Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Ein dreiviertel Jahr laufe ich bereits. Und was im Kleinen begonnen hat, ist inzwischen zu einem wichtigen Teil in meinem Leben geworden, das positive Auswirkungen in viele Richtungen hat.
Ende Juni 2014 habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit die Laufschuhe angezogen und bin losgelaufen. Einfach so und ohne festes Ziel vor Augen. Es ging mir weder um Rekorde noch um Gewichtsabnahme, ich wollte meinem Körper einfach etwas Gutes tun.
Meine Motivation war also nicht extrinsisch. Niemand hat mir gesagt, ich sei zu fett und müsse etwas dagegen tun. Niemand hat mir gesagt, ich sei atemlos und bräuchte mehr Kondition. Es kam einfach aus mir heraus, der Wunsch war anscheinend in mir und musste nur geweckt werden. Und nein, mein Laufen damals hatte auch nichts mit dem herannahenden 40. Geburtstag und einer heraufziehenden Midlife Crisis zu tun.
Die ersten Läufe waren hart. Ich habe gekeucht wie ein japsender, alter Hund, der im Hochsommer bei 30 Grad im Schatten zehn Kilometer neben einem Auto hergelaufen ist. Das Baumwoll-T-Shirt war nach zwanzig Minuten vollgesaugt mit Schweiß und was Funktionskleidung ist, war mir bis dato gänzlich unbekannt. Die ersten Runden durch das Feld habe ich in Hallenturnschuhen von Asics absolviert, die ich im Schuhschrank im Keller gefunden habe.
Doch ich habe mich stetig gesteigert und bin am Ball geblieben. Wenn ich heute meine ersten Läufe im Rahmen des #ProjektLaufen2014 nachlese, fühlt sich das wie eine Reise in eine längst vergangene Zeit an. Dabei ist diese Zeit gerade einmal neun Monate her.
Meine Entwicklung als Läufer
Ich habe mich in den vergangenen neun Monaten sukzessive und stetig gesteigert. Anfangs waren meine Läufe nicht weiter als drei Kilometer. Dann fiel die nächste Marke bei 5.000 Metern und von dort aus war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die 10.000er-Marke fällt.
Doch auch mit diesem Zwischenziel habe ich mich nur kurz zufrieden gegeben. Was ich mir vor einem Jahr nicht vorstellen konnte, wurde immer mehr zur Gewissheit: ich laufe gern, ich laufe weit und ich laufe lang. Nach zehn Kilometer kamen die 15.000 Meter und als bisherige Bestmarke war der Halbmarathon am 28. Februar 2015 mein bisheriger Bestwert.
Wie die Entwicklung weitergeht? Ich weiß es nicht. Ich lasse alles auf mich zukommen.
Die Entwicklung meines Gewichtes
Als ich mit dem Laufen begonnen habe, war ich nicht wirklich das, was man landläufig als dick bezeichnet. Bei einer Größe von 1,86 Metern hat mein Gewicht zwischen 93 und 95 Kilo geschwankt – und das relativ konstant.
Nachdem ich die ersten Wochen als Läufer hinter mich gebracht hatte, war eine positive Wirkung auf den Verlauf der Gewichtskurve nach unten nur bedingt sichtbar. Im Nachhinein habe ich auch verstanden, wieso das so ist.
Der Körper baut beim und nach dem Laufen Muskelmasse auf, die sich gewichtsmäßig natürlich erst einmal negativ bemerkbar macht. Doch nach einer Zeit beginnt der Fettabbau. Je länger und intensiver die Läufe sind, umso mehr wird die Fettverbrennung angekurbelt.
Ich habe die positive Wirkung des Laufens insbesondere am Morgen bemerkt. Gegen fünf Uhr schnüre ich die Laufschuhe und laufe eine knappe Stunde. Das anschließende Frühstück besteht aus ein, zwei Tassen Kaffee und sonst nichts. Der einsetzende “Nachbrenn-Effekt” sorgt dafür, dass die Fettverbrennung auf Hochtouren läuft.
Am 27. Juni 2014 wog ich knapp 93 1/2 Kilo. Am 31. März 2015 zeigte die Waage gut zehn Kilogramm weniger an. Die Zahlen sprechen für sich.
Die Klamotten schrumpfen
Eine Gewichtsabnahme geht oft auch mit dem Schrumpfprozess der Kleidung einher. Konnte ich sonst bequem die Bundweite 36 in den Jeans tragen, so habe ich bereits nach weniger als einem Jahr die ersten Hosen in der Größe 34 kaufen können. Es ist ein verdammt gutes Gefühl, die alten, viel zu weiten Beinkleider aus Jux anzuziehen und zu bemerken, wie viel Luft da jetzt ist.
Auch meine Laufshirts, die ich sonst in XL gekauft habe, das entspricht Größe 52 bis 54, habe ich inzwischen in Größe L im Schrank. Es sieht einfach besser aus und das Oberteil hängt nicht wie ein Sack an mir. Apropos Sack: meine Winterjacke in Größe 52 muss ich, wenn ich mein Gewicht halte, auch im nächsten Winter austauschen. Die Jacke hängt und flattert an mir so herum, dass es einfach nicht mehr schön aussieht.
Lesen macht schlau
Auch in Sachen Lauf-Literatur habe ich mich in den vergangenen vierzig Wochen beschäftigt und einige Bücher dazu gelesen und viel gelernt.
Im Einzelnen möchte ich nicht groß auf die Ratgeber eingehen, sondern verlinke zu den bisherigen Rezensionen hier im Blog:
- Die pure Lust zu laufen – Das Motivationsbuch von Andreas Butz und Julia Haupt
- Lauf, du Sau! von Marc-Oliver Bischoff
- Das neue Lauf-Training von Sonja von Opel und Michael Reusse
- Bewegt euch! Die Glücks-Philosophie des Achim Achilles von Hajo Schumacher
- Richtig trainieren für den Halbmarathon von Andreas Butz
- Das große Laufbuch von Herbert Steffny
- Laufbuch Ruhr II – 50 neue Laufstrecken im Ruhrgebiet von Patrick Linder
- Einfach laufen von Stefan Seibold
- Laufbuch von Martin Grüning, Jochen Temsch und Urs Weber
Der Alltag verändert sich
Einhergehend mit dem Laufsport als neues Hobby hat sich auch mein Alltag verändert. Auch wenn es nur kleine Dinge sind, die sich verändert haben – sie helfen der Gesundheit. Ich nehme jetzt generell die Treppe in den fünften Stock anstelle des Aufzugs.
Bei der Ernährung achte ich auf mehr auf Ausgewogenheit. Obst und Gemüse standen früher bereits auf dem Speiseplan, doch ich beachte immer auch, dass es sich mit dem Laufen verträgt.
Auch Völlerei muss und darf sein
Allerdings halte ich mich nicht sklavisch an Ernährungspläne. Essen soll auch weiterhin Spaß machen und mit dem Wissen, mit einem Lauf 800 oder mehr Kalorien verbrannt zu haben, lassen den Döner oder die Pizza ohne ein großes schlechtes Gewissen gleich noch einmal besser schmecken.
Auch Alkohol habe ich nicht komplett aus meinem Leben gestrichen. Ein kaltes, erfrischendes Bier ist nach dem Laufen auch in der nicht alkoholfreien Variante ein guter Durstlöscher und ein Glas Rotwein am Abend vor dem Fernseher oder ein spritziger Weißwein auf der Terrasse darf ruhig sein.
Mein erster Halbmarathon und weitere Statistiken
In den vergangenen drei Monaten habe ich zwei persönliche Erlebnisse gehabt, die im Leben eines Läufers immer etwas Besonderes sein werden.
Ich bin meinen ersten Halbmarathon gelaufen, dem nur zwei Wochen später mit einer Sub 2 Stunden eine Wiederholung folgt, und ich habe meinen ersten Wettkampf absolviert.
Außerdem noch ein paar statistische Werte nach neun Monaten Laufen. Begonnen habe ich im Juni 2014 mit 6,60 Kilometern, ehe ich mich sukzessive gesteigert habe:
- Juli 2014: 97,45 km
- August 2014: 98,54 km
- September 2014: 144,49
- Oktober 2014: 94,80 km
- November 2014: 113,82,km
- Dezember 2014: 74,62 km
- Januar 2015: 160,78 km (mein bisheriger Monats-Rekord)
- Februar 2015: 147,99 km
- März 2015: 156,86 km
In den sechs Lauf-Monaten des Jahres 2014 bin ich insgesamt 630,32 Kilometer gelaufen, im bisherigen Jahresverlauf waren es – in drei Monaten – bereits 502,74 Kilometer.
Verletzungen – eine Seltenheit?
Bislang hat mich erst einmal eine Verletzung fies zurückgeworfen. Und das war auch weniger meiner fehlenden Fitness als meinem überbordenden Ehrgeiz geschuldet.
Es war Anfang Oktober 2014 in Ostwestfalen. Während des Herbsturlaubs mit den Kids bei meinen Eltern wollte ich unbedingt die Runde über den Kniggen laufen. Der Kniggen ist ein Ausläufer des Wildberges nahe meines Heimatortes Amelunxen und von den Höhenmetern für viele Läufer sicherlich eine Lachnummer.
Wer aber wie ich bislang ausschließlich am flachen Niederrhein trainiert hat, wird selbst bei kleineren Bergen ordentlich zu kämpfen haben. Damals war der Anstieg nicht wirklich das Problem. Problematisch war vielmehr das Hinunterlaufen nach dem Aufstieg. Dabei muss ich mir ordentlich die Gelenke und Bänder lädiert haben, denn an lange Läufe jenseits der zehn Kilometer war nicht zu denken.
Doch ich habe mich nicht entmutigen lassen und habe mich mit langsameren Läufen nach und nach an meine alten Distanzen herangearbeitet und war nach drei, vier Wochen wieder auf dem alten Niveau angelangt. Eine Lehre ist mir der Ausflug in das Mittelgebirge aber auf alle Fälle gewesen. Doch ich werde dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren, den Wildberg im Lauftempo erneut zu erklimmen.
Und wie geht es weiter?
Ich bin neun Monate nach dem Beginn als Läufer weiter als ich es erwartet habe. Diese Aussage beziehe ich insbesondere auf meine an Silvester 2014 gesteckten Ziele. Unter anderem war mein Ziel, bis zum April 2015 zehn Kilometer in weniger als fünfzig Minuten zu laufen. Diese Marke ist bereits im Januar 2015 gefallen und würde anschließend auch mehrmals wieder erreicht.
Gleiches galt für die Distanz. Ich hatte mir vorgenommen, bis zur Jahresmitte Richtung 15 Kilometer zu schnuppern und bis Jahresende die Halbmarathon-Distanz zu knacken. Auch hier war ich deutlich früher und hatte schon Ende Februar meinen ersten Halbmarathon in einer Zeit von 2:04 Stunden erledigt, ehe zwei Wochen später sogar erstmals die Sub 2 bei dieser Strecke gefallen ist – und das gleich im zweiten Versuch.
Weiterhin unerledigt ist das Ziel der Sub 50 bei einem Wettkampf. Im Südpark Ende März 2015 habe ich diese Marke um 41 Sekunden verpasst. Allerdings waren die äußeren Bedingungen bei meinem ersten Wettkampf alles andere als gut. Somit habe ich da noch Luft nach oben.
Es fällt mir also schwer, die Ziele für die nächsten Monate zu definieren. Definitiv beibehalten möchte ich meinen Trainings-Rhythmus mit drei Einheiten pro Woche. Unter der Woche zwei kurze, schnelle Runden mit zehn bis elf Kilometer und am Wochenende ein langer Lauf mit Distanzen zwischen 13 km und Halbmarathon-Länge.
Alles andere wird sich schon zeigen. Jetzt freue ich mich erst einmal auf meinen Start beim Metro Marathon in Düsseldorf Ende April.
11. April 2015 um 12:46
Strammes Programm. 160 Wochenkilometer. Respekt und weiter so!
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