Es ist ein Freitag Nachmittag im September gegen 17 Uhr. Ich sitze auf einer Parkbank im Schatten, das Blau des Himmels wird nur von ein paar Watte-Wolken aufgelockert, es ist eine wahre Pracht im Grüneburgpark.
Während ich auf der Holzbank sitze und auf das vielfältige Grün des Parks schaue, laufen permanent flinke Jogger, gemütliche Spaziergänger, engagierte Walker und ambitionierte Läufer entlang des Weges. Mütter und Väter tollen mit ihren Töchtern und Söhnen über das saftige Gras und spielen mit dem Ball oder lassen sich ein Picknick auf der Decke schmecken. Sie alle genießen das spätsommerliche Wetter und freuen sich über die letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Auf meinem Weg vom Hauptbahnhof Frankfurt zum Stadtteil Westend bin ich nachdenklich geworden. Selten habe ich die krassen Gegensätze zwischen arm und reich so extrem erlebt wie hier in Hessen. Während am und um den Bahnhof der oft als Pöbel titulierte Rand der Gesellschaft raucht, trinkt, sich prostituiert und kokst, ist die Dichte an Oberklassewagen von Porsche, Mercedes und BMW nur eine U-Bahn-Haltestation und einen kleinen Spaziergang in nördlicher Richtung wahrscheinlich nur mit Sylt und in Königstein zu toppen.
Als ich im Park meine Gedanken schweifen lasse, fällt mir auf, wie selten ich einfach mein Gemüt im Ruhezustand verharren lasse und wie selten ich einfach mal nichts mache. Und damit meine ich auch nichts. Gar nichts. Nicht das Smartphone checken, keine E-Mails schreiben, ziellos auf Webseiten umhersurfen, mit Apps hantieren oder anderer Prokrastination nachgehen.
Ich stelle fest: das mache ich viel zu selten. Und es geht nicht nur mir so. Auf dem Weg in den Park musste ich an einer vielbefahrenen Ampel einige Zeit warten. Die Autos brausten an mir vorbei und die Wartezeit zog sich gefühlt endlos dahin. Habt ihr schon einmal beobachtet, wie wenige Menschen bei einer roten Fußgänger-Ampel warten?
Meine Beobachtung hat ergeben, dass es maximal die Hälfte der Menschen sind. Und während ich an der Ampel warte, kommt ein Junge mit einem großen Streichinstrument und einem mindestens genauso großen Tornister von schräg gegenüber über die Straße gelaufen. Der kleine Mann hat in der rechten Hand sein Smartphone und checkt die ganze Zeit das Display. Ohne auf den Auto-Verkehr zu achten – einfach immer der Nase nach. Und das Kind ist vielleicht acht, neun Jahre alt. Höchstens.
Was geht hier eigentlich in unseren Leben ab? Wollen wir so leben? Anscheinend ja. Ich bin nachdenklich geworden und sitze weiterhin auf der Bank im Grüneburgpark im Frankfurter Westend und weiß jetzt auch nicht mehr.