mir bereits einen ersten Eindruck von den unterschiedlichen Läufern machen. Neben den entspannten Läufern, die kurz vor knapp am Startpunkt ankommen, gibt es auch die akribischen Arbeiter, die sich intensiv dehnen, ihre Runden drehen und ABC-Laufübungen erledigen, um fit zu sein.
Die Ausgabe der Startunterlagen ist genauso gut organisiert wie die Entgegennahme der Laufshirts, die alle Voranmelder “gratis” erhalten. Die Startgebühr von acht Euro ist wirklich angemessen und nicht zu teuer. An der Info mache ich mich noch einmal mit der Strecke vertraut und kann auch gleich meine Fragen loswerden.
Schließlich ist der erste echte Wettkampf etwas ganz Besonderes und keine Frage so dumm als das sie nicht gestellt werden könnte. Eine ältere Dame beantwortet meine Fragen nach dem Zeitmessungschip (“Wir sind ein kleiner Verein und haben nur 700 Voranmeldungen. Chips gibt es bei uns nicht.”) genauso kompetent wie sie mir zum Abschied sportlich auf die Schulter klopft und mir einen schönen ersten Lauf wünscht.
Als die Rede auf das trübe Wetter kommt, erklärt sie, dass dies deutlich besser sei als warmes und drückendes Wetter. Und genau so sind wir Sportler: es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur die falsche Kleidung.
Die Vorbereitung für den Lauf
Apropos Kleidung: als ich um viertel nach neun die Startunterlagen und das T-Shirt eingesammelt habe, gehe ich zurück zum Auto und mache mich startbereit für den Lauf. Das Anbringen der Startnummer an die Weste mit den Fixpoints ist anfangs ein wenig tricky, aber schnell habe ich den Bogen raus und bin startklar.
Dann mache ich mich wieder auf Richtung Vereinsheim und Startpunkt, um den Lauf über 5.000 Meter anzuschauen, der eine dreiviertel Stunde vor meinem Rennen beginnt und ein wenig Wettkampf-Atmosphäre zu schnuppern. Der Nieselregen hatte sich inzwischen zu einem richtigen Regen entwickelt und ich war froh, dass ich meine Mütze mit dabei hatte. Der Countdown läuft.
Die Nervosität verfliegt mit jedem Schritt
Je näher ich dem Vereinsheim komme, desto mehr verschwindet die Nervosität, die ich die ganze Woche vor dem Lauf gespürt habe. Ich bin auf einmal ganz ruhig und entspannt. Ich genieße dieses knisternde Gefühl vor dem ersten Wettkampf und versuche möglichst viel davon in mich aufzusaugen und zu konservieren. Noch 40 Minuten bis zum Startschuss.
Bevor es gleich ernst wird, erleichtere ich mich noch auf den extra bereitgestellten Dixi-Klos und bin endgültig startbereit. Die letzten zwanzig Minuten warte ich im Zielbereich und schaue mir den Einlauf der Fünf Kilometer Wettkämpfer an. Der Regen wird immer stärker und langsam wird es unangenehm nass.
Eine Viertelstunde vor dem Startschuss schaue ich mir die Strecke vor Ort an. Der Dauerregen hat die Wege schlammig werden lassen und ich weiß schon jetzt, dass ich mich schön einsauen werde. Das wird ein Spaß! Jetzt noch ein wenig einlaufen und dann ist es soweit. Es kann losgehen.
Der Wettkampf über zehn Kilometer
Ich stelle mich relativ weit vorn auf und setze mich mit der Meute in Bewegung. Es fällt mir anfangs schwer, aus dem Pulk auszubrechen.
“Bloß nicht überpacen, bloß nicht zu Beginn viel zu schnell laufen”, versuche ich mir immer wieder aufs Neue ins Gedächtnis zu rufen und gebe dennoch Gas. An der großen Läuferin mit der grellen Jacke rechts vorbei, der großen Pfütze ausweichen und den kleinen Läufer mit der Mütze links ausweichen – so läuft es die ersten fünfhundert Meter.
Dann entzerrt sich das Feld der Sportler immer mehr. Die Lauf-Cracks sind gefühlte Kilometer weit vorn und ich finde langsam meinen Rhythmus. Ich habe mehr Menschen überholt als ich selbst überholt werde. Es läuft also gut. Die Pace liegt knapp unter fünf Minuten.
Das Rheinland ist alles andere als flach, das ist mein Gedanke, als ich die für Spaziergänger wahrscheinlich als klein empfundenen Steigungen und Gefälle absolviere. Insbesondere die Streckenabschnitte über das glitschige Kopfsteinpflaster bergab zwingt mich zum langsameren Laufen, denn auf die Nase möchte ich mich nicht legen.
Die erste Hälfte des Laufes habe ich in einer Zeit von 25:03 Minuten erledigt. Keine Bestzeit für mich aber auch kein schlechtes Resultat – besonders vor dem Hintergrund, dass der Start mit dem Pulk an Läufern nicht wirklich meine Geschwindigkeit positiv beeinflusst hat. Allerdings habe ich diese Zwischenzeit mit einem Puls zwischen 165 und 170 erreicht (üblich sind bei mir 155 Pulsschläge pro Minute im Training).
Und das sollte sich rächen. Zur Mitte hin bemerke ich, dass meine Kräfte nachlassen. Viel zu früh nachlassen. Ich muss meiner Anfangsgeschwindigkeit und dem Terrain Tribut zollen und spüre erste Erschöpfungserscheinungen. Ein Wettkampf ist doch etwas ganz anderes als ein Trainingslauf.
Richtig übel wurde es nach sieben Kilometern. Doch ich reiße mich am Riemen und laufe weiter. Ich suche mir Läufer vor mir als Fixpunkt und versuche, ihr Tempo zu halten. Nur noch gelegentlich werde ich von anderen Läufern überholt und ich versuche, die Pace von 5:05 zu halten. Wenn es mir schon nicht gelingt, mit einer Sub 50 ins Ziel zu kommen, so soll zumindest die Minute 50 vorn stehen.
Dann ist der neunte Kilometer absolviert und es geht in den Endspurt. Als ich das Vereinsheim der TG 1881 erblicke und die Laufbahn für die letzten dreihundert Meter erblicke, mobilisiere ich noch einmal alle Kräfte und überhole noch eine Läuferin. Mit einer Zielzeit von 50:40 Minuten komme ich im Zielbereich an.
Atemlos – nicht durch die Nacht, sondern am Getränkestand – freue ich mich über die Erfrischung. Langsam senkt sich der Puls und ich realisiere, dass ich meinen ersten Wettkampf geschafft habe. Ich bin erschöpft, aber stolz.
Auch wenn ich nicht hundertprozentig mit mir zufrieden war, konnte sich das Ergebnis in der Endabrechnung sehen lassen:
Marc Höttemann
belegte beim 10000 m Volkslauf
– in einer Zeit von 0:50:40
– den 145. Platz unter allen Läufern
– den 20. Platz in der Altersklasse Senioren M40
– den 133. Platz bei den Männern
Gesammelte Impressionen von meinem ersten Wettkampf
Jetzt ist er also bereits Geschichte: mein erster Wettkampf über zehn Kilometer. Trotz der mäßigen Wetterbedingungen war es ein tolles Erlebnis, das immer einen ganz besonderen Platz in meinen Läufer-Memoiren einnehmen wird.
Und noch viel wichtiger: ich habe Blut am Wettstreit mit anderen Läufern geleckt und freue mich schon auf den nächsten Wettkampf. Weil ich den Citylauf Korschenbroich am 19. April wider Erwarten nicht laufen kann, freue ich mich auf das nächste Highlight meiner noch jungen Karriere als Läufer.
Als nächstes steht am 26. April 2015 der Metro Marathon in Düsseldorf auf dem Plan. Allerdings nicht als 42,195 km Solo-Lauf für mich, sondern als Teilnehmer einer vierköpfigen Staffel und ich bin schon jetzt sehr gespannt. Das wird eine ganz andere Hausnummer.
Mehr zum Thema Laufen in meiner Artikel-Serie “Projekt Laufen”
Alle bisherigen und künftigen Beiträge zum Thema Laufen findet ihr unter #ProjektLaufen2014 und unter #ProjektLaufen2015.
30. März 2015 um 13:32
Gratulation Marc und danke, dass wir daran hier teilnehmen durften. Interessant und einiges was ich las, erinnerte mich an meinen letzten Lauf. Auch wenn die 50 nicht unterboten wurde, dennoch Hut ab vor deiner Leistung. Ja, du bist definitiv ein Läufer! 🙂
30. März 2015 um 13:36
Vielen Dank, Alex 🙂
30. März 2015 um 16:21
Glückwunsch zum ersten Wettkampf. Liest sich gut.
Der Staffelmarathon macht richtig Spass. Bin diesen in den letzten drei Jahren auch gelaufen. Wird nur sehr voll werden im Vergleich zu diesem Lauf, aber ist, je nach Strecke, eine tolle Atmosphäre.
30. März 2015 um 20:14
Ja, ich bin auch sehr gespannt auf den Marathon. Es werden dieses Jahr mehr als 3.000 Staffeln, also mehr als 12.000 Läufer.
30. März 2015 um 17:25
Glückwunsch und weiter so!
Schade, dass es beim CityLauf nicht klappt, da hätte ich Dich ja anfeuern können. Und das kann ich gut! 😉
30. März 2015 um 20:15
Danke, Micha.
Leider sind wir zu einer Kommunion an nahe der holländischen Grenze eingeladen. Kirche ist dort um 14 Uhr, der Lauf über zehn Kilometer um 14:55 Uhr.
Das klappt leider nicht 🙁
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