Ich hatte mir vorgenommen, nichts mehr über den Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)und die Folgen für die Berufspendler in den Zügen der Deutschen Bahn zu schreiben.
Denn der Ablauf ist jedes Mal der gleiche. Die Gespräche zwischen den Parteien laufen und laufen, bringen kein Ergebnis und es kommt zum Dissens. Kurze Zeit später ruft die GDL den – meist unbefristeten – Streik aus und die Arbeiter und Angestellten, die auf die Bahn angewiesen sind, tüfteln die Ersatzfahrpläne, um pünktlich am Arbeitsplatz zu sein.
Ich bin heute morgen übrigens noch früher als sonst aufgestanden. Der Wecker klingelte bereits um 4:25 Uhr, damit ich meine morgendliche Laufrunde über zwölf Kilometer in Einklang mit der verlängerten Taktung der Bahn bringen konnte. Statt um 7 Uhr hätte ich ansonsten erst um 8 Uhr fahren können und ich mag mir nicht ausmalen, wie chaotisch der Andrang der Pendler am Bahnsteig dann ist.
Seit dem heutigen Mittwoch, 2 Uhr läuft die dritte Auflage des Streiks im Personenverkehr und schon einen Tag früher standen die Ersatzfahrpläne zum Abruf bereit. Business as usual also. Und es hat sich für meine S8 Richtung Düsseldorf nichts geändert. Statt dreimal pro Stunde fährt die Bahn zumindest einmal zu jeder vollen Stunde. Doch heute war es ein wenig anders.
Die Taktung war die gleiche, aber die Resonanz der Pendler war heute Morgen am Bahnsteig Kleinenbroich deutlich größer als beim letzten Streik Anfang Mai. Der Bahnsteig war überfüllt mit Menschen, die ostwärts wollten. Nach Neuss, nach Düsseldorf, nach Wuppertal. Und genauso überfüllt wie der Bahnsteig war auch die um 7:03 Uhr einfahrende S-Bahn aus Korschenbroich. Dicht an dicht standen die Frauen, Männer und Kinder und ich hatte Mühe, überhaupt in den Waggon zu kommen.
Bei der nächsten Haltestelle in Büttgen wurde es nicht besser. Im Gegenteil. Auch hier das gleiche Bild wie in Kleinenbroich. Zu viele Menschen wollten in die viel zu kleinen Zugabteile und dementsprechend gab es bei den Fahrgästen lange Gesichter, die sich nicht mehr in die vollgestopften Gänge quetschen konnten und zurückbleiben mussten.
Erst ab der Haltestelle Neuss Hauptbahnhof kehrte ein wenig personelle Entspannung ein. Einige Fahrgäste hatten die S8 verlassen und es verschwand das Gefühl der absoluten Enge. Vollgepfropft war die Bahn aber immer noch. Mit jedem weiteren Stopp wurde der Zug leerer und die Lage entspannte sich.
Nach diesem Erlebnis denke ich ernsthaft darüber nach, morgen früh bereits eine Stunde eher zu fahren. Um 6 Uhr sollte die Bahn nicht so stark frequentiert sein und das aufdringliche, zwangsweise und wenig gemütliche Gruppen-Kuscheln ausfallen.