Happy Birthday, Eigenheim!
Auf dem Weg ins Büro ist mir kürzlich bewusst geworden, dass ich in diesem Monat seit zehn Jahren in Kleinenbroich wohne.
Es fällt mir schwer, ein exaktes Datum zu definieren. Ist es das Datum der Hausübergabe im Juni 2005 (nein, denn damals war das Haus noch nicht bewohnbar, sondern es handelte sich um den Eigentumsübergang), um das Datum des Umzugs und die erste Nacht im eigenen Haus oder ist es ein ganz anderes Datum?
Ich weiß es nicht und es ist auch nicht wirklich wichtig. Zumindest im Rückblick. Denn ob es nun Datum x oder Daum y war, ist am Ende nur schnöde Statistik und ohne Belang. Fakt ist: zehn Jahre sind eine lange Zeit und ich frage mich, wo jene zehn Jahre rückblickend geblieben sind.
Ich sehe mich noch am Nikolaustag 2004 beim Notar sitzen, als ich das erste Mal im Leben eine Unterschrift unter ein Dokument setze, das mir neben einem Glücksgefühl auch Schulden im sechsstelligen Bereich aufbürdet, ich sehe mich im Frühjahr 2005 vor dem Rohbau im Eickerender Feld mit der Liebsten stehen und ich denke an den Artikel in der hiesigen Tageszeitung, die Anne und mich als erste Bewohner im Neubaugebiet im Osten Kleinenbroichs vorstellt.
Lang, sehr lang ist das her.
Eine Odyssee geht zu Ende
Vor 120 Monaten haben die Liebste und ich gemeinsam mit unserem zweijährigen Sohn unsere ersten eigenen vier Wände bezogen. Damit ging eine Wanderung in den Westen zu Ende, die für Anne bereits 1990 mit dem Umzug von Jena ins Weserbergland begonnen hat. Ich hatte es nicht ganz so weit.
Über die Stationen Amelunxen (1974 bis 1997), Düsseldorf (1997 bis 1998) und Büttgen (1998 bis 20005) habe ich mich von Ostwestfalen sukzessive westlich vorgearbeitet, um mich endgültig am Niederrhein niederzulassen.
Damit hatte ich auch den Klassiker “heiraten, Kinder bekommen, Haus bauen und Baum pflanzen” gemeinsam mit meiner Frau erfolgreich durchgespielt. Nach dem ersten Sohn kam ein Jahr nach dem Einzug ins Haus der zweite Sohn auf die Welt und das Familienglück war komplett.
Viel Arbeit, wenig Ahnung: ich
Der Bau eines Hauses ist für mich immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Denn handwerklich war ich anno 2005 überwiegend talentfrei. Inzwischen hat sich mein Können auf diesem Gebiet verbessert, doch wie sage ich gern: ich muss nicht alles können, ich muss nur jemanden kennen, der so etwas kann. Wie meinen Vater.
Wenn ich mir überlege, dass wir das Projekt Hausbau ohne die Expertise meines Dads hätten stemmen müssen… Mein Vater hat sich nicht nur um die komplette Planung der Elektrik im Haus gekümmert und mit dem Elektriker verhandelt und viele Tipps gehabt (elektrische Rollläden, elektrisches Garagentor, ausreichend Steckdosen im gesamten Haus und und und), sondern auch die Baustelle überwacht und den ausführenden Firmen auf die Finger geschaut.
Außerdem hat er gemeinsam mit mir die kompletten Bodenbeläge im Dachgeschoss und ersten Obergeschoss verlegt und im Keller Strippen gezogen und die Beleuchtung erledigt. Außerdem hat er uns den goldenen Tipp mit auf den Weg gegeben, nicht an der falschen Ecke zu sparen. Das hatte beispielsweise zur Folge, dass wir das Dachgeschoss direkt ausgebaut und auch ein komplettes drittes Bad mit Dusche eingebaut haben.
Überhaupt: meine Eltern!
Und nicht nur mein Dad war damals eine große Hilfe. Meine Mum hat sich um unseren damaligen zwei Jahre alten Sohn gekümmert, in unserer Mietwohnung in Büttgen die Stellung gehalten, eingekauft und gekocht.
Meine Eltern waren damals bestimmt häufiger im Rheinland als bei sich zu Hause. Auch als es um den Umzug ging, war mein Bruder zur Stelle und hat mit angepackt. Diese Hilfe war einmalig und unglaublich wichtig.
Das eigene Haus ist keine Selbstverständlichkeit
Diese Ereignisse liegen jetzt eine Dekade zurück. Für mich ist es inzwischen etwas Selbstverständliches geworden, im eigenen Heim zu wohnen. Doch immer wieder mache ich mir bewusst, dass es genau das nicht ist.
Es ist ein Privileg, die Terrassentür öffnen zu können und in den eigenen Garten zu gehen. Es ist ein Privileg, spät abends noch unter die Dusche zu gehen, ohne Rücksicht auf Nachbarn nehmen zu müssen. Und es ist ein Privileg, in den eigenen vier Wänden leben zu können.
Was ist der Plural von Heimat?
Gibt es eigentlich einen Plural von Heimat? Mir ist nämlich im Laufe der Jahre bewusst geworden, dass ich nicht nur eine Heimat, sondern derer gleich zwei habe.
Ich habe es bereits schon vor einiger Zeit mal gesagt: mein Heimatdorf Amelunxen in Ostwestfalen ist meine erste Heimat und Kleinenbroich inzwischen zu meiner zweiten Heimat geworden. Wobei Heimat ohnehin weniger ein konkreter Ort als ein Gefühl ist.
Mein Lebensmittelpunkt ist Kleinenbroich. Hier lebe ich mit meiner Familie, hier sind meine Freunde und Bekannten, hier sind meine Kinder aufgewachsen und hier gehen meine Kinder zur Schule. Wir fühlen uns wohl in Kleinenbroich und schätzen die Nähe zu den großen Städten wie Düsseldorf und Köln und zum Ruhrgebiet, genießen aber auch das eher kleinstädtische unseres Wohnortes.
Doch Amelunxen, meine erste Heimat und mein Lebensmittelpunkt für die ersten 23 Lebensjahre – und damit bislang mehr als die Hälfte meines Lebens -, wird immer für mich ein wichtiger Ort sein. Und nicht nur für mich, sondern auch für meine Söhne.
Vier Taufen in Ostwestfalen
Lustigerweise sind unsere beiden Söhne nicht im Rheinland, sondern in Amelunxen getauft worden. Genauso wie ich 1975 als Baby am Taufbecken gestanden habe, ließ sich auch Anne in den 1990er Jahren dort taufen. Und auch unsere kirchliche Hochzeit haben wir in der altehrwürdigen evangelischen Kirche gefeiert. Auch das ist eine Tradition geworden.
Wenn der große Sohn 2017 die Konfirmation in Kleinenbroich feiern wird, ist es das erste Mal, dass dieses Ritual durchbrochen wird. Dann wird Kleinenbroich ein weiteres Stück vom Heimatkuchen abbekommen und die Biographie des Großen prägen. Und wer weiß, wie seine wohnliche Biographie in zwanzig Jahren aussehen wird.
Happy Birthday, Eigenheim!
Alles Gute zum zehnten Geburtstag!
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