Es ist unglaublich. Seit 52 Wochen laufe ich bereits regelmäßig und ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass sich mein Leben mit dem Laufen seit dem 27. Juni 2014 nachhaltig verändert hat.
Mein erster Lauf am 27. Juni 2014
Ich habe zur Sicherheit noch einmal nachgeschlagen, doch es stimmt. Am Freitag, 27. Juni 2014 bin ich um 18:12 Uhr und 22 Grad zu meiner ersten Laufrunde seit ewigen Zeiten aufgebrochen. Für die 3.340 Meter habe ich 22 Minuten und 11 Minuten gebraucht, was einer Pace von 6:38 Minuten entspricht.
Dabei war dieser erste Lauf nur eine fixe Idee, ein spontaner Gedanke Ende Juni vergangenen Jahres, als ich mir aus einem Reflex heraus die alten Sportschuhe, die kurze Hose und das T-Shirt übergezogen habe und meine ersten nicht einmal dreieinhalb Kilometer seit ewigen Jahren gelaufen bin.
Wobei “gelaufen” fast schon übertrieben ist. Bei einer Pace von knapp sechseinhalb Minuten stand das Ankommen und Durchhalten im Vordergrund. Insbesondere das Durchhalten war und ist eine Disziplin, die mich in den vergangenen zwölf Monaten kontinuierlich begleitet hat. Aufgeben war nie eine Option für mich und wird es auch künftig nicht sein. Lieber langsamer weiterlaufen als zu stoppen – das ist meine Devise.
Langsam aber stetig steigern
So begann also meine junge Läufer-Karriere und Stück für Stück wurden die Läufe weiter und die Zeiten länger. Am 13. Juli 2014, am Tag des WM-Finales in Brasilien, bin ich das erste Mal mehr als fünf Kilometer und mehr als eine halbe Stunde am Stück gelaufen.
Es dauerte sieben Wochen, genauer gesagt 52 Tage, bis die nächste markante Marke gefallen ist. Am 3. September 2014 bin ich das erste Mal zehn Kilometer und eine Stunde am Stück gelaufen. Auf die nächste Bestmarke musste ich nach einem gesundheitlichen Einbruch im Oktober (ich hatte das Laufen im Mittelgebirge unterschätzt und fiese Knieprobleme) bis zum Jahreswechsel warten.
Am 18. Januar 2015 lief ich meinen ersten “Drittelmarathon” über 14,22 Kilometer in 1:24 Stunden und am 25. Januar 2015 stand das erste Mal die Marke von 15 Kilometern in 1:27 Stunden auf der Uhr. Doch das bisherige Highlight sollte mir noch bevorstehen.
Der 28. Februar 2015 war nicht nur der letzte Tag des Monats, sondern auch mein erster Lauf über die Halbmarathon-Distanz. Innerhalb von acht Monaten hatte ich mich von drei- auf einundzwanzigtausend Meter hochgearbeitet. Ich war stolz – ebenso stolz übrigens, als ich nur zwei Wochen später am 15. März dieses Kunststück wiederholen konnte.
Meinen bisherigen Streckenrekord habe ich am 6. Juni dieses Jahres aufgestellt. In 2 Stunden und 16 Minuten bin ich 24 Kilometer gelaufen. Das ist eine Bestmarke, die ich vor einem Jahr niemals für möglich gehalten hätte.
Wenn ich heute auf diese Statistiken schaue, wirkt das auf mich wie Zahlen aus einer anderen Welt. Inzwischen schaffe ich 24 Kilometer und mehr als zweieinviertel Stunden Laufen am Stück, ohne danach ein Sauerstoffzelt aufsuchen zu müssen. Außerdem ist es mir mehrmals gelungen, die fünf Kilometer mit einer Sub 25 und die zehn Kilometer mit einer Sub 50 zu laufen.
Auch wenn einige ambitionierte Läuferinnen und Läufer über solche Zeiten schmunzeln: für mich ist es eine regelrechte Metamorphose, die ich durchlebt habe und die mein Leben auf vielen Ebenen nachhaltig und positiv verändert hat.
Das Gewicht
Auch meine körperliche Fitness und mein Körperbewusstein haben sich in den vergangenen 365 Tagen nachhaltig verändert. Ich habe Ende Juni 2014 gut und gerne 93 bis 94 Kilogramm auf die Waage gebracht und habe die Jeans in Größe 52 bzw. Bundweite 36 getragen. Bei einer Größe von 1,86 Metern war ich alles andere als fett.
Derzeit bringe ich gut 81 Kilo auf die Waage und meine Jeans sitzt bei einer Bundweite von 34 nicht wirklich eng, sondern hat bereits wieder Luft. Wenn ich meine T-Shirts in Größe XL trage, “flattern” diese ein wenig. Bei den Lauf-Shirts steht mir eine Größe L deutlich besser als die XL-Klamotten, mit denen ich im Sommer 2014 gestartet bin.
Auch auf Fotos ist meine Gewichtsreduktion mehr als offensichtlich. Wenn ich Fotos von mir von vor zwölf Monaten sehe, erschrecke ich gelegentlich – das soll ich gewesen sein? Doch ein wenig Angst macht mir die Gewichtsabnahme auch. Nachdem mein Gewicht trotz gleichbleibenden Trainings mit 35 bis 40 Kilometern pro Woche einige Zeit stagniert hatte, ging es vor ein paar Wochen weiter runter.
Jetzt frage ich mich: wo soll das hinführen? Lande ich in einem halben Jahr unter achtzig Kilo? Ich habe keine Ahnung, ich weiß aber, dass ich nicht als optischer Läufer-Hungerhaken enden möchte.
Die Ernährung als Läufer
Ich bin ein Genussmensch und halte nichts von übertrieben gesunder Ernährung. Ich esse gern Obst und trinke tagsüber im Büro locker zwei bis drei Liter Wasser. Doch genauso darf es auch ein Schokoriegel oder in der Kantine die Pommes-Currywurst sein. Für mich gehört das zum Leben dazu – solange es nicht in Völlerei ausartet.
Das Laufen und die Kalorien-Verbrennung hilft mir natürlich dabei. Bei einem Lauf über zwölf Kilometer in sechzig, siebzig Minuten verbrenne ich mal eben so eintausend Kalorien. Kalorien, die es mir erlauben, abends auf der Couch beim Fernsehen ohne schlechtes Gewissen einen leckeren Cocktail, ein kühles Bier und eine halbe Tüte Chips zu futtern.
Meine grundsätzliche Ernährung habe ich nicht wirklich umgestellt und achte auch nicht pedantisch auf die Kalorien. Wozu auch? Essen soll Spaß machen und nicht für ein schlechtes Gewissen sorgen.
Die passenden Klamotten beim Laufen
Nach 365 Tagen als Läufer habe ich inzwischen auch alle vier Jahreszeiten läuferisch erlebt.
Am meisten Respekt hatte ich vor dem Winter. Die Zeit zwischen November und Februar ist nicht nur bekannt für eisige Temperaturen und Regen und Schnee, sondern auch für kurze Tage mit viel Dunkelheit. Doch das hat mich nicht davon abgehalten, mein Training auch in dieser Zeit durchzuziehen.
Ich habe in vier Artikeln ausführlich von meiner passenden Laufbekleidung im Laufe der Jahreszeiten berichtet. Hier können alle Beiträge nachgelesen werden:
- Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Die passende Bekleidung für das Laufen im Frühling
- Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Die passende Bekleidung für das Laufen im Sommer
- Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Die passende Bekleidung für das Laufen im Herbst
- Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Die passende Bekleidung für das Laufen im Winter
Meine drei Highlights nach 52 Wochen Laufen
Es fällt mir schwer, nach mehr als 1.500 gelaufenen Kilometer in mehr als 150 Läufen genau die drei besonderen Momente als Läufer hervorzuheben, ohne andere Erlebnisse ungewollt abzuwerten.
Zweifelsfrei zählt aber mein erster Wettkampf im Düsseldorfer Südpark genauso dazu wie das beeindruckende Erlebnis beim Metro Marathon 2015, den ich als Staffelläufer begleitet habe.
Als drittes Highlight nenne ich stellvertretend die besonderen Läufe in der Natur. Also Läufe fernab meiner wöchentlichen Trainings-Standard-Laufstrecke durch die Felder von Kleinenbroich nach Büttgen und zurück.
Zum einen habe ich die Jenaer Laufwege im Mai 2015 sehr genossen und auch die Laufstrecke entlang der Niers im Bungter Wald bei Mönchengladbach ist zweifelsfrei etwas ganz Besonderes.
Meine liebsten Lauf-Bücher
Schon vor drei Monaten habe ich Lauf-Bücher vorgestellt. Um mich nicht zu wiederholen, stelle ich hier ein Best Of meiner Lauf-Literatur vor.
Im Einzelnen werde ich nicht groß auf die Ratgeber eingehen, bitte bedient euch selbst an den bisherigen Rezensionen hier im Blog:
- Die pure Lust zu laufen – Das Motivationsbuch von Andreas Butz und Julia Haupt
- Bewegt euch! Die Glücks-Philosophie des Achim Achilles von Hajo Schumacher
- Das große Laufbuch von Herbert Steffny
- Laufbuch Ruhr II – 50 neue Laufstrecken im Ruhrgebiet von Patrick Linder
- Laufbuch von Martin Grüning, Jochen Temsch und Urs Weber
Die Statistik
Weil Zahlen oftmals mehr als viele Worte sagen, hier ein paar Statistiken.
In einem Jahr bin in 156 Läufen nicht weniger als 1.561,86 Kilometer gelaufen. Für diese Strecke habe ich 148 Stunden, 33 Minuten und 45 Sekunden benötigt. In dieser Zeit habe ich nicht weniger als 133.940 Kalorien verbrannt.
Die Gesamtlaufstrecke gliedert sich auf die zwölf Monate wie folgt auf:
Juni 2014: 6,60 Kilometer mit zwei Aktivitäten
Juli 2014: 97,45 Kilometer mit 19 Aktivitäten
August 2014: 98,54 Kilometer mit 14 Aktivitäten
September 2014: 144,49 Kilometer mit 14 Aktivitäten
Oktober 2014: 94,80 Kilometer mit 12 Aktivitäten
November 2014: 113,82 Kilometer mit 13 Aktivitäten
Dezember 2014: 74,62 Kilometer mit 7 Aktivitäten
Januar 2015: 160,78 Kilometer mit 14 Aktivitäten
Februar 2015: 147,99 Kilometer mit 12 Aktivitäten
März 2015: 156,86 Kilometer mit 13 Aktivitäten
April 2015: 152,78 Kilometer mit 12 Aktivitäten
Mai 2015: 157,17 Kilometer mit 13 Aktivitäten
Juni 2015: 155,95 Kilometer mit 11 Aktivitäten (Stand: 27.06.2015)
Und wie geht es weiter?
Wenn ich eins beim Laufen gelernt habe, dann das: Planung ist wichtig, aber nicht das A und O. Und schnell sind Ziele und Pläne auch über den Haufen geworfen.
Sei es aufgrund einer Verletzung – was tragisch, aber nicht dramatisch ist – oder auch, weil Ziele schneller als geplant erreicht worden sind. So geht es mir regelmäßig mit meinen Distanz-Zielen. Beispielsweise wollte ich mich bis Ende dieses Jahres Richtung Halbmarathon-Distanz vorarbeiten, hatte das Ziel aber bereits nach zwei Monaten erreicht.
Insofern plane ich aktuell keine neuen Meilensteine ein, sondern möchte “nur” bis zum Jahresende einen Halbmarathon als Wettkampf absolviert haben. Als Dortmund-Fan bietet sich der Halbmarathon rund um den Phoenix-See an, der am Tag der Deutschen Einheit startet.
Mal schauen, inwiefern ich mir diesen Wunsch erfülle. Die konditionellen Voraussetzungen scheine ich zu besitzen, denn die Distanz über 21,1 Kilometer bin ich in diesem Jahr bereits mehrmals gelaufen.
Mehr zum Thema Laufen in meiner Artikel-Serie “Projekt Laufen”
Alle bisherigen und künftigen Beiträge zum Thema Laufen findet ihr unter #ProjektLaufen2014 und unter #ProjektLaufen2015.
21. Juli 2015 um 08:58
Hey,
ich finde es total super, dass du das mit dem Joggen so durchgezogen hast.
Lg Winni
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7. August 2015 um 08:08
Hey,
Respekt für deine Disziplin! Weiter so!
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Pingback: Rezension: Tempotraining für 10-Kilometer, Halbmarathon- und Marathon-Läufer von Holle Bartosch > Produkttest, Rezension > ProjektLaufen2015, Buchkritik, Copress Sport, Halbmarathon, Jogging, Laufen, Marathon, Rezension, Running, Tempotraining, We
29. September 2015 um 21:48
Hätte mir gewünscht, dass ich auch so eine starke Willenskraft hätte. Respekt an deine Disziplin.
12. Oktober 2015 um 15:23
Hallo Marc,
ich gratuliere dir ganz herzlich zu Deinem Erfolg – und ich bin total neidisch auf Deinen Körper, bzw. wie der mit kulinarischen Genüssen umgeht. – Ich bin das beste Beispiel dafür, dass das auch ganz anders sein kann 😉
Ich halte Deinen Blog von nun am im Auge (trage Dich in meine Blogroll ein) und bin gespannt, wann ich lesen werde, dass Du Deinen ersten MARATHON gefinisht hast. Und sag jetzt bitte nicht niemals… 😉
Schöne Grüße in meine niederrheinische Heimat (ich komme aus Nettetal)
Eddy
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19. März 2017 um 11:59
Lieber Marc,
nachdem ich deinen Blog schon seit Monaten regelmäßig lese, muss ich dir jetzt mal schreiben.
Erstmal gratuliere ich herzlich zu den 5000 km in 32 Monaten! Respekt, dass du das so durchziehst!
Gleichsam gratuliere ich dir zu deinem interessanten und lesenswerten Blog (sonst würde ich nicht regelmäßig reinschauen)!
Ich kann mich mit allem, was du schreibst, wunderbar identifizieren, denn ich bin ähnlich alt wie du und von den sportlichen Leistungen her ähnlich unterwegs wie du (nicht ganz so viele Kilometer). Und viele Dinge, die du schreibst, könnten von mir sein! 🙂
Was mir auch sehr gut gefällt, ist deine Einstellung: Ambitioniert laufen mit Zielen ja, Askese und Selbstkasteiung nein!
Und seien wir ehrlich: So ein fetter Burger gibt schon Energie für den nächsten Lauf! 😉
In diesem Sinne also weiterhin alles Gute und ich freue mich auf viele neue Posts!!!
Sportliche Grüße aus Niederbayern
Hans
20. März 2017 um 08:39
Guten Morgen Hans,
wow, ich bin wirklich baff, nachdem ich Deinen Kommentar gelesen habe.
Vielen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung, die mich extrem motiviert und gefreut hat.
Keep on Runnung
Marc